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Oktober KONTAKT <strong>1996</strong><br />
Das Glaubensbekenntnis<br />
Fortsetzung<br />
X. Mann und Frau<br />
Gott hat den Menschen als Mann und Frau<br />
geschaffen, d.h. gewollt. Daß der Mensch in<br />
den Ausprägungen des Mannseins und des<br />
Frauseins existiert, ist weder ein Unfall noch<br />
ein Zufall, auch keine blinde Laune der Natur,<br />
sondern eine herrliche „Idee" Gottes. Zwei<br />
Wahrheiten sind in diesem Kern enthalten: bei-.<br />
de sind völlig ebenbürtige Personen, und beide<br />
sind in ihrer Verschiedenheit auf jeweils eigene<br />
Weise „vollkommen", Abbild Gottes. Es ist<br />
gut, „Mann" und „Frau" zu sein, Gott selbst<br />
hat es gewollt: „Als Mann und Frau schuf er<br />
sie" (Gen 1,27)<br />
Mann und Frau sind füreinander geschaffen.<br />
Nur die ihm gleiche Frau kann dem Mann das<br />
„Gegenüber" sein. Sie sind deswegen aber<br />
nicht unvollständige Teile, die sich erst ergänzen<br />
müßten, sie sind selbständige Personen, die<br />
einer für den anderen „Hilfe" sein sollen. Die<br />
Liebe zwischen Mann und Frau hat Gott selber<br />
geschenkt. Ihre Schönheit, ihr Feuer, ihre unzerstörbare<br />
Kraft, ihre Treue und Fruchtbarkeit<br />
sind in der Heiligen Schrift die bevorzugten<br />
Bilder, um Gottes leidenschaftliche Liebe zum<br />
Menschen auszudrücken. Doch wie kommt es<br />
zu der immer neu und schmerzlich erfahrenen<br />
Unordnung (Zwietracht, Untreue, Eifersucht,...)<br />
in den Beziehungen von Mann und<br />
Frau? „Wie der Glaube uns sagt, stammt diese<br />
Unordnung nicht aus der Natur des Mannes<br />
und der Frau und auch nicht aus der Natur der<br />
Beziehungen, sondern aus der Sünde". Ein<br />
Urriß im Verhältnis zu Gott hat auch die ursprüngliche,<br />
von Gott gewollte Harmonie zwischen<br />
Mann und Frau gestört. Seither finden<br />
Mann und Frau nur zueinander, wenn ihre Liebe<br />
durch das Kreuz Christi von den Folgen der<br />
„Erbsünde" geheilt wird.<br />
XI. Die Erbsünde<br />
„Ich fragte nach dem Ursprung des Bösen,<br />
doch es fand sich kein Ausweg", sagt der hl.<br />
Augustinus. Woher kommt das Böse in und<br />
zwischen uns, zwischen Mann und Frau, zwischen<br />
Generationen und Völkern? Auf seine<br />
Frage fand Augustinus erst eine Antwort, als er<br />
den fand, der allein das Böse besiegt hat: Christus.<br />
Von da an ließ ihn die Gewißheit nicht<br />
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mehr los: der Name „Jesus" heißt „Gott rettet".<br />
Jesus ist der „Gott rettet" aller Menschen. Daher<br />
gibt es keinen Menschen, der Jesu nicht<br />
bedürfte: „Kommt alle zu mir..." (Mt 11,28).<br />
„Erbsünde" besagt zuerst einmal, daß ausnahmslos<br />
alle Menschen Jesu, des Erlösers,<br />
bedürfen. Die Erbsünde ist ein Glaubensgeheimnis,<br />
wir wissen von ihr allein aus der Offenbarung.<br />
Mit der bloßen Vernunft ist sie nicht<br />
zu fassen, wohl aber kann man zeigen, daß<br />
diese Lehre eine vernünftige Antwort auf das<br />
Rätsel des Bösen gibt. Es ist daher wichtig,<br />
genau zu wissen, was die Glaubenslehre über<br />
die Erbsünde sagt.<br />
Der Glaube sagt uns, daß am Anfang der<br />
Geschichte der Menschheit die, die wirklich<br />
unsere Stammeltern sind, ihre Freiheit mißbraucht<br />
und sich gegen Gott erhoben haben.<br />
Die biblische Bildersprache zeigt die Folgen<br />
dieser Wahl: Adam und Eva verlieren ihre<br />
Vertrautheit mit Gott, sie flüchten vor Ihm.<br />
Innere Zerrissenheit und gegenseitige Anklage,<br />
Herrschen und Begierde bestimmen die Beziehungen<br />
von Mann und Frau, und der als Folge<br />
angedrohte Tod zieht in die Menschheitsgeschichte<br />
ein. Was in Genesis 3 geschildert wird,<br />
erfahren wir täglich als Wirklichkeit der Welt.<br />
Wieso aber „Erb"-Sünde? Wieso kommt bereits<br />
das Kind mit dem Makel der Erbsünde zur<br />
Welt, sodaß auch ihm die Taufe gespendet<br />
wird? Erbsünde bedeutet nicht eine persönliche<br />
Schuld der Nachkommen Evas. Sie besagt, daß<br />
allen Menschen (nur Maria ist davon ausgenommen)<br />
etwas ermangelt. Was unsere Stammeltern<br />
durch ihre persönliche Sünde verloren<br />
haben, ist - wie ein Erbe, das ein Ahne vertan<br />
hat - für sie und für uns alle verloren: das Geschenk<br />
der ursprünglichen Vertrautheit mit<br />
Gott und der daraus entspringenden Harmonie.<br />
Wir sind alle gewissermaßen Nachkommen des<br />
verlorenen Sohnes, und erst wenn Gott uns das<br />
Festkleid der Gnade schenkt, sind wir wieder<br />
heil und zu Hause (vgl. Lk 15,11-32).<br />
„Erbsünde" besagt aber auch, daß wir trotz<br />
der Taufgnade und mit ihrer Hilfe ein Leben<br />
lang mit der Neigung zum Bösen kämpfen<br />
müssen. Sie ist ein Erbe unserer Stammeltern.<br />
Wenn wir aber mit Christus kämpfen, ist es<br />
„der gute Kampf' (2 Tim 4,7), der zum Sieg<br />
führt.<br />
Dieter Kirchner