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#213-222 1996

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Oktober KONTAKT <strong>1996</strong><br />

Das Glaubensbekenntnis<br />

Fortsetzung<br />

X. Mann und Frau<br />

Gott hat den Menschen als Mann und Frau<br />

geschaffen, d.h. gewollt. Daß der Mensch in<br />

den Ausprägungen des Mannseins und des<br />

Frauseins existiert, ist weder ein Unfall noch<br />

ein Zufall, auch keine blinde Laune der Natur,<br />

sondern eine herrliche „Idee" Gottes. Zwei<br />

Wahrheiten sind in diesem Kern enthalten: bei-.<br />

de sind völlig ebenbürtige Personen, und beide<br />

sind in ihrer Verschiedenheit auf jeweils eigene<br />

Weise „vollkommen", Abbild Gottes. Es ist<br />

gut, „Mann" und „Frau" zu sein, Gott selbst<br />

hat es gewollt: „Als Mann und Frau schuf er<br />

sie" (Gen 1,27)<br />

Mann und Frau sind füreinander geschaffen.<br />

Nur die ihm gleiche Frau kann dem Mann das<br />

„Gegenüber" sein. Sie sind deswegen aber<br />

nicht unvollständige Teile, die sich erst ergänzen<br />

müßten, sie sind selbständige Personen, die<br />

einer für den anderen „Hilfe" sein sollen. Die<br />

Liebe zwischen Mann und Frau hat Gott selber<br />

geschenkt. Ihre Schönheit, ihr Feuer, ihre unzerstörbare<br />

Kraft, ihre Treue und Fruchtbarkeit<br />

sind in der Heiligen Schrift die bevorzugten<br />

Bilder, um Gottes leidenschaftliche Liebe zum<br />

Menschen auszudrücken. Doch wie kommt es<br />

zu der immer neu und schmerzlich erfahrenen<br />

Unordnung (Zwietracht, Untreue, Eifersucht,...)<br />

in den Beziehungen von Mann und<br />

Frau? „Wie der Glaube uns sagt, stammt diese<br />

Unordnung nicht aus der Natur des Mannes<br />

und der Frau und auch nicht aus der Natur der<br />

Beziehungen, sondern aus der Sünde". Ein<br />

Urriß im Verhältnis zu Gott hat auch die ursprüngliche,<br />

von Gott gewollte Harmonie zwischen<br />

Mann und Frau gestört. Seither finden<br />

Mann und Frau nur zueinander, wenn ihre Liebe<br />

durch das Kreuz Christi von den Folgen der<br />

„Erbsünde" geheilt wird.<br />

XI. Die Erbsünde<br />

„Ich fragte nach dem Ursprung des Bösen,<br />

doch es fand sich kein Ausweg", sagt der hl.<br />

Augustinus. Woher kommt das Böse in und<br />

zwischen uns, zwischen Mann und Frau, zwischen<br />

Generationen und Völkern? Auf seine<br />

Frage fand Augustinus erst eine Antwort, als er<br />

den fand, der allein das Böse besiegt hat: Christus.<br />

Von da an ließ ihn die Gewißheit nicht<br />

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mehr los: der Name „Jesus" heißt „Gott rettet".<br />

Jesus ist der „Gott rettet" aller Menschen. Daher<br />

gibt es keinen Menschen, der Jesu nicht<br />

bedürfte: „Kommt alle zu mir..." (Mt 11,28).<br />

„Erbsünde" besagt zuerst einmal, daß ausnahmslos<br />

alle Menschen Jesu, des Erlösers,<br />

bedürfen. Die Erbsünde ist ein Glaubensgeheimnis,<br />

wir wissen von ihr allein aus der Offenbarung.<br />

Mit der bloßen Vernunft ist sie nicht<br />

zu fassen, wohl aber kann man zeigen, daß<br />

diese Lehre eine vernünftige Antwort auf das<br />

Rätsel des Bösen gibt. Es ist daher wichtig,<br />

genau zu wissen, was die Glaubenslehre über<br />

die Erbsünde sagt.<br />

Der Glaube sagt uns, daß am Anfang der<br />

Geschichte der Menschheit die, die wirklich<br />

unsere Stammeltern sind, ihre Freiheit mißbraucht<br />

und sich gegen Gott erhoben haben.<br />

Die biblische Bildersprache zeigt die Folgen<br />

dieser Wahl: Adam und Eva verlieren ihre<br />

Vertrautheit mit Gott, sie flüchten vor Ihm.<br />

Innere Zerrissenheit und gegenseitige Anklage,<br />

Herrschen und Begierde bestimmen die Beziehungen<br />

von Mann und Frau, und der als Folge<br />

angedrohte Tod zieht in die Menschheitsgeschichte<br />

ein. Was in Genesis 3 geschildert wird,<br />

erfahren wir täglich als Wirklichkeit der Welt.<br />

Wieso aber „Erb"-Sünde? Wieso kommt bereits<br />

das Kind mit dem Makel der Erbsünde zur<br />

Welt, sodaß auch ihm die Taufe gespendet<br />

wird? Erbsünde bedeutet nicht eine persönliche<br />

Schuld der Nachkommen Evas. Sie besagt, daß<br />

allen Menschen (nur Maria ist davon ausgenommen)<br />

etwas ermangelt. Was unsere Stammeltern<br />

durch ihre persönliche Sünde verloren<br />

haben, ist - wie ein Erbe, das ein Ahne vertan<br />

hat - für sie und für uns alle verloren: das Geschenk<br />

der ursprünglichen Vertrautheit mit<br />

Gott und der daraus entspringenden Harmonie.<br />

Wir sind alle gewissermaßen Nachkommen des<br />

verlorenen Sohnes, und erst wenn Gott uns das<br />

Festkleid der Gnade schenkt, sind wir wieder<br />

heil und zu Hause (vgl. Lk 15,11-32).<br />

„Erbsünde" besagt aber auch, daß wir trotz<br />

der Taufgnade und mit ihrer Hilfe ein Leben<br />

lang mit der Neigung zum Bösen kämpfen<br />

müssen. Sie ist ein Erbe unserer Stammeltern.<br />

Wenn wir aber mit Christus kämpfen, ist es<br />

„der gute Kampf' (2 Tim 4,7), der zum Sieg<br />

führt.<br />

Dieter Kirchner

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