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#213-222 1996

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Mai KONTAKT <strong>1996</strong><br />

Das Glaubensbekenntnis<br />

Fortsetzung<br />

III. Gott unser Vater<br />

„Ich glaube an Gott, den Vater...". Mit diesen<br />

Worten beginnt das Apostolische<br />

Glaubensbekenntnis. Daß wir Gott Vater<br />

nennen dürfen, ist das „Herzstück" der<br />

Offenbarung Jesu. Er selber sagt zu Gott in<br />

einer so persönlichen, unverwechselbaren<br />

Weise „Vater", daß die Urkirche in ihren<br />

Gebeten das Wort im aramäischen Original<br />

bewahrt hat: „Abba". Sie tat es, weil Jesus so<br />

zu Gott gebetet und von Gott gesprochen hat<br />

und weil Er selber seine Jünger gelehrt hat,<br />

Gott als „Unser Vater" anzusprechen.<br />

In welchem Sinne Gott „Vater" ist, hat uns<br />

Jesus geoffenbart. In diesem Wort spricht Jesus<br />

sein innerstes Verhältnis zu Gott aus und<br />

offenbart gleichzeitig, zu welchem<br />

Gottverhältnis wir berufen sind. „Abba" ist ein<br />

Kinderwort wie unser „Papa". Es ist Ausdruck<br />

inniger Vertrautheit. Doch klingt darin zugleich<br />

große Ehrfurcht an. So in Jesu Gebet in<br />

Getsemani :.„Abba, Vater, alles ist dir möglich.<br />

Laß diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch<br />

nicht wie ich will, sondern wie du willst" (Mk,<br />

14, 36-37). Bis in die letzten Gebetsworte Jesu<br />

hinein bleibt Gott für Jesus der „Vater":<br />

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht,<br />

was sie tun!"(Lk, 23,34); „Vater, in deine<br />

Hände empfehle ich meinen Geist" (Lk 23,46).<br />

Die Worte des zwölfjährigen Jesus im Tempel<br />

lassen erahnen, daß Er immer schon aus einer<br />

alles anderen bestimmenden Beziehung zum<br />

„Vater" lebt: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem<br />

sein muß, was meines Vaters ist?" (Lk, 2,49).<br />

Jesus selber hat den Grund dieser Beziehung<br />

genannt. „Niemand kennt den Sohn, nur der<br />

Vater, und niemand kennt den Vater, nur der<br />

Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren<br />

will" (Mt 11,27). Das heißt aber: kein Mensch,<br />

kein Geschöpf hat jemals eine dieser<br />

Vertrautheit vergleichbare Gottesbeziehung<br />

gehabt. Jesus ist „Gottes Sohn" und Gott ist<br />

Jesu Vater in einer einzigartigen Weise: „Ich<br />

und der Vater sind eins" (Joh. 10,30). Im<br />

liebenden Verhältnis zu seinen Geschöpfen<br />

kann Gott mit väterlichen wie auch mit<br />

mütterlichen Zügen dargestellt werden. Wenn<br />

Jesus uns lehrt, seinen Vater auch als unseren<br />

6<br />

Vater anzubeten, dann ist diese Anrede freilich<br />

nicht gegen eine andere austauschbar, denn sie<br />

besagt etwas über alles menschliche Begreifen<br />

hinaus Wunderbares.<br />

IV. Gott ist allmächtig<br />

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis wird<br />

von Gott Vater nur eine Eigenschaft genannt.<br />

Er ist „der Allmächtige".<br />

Der Katechismus widmet dieser Eigenschaft<br />

Göttes einen kurzen, aber für das Ganze des<br />

Glaubens sehr gewichtigen Absatz. Denn für<br />

unser Leben hat es eine große Bedeutung zu<br />

glauben, daß Gott wirklich allmächtig ist. Wir<br />

müssen sogar sagen: wenn wir von Gott nicht<br />

glauben, daß Er allmächtig ist, dann glauben<br />

wir gar nicht, daß es Gott gibt.<br />

Das Wort „Allmacht" erinnert manche an<br />

Despotismus, blinde Gewalt, unterdrückende<br />

Herrschaft. Ganz anders klingt es im biblischen<br />

und kirchlichen Beten. Gerade weil Gott der<br />

Allmächtige und Ewige ist, wenden sich die<br />

Beter voll Vertrauen an Ihn. Gottes Allmacht<br />

ist nicht zu trennen von seiner Güte, seiner<br />

Gerechtigkeit. und seinem Erbarmen. In den<br />

Bedrängnissen dieser Welt schenkt der<br />

Aufblick zu Ihm Trost und Zuversicht.<br />

Die Erfahrung von Unglück, Leid und<br />

Bosheit kann freilich den Glauben an die Güte<br />

der Allmacht Gottes erschüttern. Warum<br />

verhindert Gott nicht das viele Leid auf Erden,<br />

wenn Er doch der Allmächtige ist? Vor dieser<br />

Frage verstummt die menschliche Weisheit.<br />

Gott selber hat aber darauf geantwortet: durch<br />

Jesus Christus. Das größte Wunder seiner<br />

Allmacht erwies Gott dadurch, daß Er Seinen<br />

Sohn in die Ohnmacht und Armut der<br />

Menschwerdung und des Kreuzes geschickt<br />

hat.<br />

An die Allmacht Gottes zu glauben, ist die<br />

Grundlage für alles, was wir im weiteren im<br />

Credo bekennen. Wie sollten wir glauben, daß<br />

Gott Himmel und Erde erschaffen hat, wenn Er<br />

nicht allmächtig ist? Und wie an das Werk<br />

Christi glauben: daß Er Mensch geworden, für<br />

uns gestorben und wirklich auferstanden ist?<br />

Und wie glauben, daß der Heilige Geist uns<br />

durch Seine Gnade verwandeln kann, wenn wir<br />

nicht mit Maria im Glauben unser Ja zur<br />

Botschaft des Engels sprechen: „Bei Gott ist<br />

nichts unmöglich" (Lk1,39). Dieter Kirchner

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