Nr. 18 - November / Dezember 2008

Fokus Périgord
Park von Marqueyssac, berühmt für seine 150.000 Buchsbäume.
Man gewinnt vor allem eine Idee von der Phase ihres Lebens,
die mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten ist: ihr Engagement
für die résistance während des Zweiten Weltkrieges.
Joséphine Baker war durch ihre Heirat 1937 französische
Staatsbürgerin geworden und hatte sich 1939 den
Truppen des freien Frankreichs angeschlossen. Ihre Berühmtheit
erlaubte es ihr, frei zu reisen, was sie reichlich
nutzte und dabei vielen Flüchtlingen half, das Land zu
verlassen. In ihren Noten transportierte sie manchmal
geheime Botschaften und auf öffentlichen Empfängen
sammelte sie Informationen, die sie an den Geheimdienst
weitergab. Sie wurde eine richtige Agentin und nach
Kriegsende dankte ihr das Land ihr Engagement mit einer
Reihe großer Orden.
1964 geriet Joséphine Baker aber in finanzielle Schwierigkeiten
und das Schloss musste versteigert werden. Ein
anderer Weltstar, Brigitte Bardot, konnte durch ihre Hilfe
zunächst das Schlimmste verhindern, aber 1968 verschlechterte
sich die Lage zusehends und das Gebäude wurde dann
doch von den Gläubigern verkauft. Joséphine Baker erfuhr
davon auf einer Tournee. Sie kehrte zurück und verbarrikadierte
sich drei Tage lang in der Küche, bis das Haus
ohne Skrupel geräumt wurde, obwohl Brigitte Bardot, der
marokkanische König Hassan II. und die Prinzessin Gracia
von Monaco interveniert hatten. Heute hängt in der
Schlossküche ein berührendes Schwarz-Weiß-Foto aus diesen
Tagen. Die Baker, nur mit einem Bademantel bekleidet,
sitzt ganz allein im Regen und blickt traurig zu Boden. Der
Weltstar, die Ikone der eleganten Welt, fand sich nun auf
der Straße wieder.
20 · Frankreich erleben · November / Dezember 2008