08.03.2018 Aufrufe

Experimentelle Psychologie

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

28<br />

<strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />

Unregelmäßigkeiten der brechenden Medien entsteht nämlich<br />

auf der Netzhaut eine sehr unscharfe Abbildung des äußeren<br />

Gegenstandes, der auch nur ein Gesichtsbild mit sehr um<br />

genauen Umrissen entsprechen könnte. Durch die Induktion<br />

der Gegenfarbe werden nun die schwächeren, über das wahre<br />

Bild hinausragenden „Verzeichnungen“ mehr oder weniger<br />

aufgehoben. Vom Standpunkt der noch zu besprechenden<br />

Hering sehen Farbentheorie beruht ein weiterer Vorteil<br />

des Simultankontrastes darin, daß durch ihn die Netzhaut<br />

für die Aufnahme des wandernden Farbeneindruckes ge*<br />

wissermaßen vorbereitet wird: die Stelle der Netzhaut, die<br />

soeben infolge des Kontrastes zu einem roten Objekt grün<br />

empfindet, ist in der besten Verfassung, um alsbald das rote<br />

Objekt wahrzunehmen.<br />

Die Tatsachen des Simultan kont rast es erklärt<br />

man heute allgemein mit Hering, Mach und älteren For*<br />

schem physiologisch. Man denkt sich die benachbart<br />

ten Stellen der Netzhaut oder eines andern Teiles des ner*<br />

vösen Apparates in funktioneller Wechselwirkung zueinan#<br />

der stehend, ähnlich wie die Wassersäulen in einer Mano*<br />

meterröhre: sinkt die eine Wassersäule, so muß die Nachbar#<br />

säule steigen., Entspricht nun dem Sinken die Empfindung<br />

der einen Gegenfarbe, so ist mit dem Steigen die der andern<br />

verbunden; empfindet ein Netzhautelement rot, so muß<br />

darum das Nachbarelement grün empfinden, Helmholtz<br />

wollte die Kontrasterscheinungen psychologisch als „Urteils#<br />

täuschung“ oder, wie man heute sagen müßte, als Resultat<br />

der Auffassung deuten. Gegen diese nicht mehr haltbare<br />

Anschauung sei nur ein durchschlagender Beweis von G. E.<br />

Müller angeführt. Einem Grünblinden wurden zwei<br />

Hintergründe vorgelegt, ein grüner und ein grauer, die er<br />

beide für gleich grau ansah. Auf beiden brachte man nun<br />

ein kleineres graues Quadrat an. Während nun das Quadrat<br />

auf dem grauen Hintergründe seine Farbe nicht änderte, sah<br />

der Grünblinde das Quadrat auf dem grünen Hintergrund in<br />

roter Farbe,<br />

Die Tatsachen, auf die sich Helmholtz stützte, gehören zumeist<br />

in den Bereich der Oberflächenfarjben, wo wirldich die Auffas-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!