15.04.2018 Aufrufe

GRO GRATISROMAN_Taschenbuch_MUSTER

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Wären Ihnen Rindsrouladen recht?“, fragte er nun mit freundlichem<br />

Grinsen. „Mit Salzkartoffeln?“<br />

Ich nickte ihm zu und wir setzten uns. Ich hatte einen Bärenhunger<br />

und die Rouladen waren erstklassig. Lara bekam kaum etwas hinunter.<br />

Ich musste sie drängen, damit sie überhaupt aß.<br />

„Die Erinnerungen waren nicht ausgelöscht“, sagte ich nun, auf dem<br />

Hotelbett liegend. „Wenn ich diese Dinge richtig begreife, hast du sie<br />

nur in eine Ecke gestellt und so was wie ein großes Tuch drüber gedeckt.<br />

Damit du sie dir nicht jeden Tag anschauen musstest. Dazu waren<br />

sie einfach zu hässlich.“<br />

„Ja“, meinte sie leise. „So ist es wohl. Und weißt du, was mir Angst<br />

macht, Paul?“<br />

„Dass da noch mehr in der Ecke steht?“, mutmaßte ich.<br />

Sie nickte. „Vielleicht etwas noch viel Hässlicheres. Unter einem noch<br />

größeren und dickeren Tuch verborgen.“<br />

Diese Angst teilte ich mit ihr, aber ich sagte es nicht. Dann schliefen<br />

wir ein. Ein paar Stunden später erwachte ich und stand auf. Ich ging<br />

zur Toilette und wusch mir die Hände. Als ich ins Zimmer zurückkam,<br />

schlief Lara unverändert. Ich spürte, wie jeder Atemzug Schlaf ihr gut<br />

tat. Ich ging zum Fenster und zog leise die Gardinen vor. Dann deckte<br />

ich Lara zu und legte mich wieder neben sie unter die Decke. Im Hotel<br />

war es seltsam ruhig. Nur manchmal hörte man in einiger Entfernung<br />

das leise Surren und Bremsen des Aufzugs. Ich schloss die Augen. Es<br />

war so gut, neben Lara zu liegen. Die Schwere des Vormittags flog wie<br />

ein Traum davon. Dann schlief ich erneut ein.<br />

Als ich in der Nacht erwachte, war die Schwere zurück. Lara neben<br />

mir schlief noch immer wie betäubt. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig,<br />

ihre Körperhaltung kaum verändert.<br />

Ich konnte nicht länger liegen bleiben. Meine Gedanken trieben mich<br />

hoch. Die gleiche Angst, die Lara zuletzt geäußert hatte, war auch in<br />

mir wieder da und ließ mich nicht mehr los. Was war da weiter passiert<br />

in jener Weihnachtsnacht? Was hatte Laras Amnesie ausgelöst?<br />

233

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!