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September KONTAKT <strong>1996</strong><br />
In Gottes Namen ziehen wir<br />
19. Fußwallfahrt Güssing-Mariazell<br />
Traditionen zu pflegen, ist seit jeher ein<br />
Anliegen vieler Menschen. Tradition ist<br />
nunmehr wohl auch schon die Güssinger<br />
Fußwallfahrt zur Gandenmutter nach<br />
Mariazell.<br />
Spuren auf dem Weg,<br />
alle in die gleiche Richtung.<br />
Viele Abdrücke im aufgeweichten Boden.<br />
Einige tief, manche leicht.<br />
Verschiedene Profile!<br />
Welches ist jetzt meines?<br />
Schwer zu finden.<br />
Vielleicht bin ich dieses Stück getragen<br />
worden?<br />
Von dem, der vor mir geht,<br />
oder dem, der hinter mir ist.<br />
Vom linken oder rechten Nachbar,<br />
oder von dem, der über mir ist.<br />
Egal, es ist schön,<br />
ein Ziel gemeinsam zu erreichen.<br />
G.J.<br />
Doch nicht nur die Tradition ist es, die uns<br />
dazu bewegt, immer wieder aufzubrechen und<br />
den beschwerlichen Weg auf uns zu nehmen,<br />
sondern vielmehr das Bedürfnis, einige Tage<br />
der Einkehr zu halten und zugleich Abkehr von<br />
allen Alltagssorgen. Tage, an denen kein<br />
Telefon störend schrillt, kein Fernseher oder<br />
Radio und keine Zeitung mit Hiobsbotschaften<br />
uns den Atem anhalten läßt oder mit seichter<br />
Unterhaltung zu berieseln versucht. Tage, die<br />
uns in freier Natur tief<br />
durchatmen lassen, die Raum<br />
geben für ein tiefes Gespräch<br />
mit einem Mitpilger, für Gebet<br />
und Gesang, aber auch für<br />
Fröhlichkeit und heitere<br />
Stunden. Natürlich gehen viele,<br />
vor allem diejenigen, die diesen<br />
Weg zum ersten Mal<br />
beschreiten, deshalb mit, weil sie<br />
eine besondere Bitte<br />
vorzubringen oder der Mutter<br />
Jesu Dank abzustatten, ein<br />
besonderes Gelübde zu erfüllen<br />
haben oder ganz einfach sich<br />
selbst etwas beweisen wollen. Doch das<br />
8<br />
Erleben der Pilgerschaft ist beim Anfänger<br />
dasselbe wie beim alten und oftmaligen Geher:<br />
Eine Bereicherung des Empfindens, eine<br />
Vertiefung des Glaubens, eine Hebung des<br />
Verantwortungsgefühls - „des<br />
Füreinanderdaseins", eine Bewußtwerdung der<br />
Schöpfung Gottes und daß man selbst ein Teil<br />
davon ist.<br />
P. Anton, der auch heuer - wie bei allen<br />
bisherigen 18 Fußwallfahrten - die geistliche<br />
und seelische Betreuung der 42 Mitgeher<br />
starken Gruppe besorgte, führte uns bereits bei<br />
der Feier unserer Beginnmesse um 4 Uhr früh<br />
des Großfrauentages in die allgemeine<br />
Thematik der heurigen Wallfahrt ein. Sie sollte<br />
im Gebet um ein Gelingen der von den<br />
österreichischen Bischöfen proklamierten<br />
„Wallfahrt der Vielfalt", die Anfang September<br />
ebenfalls nach Mariazell stattfindet, gestaltet<br />
und durchgeführt werden. Und da das<br />
Magnifikat zur Richtschnur für diese „Wallfahrt<br />
der Vielfalt" auserkoren ist, sollte dieser<br />
Lobpreis Mariens auch uns auf unserem Weg<br />
begleiten.<br />
Vier Tage zogen wir nun durch das Land,<br />
durch Ebenen und über Hügel, Flüsse<br />
überquerend und Berge erklimmend: ein<br />
schönes Land; ein wunderbares Land; ein Land,<br />
das wir Heimat nennen dürfen. Die Kühle der<br />
Morgendämmerung ebenso genießend wie<br />
Sonne und wolkenverhangenen Himmel. Selbst<br />
der mehrfach uns nässende Regen konnte uns<br />
nicht aufhalten.<br />
Auch der körperlichen Beschwerden gab es<br />
genug. Den einen schmerzten die Gelenke, den<br />
anderen die Muskulatur.<br />
Besonders unangenehm die Blasen an den Füßen,<br />
mit denen sehr viele - der eine mehr, der andere<br />
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