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schon im Bad. Ich hörte die Dusche. Bilder der letzten Nacht, des vergangenen<br />
Abends zogen noch einmal durch meinen Kopf. Über Laras<br />
Vergangenheit war kein einziges Wort gefallen. Bis zu unserem<br />
Zusammentreffen hatte ich auf Antworten geradezu gebrannt. Aber<br />
dann hatte die Gegenwart uns im Eilzugtempo überrollt. Da war kein<br />
Platz mehr gewesen für irgendetwas anderes. Aber darüber machte<br />
ich mir keine Sorgen, wir hatten noch so viel Zeit.<br />
Die Dusche wurde ausgestellt. Ich konnte es kaum erwarten, dass<br />
Lara ins Zimmer zurückkam. Ich betrachtete die halbleere Champagnerflasche<br />
auf meinem Nachtschränkchen, die beiden Gläser auf dem<br />
Teppich, von denen eins umgefallen war. Die beiden Handlanger sahen<br />
nun aus, als wären sie betrunken. Die Dusche wurde wieder angestellt.<br />
Ich überlegte mir, dass ich ebenso gut zu Lara gehen konnte.<br />
Wir könnten unser gemeinsames Duschbad wiederholen.<br />
Ich stand auf und zog die Gardinen beiseite. Noch war der Himmel<br />
grau, aber irgendwas an diesem Tag wirkte vielversprechend. Der<br />
Bahnhof bot das gleiche Bild wie gestern: Züge kamen und gingen<br />
ohne Unterbrechung. Ich öffnete das Fenster und hörte neben den<br />
Bahnhofsgeräuschen nun auch den Motorenlärm der nahen Straße.<br />
Aber ich hörte auch die Dusche und wollte zu Lara.<br />
Auf dem Weg zum Bad sah ich, dass Laras kleiner Koffer nicht mehr<br />
am gleichen Platz stand wie gestern Abend, aber das erschien mir<br />
nicht wichtig. Dann wurde mir, noch vom Vorflur aus, klar, dass die<br />
Duschgeräusche nicht aus unserem Bad kamen. Sie drangen aus dem<br />
Nachbarzimmer herüber. Unser Bad war leer. Lara war nicht da.<br />
„Lara?“, fragte ich in die Stille hinein. Das war unsinnig, denn es gab<br />
keinen Ort, an dem sie sich hier hätte verstecken können.<br />
Nach dem ersten Schrecken dachte ich, dass sie sicher nicht mehr<br />
hatte schlafen können. Vielleicht war sie schon beim Frühstück. Ich<br />
suchte nach ihrem Koffer, er war nirgends zu finden. Panisch streifte<br />
ich mir das Notwendigste über. Unser Zimmer befand sich im vierten<br />
Stock. Der Fahrstuhl war mir zu langsam und ich rannte durchs Treppenhaus<br />
hinunter.<br />
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