08.03.2018 Aufrufe

Experimentelle Psychologie

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ZWEITER ABSCHNITT;<br />

Empfindungskomplexe.<br />

Sind die Empfindungen die elementaren Bausteine des anschau*<br />

liehen Erkennens, so läßt sich die Frage aufwerfen, wie sich die Verbindung<br />

solcher Elemente gestalten werde: Wird sie eine reine Addition<br />

von Empfindungen sein, oder werden bei dem Zusammensein von<br />

Empfindungen neue Gesetzmäßigkeiten auftreten? Bei der Untersuchung<br />

dieser Frage könnte man wie bei der Empfindungslehre immer<br />

streng von dem psychisch Gegebenen ausgehen, Empfindungskomplexe<br />

aufsuchen und sie erforschen. Statt dieses analytischen Weges, der<br />

mancherlei Schwierigkeiten bietet, steht uns aber auch der bequemere<br />

synthetische offen. Wir kennen schon die Beziehungen zwischen Reiz<br />

und Empfindung und dürften auch durch die vorausgegangenen Betrachtungen<br />

gegen den „stimulus-error“ (Titchener), d. h. gegen<br />

die Verwechslung von physikalischem Reiz und psychischem Erlebnis<br />

geschützt sein. Man könnte also systematisch durch gleichzeitige Verwendung<br />

mehrerer Reize Empfindungskomplexe hervorzurufen bedacht<br />

sein. Dabei müßten zwei oder mehr Reize zunächst auf dasselbe<br />

Sinnesorgan und dann auf verschiedene Organe einwirken. In manchen<br />

Fällen, wo mehrere adäquate Reize nicht allein dasselbe Organ, sondern<br />

auch dieselben Nervenfasern erregen, wird wie bei dem Auge nur<br />

eine einzige Empfindung entstehen. Diese Fälle gehören nicht hierher<br />

und wurden auch schon bei der Empfindungslehre besprochen; alle<br />

anderen Fälle sind jedoch hier zu berücksichtigen. Allerdings liegt<br />

eine systematische Durchforschung des Gesamtgebietes noch nicht vor.<br />

Das wenige über die Verbindung der niederen Sinnesempfindungen,<br />

wie der Gerüche und Geschmäcke, wurde schon oben gelegentlich<br />

gestreift. Beide Empfindungsarten gehen miteinander auf jeden Fall<br />

eine sehr innige Verbindung ein, die der Unkundige nicht leicht zu<br />

analysieren vermag. Immerhin scheint es hier bei einer einfachen<br />

Addition der Empfindungen zu bleiben. Doch stehen genauere Untersuchungen<br />

noch aus. Bei den andern Sinnen hingegen werden durch<br />

das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer Empfindungsqi^alitäten seelische<br />

Gebilde bedingt, die schon immer die Aufmerksamkeit der<br />

Psychologen erregten und darum eingehender erforscht sind. Von<br />

diesen Empfindungskomplexen sind die aus Tönen bestehenden verhältnismäßig<br />

die einfachsten; fehlt doch bei ihnen das räumliche<br />

Moment. Mit ihnen soll darum bei der Besprechung der Empfindungskomplexe<br />

begonnen werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!