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#213-222 1996

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ovember KONTAKT <strong>1996</strong><br />

An den Gräbern<br />

meiner Kameraden<br />

Wo einst des deutschen Heeres Macht<br />

gebrochen ward in Stalingrad,<br />

da stand ich tief erschüttert da<br />

an meiner Kameraden Grab.<br />

Wer zählt die Völker, nennt die Namen,<br />

die in der Schlacht ums Leben kamen?<br />

Es waren Deutsche und Rumänen,<br />

auch Österreicher zu erwähnen,<br />

dazu die Russen und Italier<br />

ein riesengroßes Totenheer.<br />

Mit dem<br />

„Personenkomitee<br />

50 Jahre Stalingrad"<br />

konnte ich<br />

am 6. Juni '96 mit<br />

1100 Österreichern<br />

nach Wolgograd,<br />

dem ehemaligen<br />

Stalingrad<br />

fliegen. Am<br />

Samstag, dem 8.<br />

Juni wurde am<br />

Vormittag in Rossoschka<br />

im Raum<br />

Stalingrad ein Birkenkreuz<br />

eingeweiht, wo ein großer Heldenfriedhof<br />

entstehen soll, weil dort viele Österreicher<br />

im Kampf um Stalingrad gefallen sind.<br />

Mit einem russisch-orthodoxen Popen und<br />

einem evangelischen Pastor konnte ich dieses<br />

Kreuz und den Friedhof einweihen.<br />

Am Nachmittag wurde bei Pestschanka im<br />

Raum Stalingrad das Mahnmal für die Opfer<br />

der Schlacht um Stalingrad geweiht. In dieser<br />

Gegend sind meine Kameraden von der 297.<br />

Infanteriedivision gefallen, mit denen ich am<br />

22. Juni 1941 als Sanitätsdienstgrad der Schützenkompanie<br />

1/524 den Rußlandfeldzug begonnen<br />

habe und bis kurz vor Stalingrad mitmarschiert<br />

bin. Durch eine Krankheit während<br />

meines ersten Fronturlaubs im August 1942<br />

bin ich dem Kessel von Stalingrad entkommen.<br />

Auch bei der Weihe des Mahnmals<br />

konnte ich mitwirken und meinen toten Kameraden<br />

noch den letzten Liebesdienst erweisen.<br />

Mit Erlaubnis<br />

meiner Mitbrüder<br />

und der finanziellen<br />

Hilfe meiner<br />

Schwester und<br />

dem freundlichen<br />

Entgegenkommen<br />

des ÖAMTC<br />

konnte ich vom<br />

14. August bis<br />

8. September eine<br />

Camp-Tour durch<br />

acht Länder mitmachen.<br />

Mit dem<br />

österreichischen<br />

Camp Club waren<br />

wir mit 23 Wohnwagen bzw. Wohnmobilen<br />

unterwegs. Bei dieser Fahrt konnte ich zwei<br />

Orte meiner russischen Kriegsgefangenschaft<br />

wieder besuchen: Kaliningrad, das ehemalige<br />

Königsberg in Ostpreußen, wo ich am 9. April<br />

1945 in die Gefangenschaft kam und<br />

Kohtla Järve mit Kukruse in Estland, wo<br />

ich<br />

2 1/2 Jahre „Gast des russischen Volkes"<br />

war. Die Baraken des Lagers und die<br />

Kreuze am nebenliegenden Friedhof<br />

wurden bereits von den Russen beseitigt.<br />

Von den Esten wurde aber auf dem<br />

Platz, wo der Friedhof war, ein großes<br />

Kreuz und ein Gedenkstein errichtet.<br />

Dort konnte ich für meine toten Kameraden<br />

beten und ihnen den Segen erteilen.<br />

Es waren vielfach Kameraden, denen<br />

ich zum Teil als Feldscher im Lagerlazarett<br />

in ihrer letzten schweren<br />

Stunde als Priester beistehen konnte.

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