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September KONTAKT <strong>1996</strong><br />
Einfach toll!<br />
Vielerseits wurde das neue Burgspielstück<br />
„Teufel, Tod und Hex" schon vor seiner ersten<br />
Aufführung kritisiert. Es sei ketzerisch,<br />
gotteslästerisch und provokant, wußten einige<br />
schon lange vor der Premiere zu berichten. Ein<br />
Grund mehr für mich, die Burgspiele<br />
erwartungsvoll zu besuchen. Und es war<br />
einfach toll, was auf der Burg geboten wurde.<br />
Ein interessantes, leicht zu verfolgendes Stück,<br />
eine wunderbar aufgebaute Bühne, einmalige<br />
schauspielerische Leistungen und das Ergebnis<br />
eines großartigen (ehrenamtlichen!!) Einsatzes<br />
vieler Mitwirkenden. Weiters stellte sich<br />
heraus, daß die vielkritisierten Passagen im<br />
Stück auf wahren Begebenheiten in der Zeit<br />
des Mittelalters beruhten. Traurig, aber so war<br />
es eben wirklich.<br />
Schade, daß das Wetter nicht ganz mitspielte<br />
und dadurch die erwartete Zuschauerzahl nicht<br />
zustande kam. Ich bin jedenfalls schon<br />
neugierig auf die Burgspiele im nächsten Jahr.<br />
„Die weiße Frau" wird ein musikalisches Stück<br />
von Peter Wagner und Arthur Fandl.<br />
Johannes Hofbauer<br />
Wo bleibt die Achtung?<br />
Am Vorabend meiner Nachprimiz in Güssing<br />
wurde ich zu den Burgspielen eingeladen.<br />
Schauspielerische Leistung und gut<br />
durchdachte Setzung von Symbolen und<br />
Anspielungen im Werk „Teufel, Tod und Hex"<br />
wurden geboten. Der Kaplan verkörperte eine<br />
sehr zwielichtige Figur. Als neuer Kaplan von<br />
Güssing verkroch ich mich in ziviler Kleidung<br />
unter den Menschenmassen. Die Glut der<br />
Motivation und der Begeisterung für die Sache<br />
Jesu in der Kirche waren unter der dicken<br />
Asche von geschichtlicher Schuld und<br />
Versagen für einige Zeit begraben.<br />
Kirche ist an der frohen Botschaft schuldig<br />
geworden. Eine Tatsache. Wir können dies<br />
nicht gutheißen und tragen das Kreuz der<br />
menschlichen Schuld auf den Rücken hin zu<br />
dem Gott, der uns von dieser Last befreit, um<br />
aus der Nacht des Versagens in das Licht des<br />
Neuanfangs zu gelangen. Kirche ist eine<br />
„semper reformanda", eine immer zu<br />
6<br />
erneuernde Gemeinschaft der Glaubenden. Um<br />
nicht in Gewohnheit und in reiner äußerer<br />
Struktur zu erstarren, muß sie kritikfähig<br />
bleiben. Diese Kritik soll sie lebendig machen<br />
und ihre Sakralität mit ihren Heilzeichen<br />
(Kreuz, Sakramente und Sakramentalien) in ein<br />
positives Licht stellen. Auf die Trennung von<br />
innerer Wertigkeit der christlichen Religion und<br />
der daraus resultierenden Praxis scheint im<br />
Feuer der Freizügigkeit von Kunst in diesem<br />
Stück vergessen worden zu sein.<br />
Menschen haben zu allen Zeiten versucht, nach<br />
den christlichen Werten zu leben und haben<br />
gerade wegen mancher Pervertierung der<br />
Botschaft Jesu und seiner Kirche gelitten. Sie<br />
waren es, die die Hoffnung auf den Neuanfang<br />
nie aufgegeben haben, die im gelebten Beispiel<br />
Licht in manche Finsternis brachten und denen<br />
wir die positive Überlieferung des christlichen<br />
Glaubens verdanken. Wo bleibt der Respekt in<br />
diesem Stück für jene Menschen, die es in<br />
ihrem Leben gut meinten? Ihre Glut ist unter<br />
der Asche der Schuld nicht erstickt, und<br />
deshalb soll auch die Motivation für Kirche und<br />
Gesellschaft in unseren Tagen nicht erlahmen.<br />
Br. Matthias ofm<br />
Besorgt!<br />
Als Seelsorger habe ich überlegt, ob ich mich zu<br />
den Burgspielen äußern sollte. Einerseits bekam ich<br />
als Antwort auf meine Frage: „Wie war's" ein „Na<br />
ja, es war damals wirklich alles so", andererseits<br />
ein : „Am schnellsten alles vergessen".<br />
Nach meinem Urlaub bekam ich den Rat, alles<br />
in Ruhe zu lassen. Es sei vorbei. - Eia aber ein<br />
Leserbrief das Thema anspricht, möchte auch ich<br />
meine Meinung frei äußern.<br />
Einleitend möchte ich meine Besorgnis über die<br />
Bemerkung „es war doch alles so" ausdrücken.<br />
Was „alles" ? „Es ist doch aus den Chroniken<br />
entnommen", behauptet man. Wirklich alles? - Man<br />
weiß doch, daß manche Taten von Psychopathen<br />
ausgeführt wurden, und nicht von allen. Man weiß<br />
auch, daß manches von Psychopathen geschrieben<br />
wurde und den Tatsachen nicht entspricht.<br />
So sind auch die sogenannten „Tatsachen" zu<br />
betrachten, die uns da auf drastische Weise<br />
vorgeführt wurden. (Kleiderfetischismus,<br />
Zungenquälerei,...)<br />
Wird man eines Tages auch unsere Zeit nach<br />
den Berichten des ORF über die ausgestochenen<br />
Augen im Krieg in Exjugoslawien beurteilen und