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Oktober KONTAKT <strong>1996</strong><br />
Quo vadis - Wohin gehst Du?<br />
Wohin gehen wir?<br />
Die Frage, welchen Gott oder welche Götter<br />
unser Volk noch verehrt, kann für keine<br />
Pfarrgemeinde, und schon gar nicht für ihre<br />
Seelsorger belanglos sein. Verschiedene Ereignisse<br />
aus letzter Zeit, lassen die Frage aufkommen:<br />
„Welchen Weg gehen wir als Pfarrgemeinde<br />
von Güssing?" Wie soll, wie wird die<br />
Zukunft unserer Kinder aussehen?<br />
Auf welche Basis<br />
werden sie ihr Leben stellen,<br />
wenn uns scheinbar so manche<br />
überkommenen Werte<br />
wertlos werden oder bereits<br />
geworden sind? Es ist leicht,<br />
Menschen zu verunsichern<br />
und zweifeln zu lassen. Viel<br />
schwerer ist es, ihnen Vertrauen<br />
und Hoffnung zu<br />
schenken. Wer wird unseren<br />
Kindern von der Liebe Gottes<br />
und dem Guten seiner<br />
Kirche erzählen, wenn wir es<br />
nicht tun? Wenn heutzutage<br />
nicht einmal mehr Seelsorger<br />
ihre begründete Sorge um<br />
die ihnen Anvertrauten äußern<br />
dürfen? Propheten waren<br />
zu allen Zeiten unbeliebte<br />
Zeitgenossen und oftmals<br />
Iur,llull F,<br />
verhaßt. Als Kirche können und dürfen wir<br />
nicht aufhören/prophetisch zu denken und zu<br />
leben. Indem wir Gottes Wort (seinem Anruf,<br />
seinem Auftrag) folgen, müssen wir uns selber<br />
und allen Menschen Mahner und Wegweiser<br />
sein.<br />
Standortbestimmung durch Fragen:<br />
Welche Götter verehren wir? Haben wir uns<br />
eigene Gottesbilder gemacht? Haben Wohlstand<br />
und Konsum, die Gehilfen des Säkularismus<br />
unserer Zeit, es auch in unseren kleinen<br />
Städten und Dörfern geschafft, daß viele unserer<br />
Mitmenschen bereits so leben, als ob es<br />
Gott nicht gäbe? Durch Taufe und Firmung<br />
sind wir hineingenommen in das Heilwerk<br />
Gottes. Als Gemeinschaft von Christen muß<br />
uns die Weitergabe des Glaubens an unsere<br />
Kinder von lebensnotwendiger Bedeutung sein.<br />
„Glaubt ihr nicht, so überlebt ihr nicht!";<br />
2<br />
r, II' !I<br />
'<br />
Er lädt uns immer wieder ein,<br />
im Gottesdienst dabei zu sein.<br />
Laß uns die offene Türe sehn<br />
und nicht im Alltag untergehn.<br />
diesen Satz können wir bereits im Buch Isaia<br />
nachlesen (Is 7,9). Es liegt an uns, und zwar an<br />
jedem einzelnen in unserer Gemeinde, eine gesunde<br />
Atmosphäre, einen Lebensraum zu<br />
schaffen, wo jeder sich angenommen weiß, sich<br />
wohl fühlen und in der uns von Christus geschenkten<br />
Hoffnung leben kann.<br />
Bischof Maximilian Aichern sagte bereits<br />
1986 beim Domtag in Eisenstadt: "Früher haben<br />
wir die Missionsländer auf anderen Kontinenten<br />
gesucht, heute wissen<br />
wir, daß wir täglich in verschiedenen<br />
Missionsländern<br />
leben."<br />
!I il II 1. Missionsland "Familie,<br />
Verwandtschaft und<br />
Nachbarschaft"<br />
Nicht alle Mitglieder einer<br />
Familie sind in gleicher Weise<br />
gläubig, manchmal hat der<br />
Ehepartner keinen Zugang<br />
zur Welt des Glaubens, Kinder<br />
nehmen Werte der Religion<br />
nicht an. Alle müssen<br />
deshalb füreinander Seelsorger<br />
sein.<br />
2. Missionsland<br />
„Arbeitswelt"<br />
Das Apostolat in diesem<br />
Bereich wird dadurch ausgeübt,<br />
daß einer gut und ehrlich arbeitet, kameradschaftlich<br />
und rücksichtsvoll ist und daß<br />
sein Verhalten Züge des Evangeliums erkennen<br />
läßt.<br />
3. Missionsland „Freizeitbereich"<br />
Christen lassen sich nicht zu Sklaven der<br />
Arbeit, der Kunst oder des Geldes machen, sie<br />
schaffen sich Freiräume für Spiel und Sport,<br />
Kunst und Kultur, Fest und Feier. Glaube hilft<br />
ihnen zu einem menschenwürdigen und sinnvollen<br />
Leben.<br />
4. Missionsland „Öffentlichkeit"<br />
Glaube ist nicht Privatsache, er gehört ins<br />
Licht der Öffentlichkeit. Glaubenszeugnis muß<br />
seinen Platz haben in öffentlichen Veranstaltungen,<br />
in den Medien und im Leben derer, die<br />
im öffentlichen Leben ein Amt haben.<br />
Ihr Diakon Peter Graf