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#213-222 1996

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September KONTAKT <strong>1996</strong><br />

Einfach toll!<br />

Vielerseits wurde das neue Burgspielstück<br />

„Teufel, Tod und Hex" schon vor seiner ersten<br />

Aufführung kritisiert. Es sei ketzerisch,<br />

gotteslästerisch und provokant, wußten einige<br />

schon lange vor der Premiere zu berichten. Ein<br />

Grund mehr für mich, die Burgspiele<br />

erwartungsvoll zu besuchen. Und es war<br />

einfach toll, was auf der Burg geboten wurde.<br />

Ein interessantes, leicht zu verfolgendes Stück,<br />

eine wunderbar aufgebaute Bühne, einmalige<br />

schauspielerische Leistungen und das Ergebnis<br />

eines großartigen (ehrenamtlichen!!) Einsatzes<br />

vieler Mitwirkenden. Weiters stellte sich<br />

heraus, daß die vielkritisierten Passagen im<br />

Stück auf wahren Begebenheiten in der Zeit<br />

des Mittelalters beruhten. Traurig, aber so war<br />

es eben wirklich.<br />

Schade, daß das Wetter nicht ganz mitspielte<br />

und dadurch die erwartete Zuschauerzahl nicht<br />

zustande kam. Ich bin jedenfalls schon<br />

neugierig auf die Burgspiele im nächsten Jahr.<br />

„Die weiße Frau" wird ein musikalisches Stück<br />

von Peter Wagner und Arthur Fandl.<br />

Johannes Hofbauer<br />

Wo bleibt die Achtung?<br />

Am Vorabend meiner Nachprimiz in Güssing<br />

wurde ich zu den Burgspielen eingeladen.<br />

Schauspielerische Leistung und gut<br />

durchdachte Setzung von Symbolen und<br />

Anspielungen im Werk „Teufel, Tod und Hex"<br />

wurden geboten. Der Kaplan verkörperte eine<br />

sehr zwielichtige Figur. Als neuer Kaplan von<br />

Güssing verkroch ich mich in ziviler Kleidung<br />

unter den Menschenmassen. Die Glut der<br />

Motivation und der Begeisterung für die Sache<br />

Jesu in der Kirche waren unter der dicken<br />

Asche von geschichtlicher Schuld und<br />

Versagen für einige Zeit begraben.<br />

Kirche ist an der frohen Botschaft schuldig<br />

geworden. Eine Tatsache. Wir können dies<br />

nicht gutheißen und tragen das Kreuz der<br />

menschlichen Schuld auf den Rücken hin zu<br />

dem Gott, der uns von dieser Last befreit, um<br />

aus der Nacht des Versagens in das Licht des<br />

Neuanfangs zu gelangen. Kirche ist eine<br />

„semper reformanda", eine immer zu<br />

6<br />

erneuernde Gemeinschaft der Glaubenden. Um<br />

nicht in Gewohnheit und in reiner äußerer<br />

Struktur zu erstarren, muß sie kritikfähig<br />

bleiben. Diese Kritik soll sie lebendig machen<br />

und ihre Sakralität mit ihren Heilzeichen<br />

(Kreuz, Sakramente und Sakramentalien) in ein<br />

positives Licht stellen. Auf die Trennung von<br />

innerer Wertigkeit der christlichen Religion und<br />

der daraus resultierenden Praxis scheint im<br />

Feuer der Freizügigkeit von Kunst in diesem<br />

Stück vergessen worden zu sein.<br />

Menschen haben zu allen Zeiten versucht, nach<br />

den christlichen Werten zu leben und haben<br />

gerade wegen mancher Pervertierung der<br />

Botschaft Jesu und seiner Kirche gelitten. Sie<br />

waren es, die die Hoffnung auf den Neuanfang<br />

nie aufgegeben haben, die im gelebten Beispiel<br />

Licht in manche Finsternis brachten und denen<br />

wir die positive Überlieferung des christlichen<br />

Glaubens verdanken. Wo bleibt der Respekt in<br />

diesem Stück für jene Menschen, die es in<br />

ihrem Leben gut meinten? Ihre Glut ist unter<br />

der Asche der Schuld nicht erstickt, und<br />

deshalb soll auch die Motivation für Kirche und<br />

Gesellschaft in unseren Tagen nicht erlahmen.<br />

Br. Matthias ofm<br />

Besorgt!<br />

Als Seelsorger habe ich überlegt, ob ich mich zu<br />

den Burgspielen äußern sollte. Einerseits bekam ich<br />

als Antwort auf meine Frage: „Wie war's" ein „Na<br />

ja, es war damals wirklich alles so", andererseits<br />

ein : „Am schnellsten alles vergessen".<br />

Nach meinem Urlaub bekam ich den Rat, alles<br />

in Ruhe zu lassen. Es sei vorbei. - Eia aber ein<br />

Leserbrief das Thema anspricht, möchte auch ich<br />

meine Meinung frei äußern.<br />

Einleitend möchte ich meine Besorgnis über die<br />

Bemerkung „es war doch alles so" ausdrücken.<br />

Was „alles" ? „Es ist doch aus den Chroniken<br />

entnommen", behauptet man. Wirklich alles? - Man<br />

weiß doch, daß manche Taten von Psychopathen<br />

ausgeführt wurden, und nicht von allen. Man weiß<br />

auch, daß manches von Psychopathen geschrieben<br />

wurde und den Tatsachen nicht entspricht.<br />

So sind auch die sogenannten „Tatsachen" zu<br />

betrachten, die uns da auf drastische Weise<br />

vorgeführt wurden. (Kleiderfetischismus,<br />

Zungenquälerei,...)<br />

Wird man eines Tages auch unsere Zeit nach<br />

den Berichten des ORF über die ausgestochenen<br />

Augen im Krieg in Exjugoslawien beurteilen und

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