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Mein Kaffee wurde kalt, ich rührte ihn nicht an. Wie versteinert saß<br />
ich auf der Bank. Ich kann nicht sagen, ob es warm war oder kalt oder<br />
ob die Sonne schien. Ich kippte den Kaffee ins Gebüsch und wollte<br />
wieder ins Haus zurück. Aber mehr noch als Neugier spürte ich Angst<br />
vor dem, was Lara weiter geschrieben hatte. Der Boden unter meinen<br />
Füßen schwankte, ich setzte mich wieder. Plötzlich waren meine<br />
Gedanken bei Charlotte. Es gab niemanden, mit dem ich jetzt lieber<br />
geredet hätte. Ich glaubte fest daran, dass sie mir hätte weiterhelfen<br />
können.<br />
Ich sah sie so, wie sie bei dem Krankenhausbesuch von Lara und mir<br />
ausgesehen hatte. Vorher waren wir mit Maurice im Zoo gewesen. Es<br />
war das letzte Mal, dass ich Charlotte gesehen hatte. Wir saßen zusammen<br />
in der Cafeteria auf orangefarbenen Plastikstühlen und tranken<br />
viel zu dünnen Tee.<br />
„Ich spendiere eine Runde“, hatte Charlotte gesagt und fröhlich gelacht.<br />
Sie hatte einen Morgenmantel über ihr Nachthemd gestreift und die<br />
Haare straffer nach hinten gebunden als sonst, wodurch ihr Gesicht<br />
noch stärker zur Geltung kam. Sie sah sehr gut aus und schien voller<br />
Zuversicht.<br />
„Heute geht es mir viel besser“, sagte sie und lächelte ihr sanftes Lächeln.<br />
„Es wird nicht mehr lange dauern und ich bin wieder zu Hause.“<br />
In diesem Moment begriff ich nicht, von welchem Zuhause sie sprach.<br />
Sie fragte nach den Kindern der Seepferdchen-Gruppe. Lara erzählte<br />
länger von Maurice und wollte die anderen am Rande abhandeln.<br />
Aber Charlotte ließ das nicht zu. Sie gab erst Ruhe, als sie vollständig<br />
auf dem Laufenden war.<br />
Danach entstand eine längere Pause. Und plötzlich fühlte ich mich<br />
fehl am Platze.<br />
„Ich muss noch ein paar Einkäufe erledigen“, sagte ich zu Lara. „Ist es<br />
Ihnen Recht, wenn ich Sie in einer Stunde wieder abhole?“<br />
Die beiden Frauen wirkten so vertraut miteinander, ich störte da nur.<br />
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