Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
10<br />
ovember KONTAKT <strong>1996</strong><br />
An den Gräbern<br />
meiner Kameraden<br />
Wo einst des deutschen Heeres Macht<br />
gebrochen ward in Stalingrad,<br />
da stand ich tief erschüttert da<br />
an meiner Kameraden Grab.<br />
Wer zählt die Völker, nennt die Namen,<br />
die in der Schlacht ums Leben kamen?<br />
Es waren Deutsche und Rumänen,<br />
auch Österreicher zu erwähnen,<br />
dazu die Russen und Italier<br />
ein riesengroßes Totenheer.<br />
Mit dem<br />
„Personenkomitee<br />
50 Jahre Stalingrad"<br />
konnte ich<br />
am 6. Juni '96 mit<br />
1100 Österreichern<br />
nach Wolgograd,<br />
dem ehemaligen<br />
Stalingrad<br />
fliegen. Am<br />
Samstag, dem 8.<br />
Juni wurde am<br />
Vormittag in Rossoschka<br />
im Raum<br />
Stalingrad ein Birkenkreuz<br />
eingeweiht, wo ein großer Heldenfriedhof<br />
entstehen soll, weil dort viele Österreicher<br />
im Kampf um Stalingrad gefallen sind.<br />
Mit einem russisch-orthodoxen Popen und<br />
einem evangelischen Pastor konnte ich dieses<br />
Kreuz und den Friedhof einweihen.<br />
Am Nachmittag wurde bei Pestschanka im<br />
Raum Stalingrad das Mahnmal für die Opfer<br />
der Schlacht um Stalingrad geweiht. In dieser<br />
Gegend sind meine Kameraden von der 297.<br />
Infanteriedivision gefallen, mit denen ich am<br />
22. Juni 1941 als Sanitätsdienstgrad der Schützenkompanie<br />
1/524 den Rußlandfeldzug begonnen<br />
habe und bis kurz vor Stalingrad mitmarschiert<br />
bin. Durch eine Krankheit während<br />
meines ersten Fronturlaubs im August 1942<br />
bin ich dem Kessel von Stalingrad entkommen.<br />
Auch bei der Weihe des Mahnmals<br />
konnte ich mitwirken und meinen toten Kameraden<br />
noch den letzten Liebesdienst erweisen.<br />
Mit Erlaubnis<br />
meiner Mitbrüder<br />
und der finanziellen<br />
Hilfe meiner<br />
Schwester und<br />
dem freundlichen<br />
Entgegenkommen<br />
des ÖAMTC<br />
konnte ich vom<br />
14. August bis<br />
8. September eine<br />
Camp-Tour durch<br />
acht Länder mitmachen.<br />
Mit dem<br />
österreichischen<br />
Camp Club waren<br />
wir mit 23 Wohnwagen bzw. Wohnmobilen<br />
unterwegs. Bei dieser Fahrt konnte ich zwei<br />
Orte meiner russischen Kriegsgefangenschaft<br />
wieder besuchen: Kaliningrad, das ehemalige<br />
Königsberg in Ostpreußen, wo ich am 9. April<br />
1945 in die Gefangenschaft kam und<br />
Kohtla Järve mit Kukruse in Estland, wo<br />
ich<br />
2 1/2 Jahre „Gast des russischen Volkes"<br />
war. Die Baraken des Lagers und die<br />
Kreuze am nebenliegenden Friedhof<br />
wurden bereits von den Russen beseitigt.<br />
Von den Esten wurde aber auf dem<br />
Platz, wo der Friedhof war, ein großes<br />
Kreuz und ein Gedenkstein errichtet.<br />
Dort konnte ich für meine toten Kameraden<br />
beten und ihnen den Segen erteilen.<br />
Es waren vielfach Kameraden, denen<br />
ich zum Teil als Feldscher im Lagerlazarett<br />
in ihrer letzten schweren<br />
Stunde als Priester beistehen konnte.