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Lara den Strand gegenüber damals kaum wieder.<br />

„Ich bin nie wieder hier gewesen“, sagte sie, während wir uns Hand<br />

in Hand dem runden Häuschen näherten. „Ich hatte immer Angst davor.“<br />

Vor dem gelben Duschhaus blieben wir stehen und betrachteten es<br />

wie eine touristische Sehenswürdigkeit. Ich hielt Lara die Tür auf, nach<br />

kurzem Zögern trat sie vor mir ein. Inzwischen war renoviert worden<br />

und nichts erinnerte mehr an damals. Sogar neue Wände waren gezogen<br />

worden. Dieser Raum hatte uns nichts mehr zu sagen. Nach zwei<br />

oder drei Schritten kehrten wir um und gingen wieder hinaus.<br />

Unschlüssig blieben wir eine Weile davor stehen. Aus beiden Richtungen<br />

drängten Badegäste an uns vorbei. Lara versuchte vergeblich, sich<br />

zu orientieren. Ich zeigte in die Richtung, die sie damals am Wasser<br />

entlang eingeschlagen hatte.<br />

„Dort bist du gelaufen“, sagte ich.<br />

„Alles ist so vollkommen anders jetzt“, meinte sie kläglich. „Ich kann<br />

mich nicht zurückversetzen.“<br />

„Kein Wunder“, sagte ich. „Stell dir vor, wie kalt es damals war. Von<br />

der Dunkelheit mal ganz zu schweigen. Kein Mensch weit und breit.<br />

Außer uns beiden, Maurice und irgendwo dein Mann. Jetzt ist das<br />

hier ein Ferienparadies. Es ist warm. Die vielen Menschen.“<br />

Wir schlenderten zum Wasser und setzten uns auf die Steinbank. Es<br />

war Flut, das Wasser plätscherte dicht an unsere Füße. Wir zogen unsere<br />

Schuhe aus. Lara trug ein mattgelbes Sommerkleid.<br />

„Damals war es stürmisch“, fuhr ich fort. „Heute weht kaum ein Lüftchen.<br />

Die Welt kann sich kaum mehr unterscheiden als damals und<br />

heute.“<br />

Vor der Küste zogen zwei Frachtschiffe und ein riesiger Öltanker vorbei.<br />

Ein paar Hände voll kleiner Boote mit weißen Segeln schipperte<br />

dazwischen herum. Die Welt war friedlich.<br />

Auch das war damals anders, auch wenn man es auf den ersten Blick<br />

nicht gesehen hatte. Wie sollte Lara es schaffen, sich trotzdem in diese<br />

Weihnachtsnacht zurückzuversetzen? Ich glaubte jetzt nicht mehr,<br />

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