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Experimentelle Psychologie

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214 <strong>Experimentelle</strong> <strong>Psychologie</strong><br />

hin, daß das emotionale Moment ebenso wie bei den niederen<br />

Gefühlen in enger Berührung mit den physiologischen Vor*<br />

gängen steht. Es wird aber nicht angehen, sie einfachhin als<br />

eine Verbindung von Sachverhaltserfassungen mit den sinn*<br />

liehen Gefühlen anzusprechen. Dem steht einerseits der<br />

bezeichnende Unterschied von Ernst* und Phantasiegefühlea<br />

(der nur phantasierte Sachverhalt erweckt andere Gefühle<br />

als der wirklich erlebte), anderseits das scheinbare Vorkom*<br />

men höherer Gefühle wie Furcht, Anhänglichkeit u. ä. bei<br />

Tieren entgegen, denen wir bekanntlich die Sachverhalts*<br />

erfassung abstreiten. Wir müssen also einen andern Weg<br />

versuchen.<br />

Wir sahen, Empfindungen sind zumeist von einem stär*<br />

keren oder schwächeren Gefühlston begleitet, und zwar faß*<br />

ten wir die Gefühlsreaktion nicht als eine einsichtige Ant*<br />

wort der Seele auf die Empfindung, sondern als den psychi*<br />

sehen Parallelvorgang zu einem mit der sensorischen Erre*<br />

gung irgendwie funktionell verbundenen Nervenprozeß auf.<br />

Es muß darum auch die Summe von Empfindungen zu irgend*<br />

welcher, vielleicht algebraischen Summe von Gefühlen füh«<br />

ren. Zwischen den Empfindungen und den Elementen der<br />

absoluten Vorstellung (S. 102ff.) machten wir aber keinen Un*<br />

terschied. Es wird darum auch die Vorstellung eine Gefühls*<br />

summe mit sich bringen. Und die Assoziation von Vorstei*<br />

lungen wird auch die Vermehrung der Gefühlsmasse bedeu*<br />

ten. Wir glauben nun, daß aus diesen Gefühlsreserven unser<br />

ganzes emotionales Leben gespeist wird. Also jede Gefühls*<br />

erregung hätte demnach die Mitarbeit des Reproduktions*<br />

apparates zur Voraussetzung. Das wird weniger befremden,<br />

wenn man bedenkt, daß bei all unserer geistigen Tätigkeit<br />

die Reproduktion weit stärker beteiligt ist,<br />

als es die uns auf*<br />

fälligen Bewußtseinsinhalte vermuten lassen, und wenn man<br />

zweitens berücksichtigt, daß die zu einer Reproduktion gehö*<br />

rigen Gefühle weit schneller in den Blickpunkt des Bewußt*<br />

seins treten als die sie auslösenden Vorstellungen: Sehr oft<br />

überflutet uns ein scheinbar unbegründetes Gefühl, und wenn<br />

wir rückschauend das Bewußtsein absuchen, finden wir bis*<br />

weilen einen eben angeklungenen Namen u. dgl., der das

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