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en. Dann jedoch sah ich weit vorne ihr Auto. Aber ihr Vorsprung war<br />

groß, und in Hamburg gab es zu viele Ampeln. Außerdem blendete<br />

die Sonne.<br />

Zwei oder drei Mal verlor ich Katja, hatte aber jedes Mal das Glück,<br />

sie wieder zu finden. Die Straße wurde breiter, dann wieder schmaler,<br />

der Verkehr nahm ab, alles sah nach einem Stadtrandgebiet aus. Die<br />

Verfolgung wurde einfacher. Das Problem bestand jetzt eher darin,<br />

dass Katja nicht auf mich aufmerksam wurde. Immerhin kannte sie<br />

mein Auto.<br />

Sie bog von der Hauptstraße ab und fuhr mehrere Minuten durch ein<br />

Wohngebiet der nobleren Sorte mit jeder Menge Jugendstilvillen. Ich<br />

folgte weiter in gemessenem Abstand. Die Straßen wurden enger, die<br />

Häuser weniger und schließlich wieder kleiner. Wir fuhren durch ein<br />

kleines Waldgebiet.<br />

Es war schön hier, auch die Häuser blieben nett, verloren aber den<br />

Anstrich von Noblesse. Zu unserem Ziel, was auch immer das sein<br />

mochte, schien es nicht mehr weit sein. Katja fuhr langsamer, suchte<br />

offenbar nach einem bestimmten Haus oder nach einer Straße.<br />

Meine Vorsicht wurde größer, ich ließ den Abstand wieder wachsen.<br />

Da es um mehrere Ecken ging, war das nicht ganz ohne Risiko. Und<br />

plötzlich stand Katjas Auto direkt vor mir am Straßenrand. Sie selbst<br />

wartete auf der anderen Seite, sie starrte mich an. Wie ein ertappter<br />

Schuljunge fuhr ich zu ihr und ließ die Scheibe herunter.<br />

„Falls es mit dem Schreiben mal nicht mehr klappen sollte“, sagte sie<br />

und grinste schief, „versuchen Sie es nicht als Detektiv. Sie haben kein<br />

Talent.“<br />

Ich parkte mein Auto und stieg aus. Unschlüssig standen wir nebeneinander<br />

auf dem Gehweg, ohne uns anzusehen. Die Sonne knallte<br />

gnadenlos vom Himmel, es war der mit Abstand heißeste Tag des bisherigen<br />

Sommers. Glücklicherweise standen wir schattig unterm Blätterdach<br />

einer großen Kastanie. Die Vögel trällerten hoch oben, von<br />

irgendwoher roch es süßlich nach Blüten.<br />

„Warum um alles in der Welt sind Sie mir gefolgt?“ Der Vorwurf in<br />

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