Nr. 18 - November / Dezember 2008

Art De Vivre Kulturszene
Julien Clerc:
Où s‘en vont les avions?
CDs
Wenn Julien Clerc, unvergessen seit « Femmes je vous
aime », ein neues Album herausbringt, ist das ein
Ereignis für sich. An « Où s‘en vont les avions? » (dt. Wohin
fliegen die Flugzeuge?) haben die größten Stars des
französischen Chansons mitgewirkt, unter ihnen Carla
Bruni und Benjamin Biolay. Zwar bleibt die Frage nach zwölf Titeln unbeantwortet,
aber die Magie von Clercs Musik lässt das ganz vergessen. CD von EMI
Berry: Mademoiselle
Mit ihrer beruhigenden Stimme erzeugt Berry eine ganz besondere Atmosphäre
und ihre Gitarrenrhythmen lassen uns manchmal an eine berühmte
Ehefrau denken... Doch hier hört der Vergleich mit Carla Bruni schon auf.
« Mademoiselle » hat etwas zu sagen und zögert nicht, die Leute mit ihren klaren
Worten zu schockieren. Berry teilt mit uns ihre Enttäuschungen in der Liebe, ihre
Lebensfreude, ihren Verdruss – komplex und widersprüchlich. Damit drückt die
Sängerin mit ihrem persönlichen Ton, vielleicht sogar ohne es selbst zu wissen, die Gefühle der
Frauen ihrer Generation aus. CD von Mercury
Georges Bizet:
Carmen- und Arlésienne-Suiten
(Mark Minkowski und die Musicien du Louvre-Grenoble)
Unter dem kleinen, aber feinen Naïve-Label erschien in diesem Jahr
diese Einspielung der Carmen- und Arlésienne-Suiten, von denen der
Dirigent Minkowski sagt, dass sich hinter jedem Akkord ein ganzes
Poem verstecke. Der Aufnahme hat der Verlag ein aufwendig
gestaltetes Booklet beigefügt, das die Novellen von Mérimées « Carmen » und Daudets « L’Arlésienne »
textlich und gestalterisch kommentiert. Ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk... CD von Naïve
Willkommen bei den Sch’tis
Frankreich 2007, 106 min • Originaltitel: Bienvenue chez les Ch’tis • Ein Film von Dany Boon
mit Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix, Anne Marivin, Philippe Duquesne, Guy Lecluyse, Patrick
Bosso, Zinedine Soualem, Jérôme Commandeur • Kinostart: 30. Oktober 2008, im Verleih von
Prokino
Der erfolgreichste französische Film aller Zeiten (siehe Interview mit dem Regisseur in Frankreich
erleben Nr. 15) nun auch bei uns in deutscher Fassung. Die Geschichte des Postangestellten
Philippe, der von Marseille in die Region Nord-Pas de Calais versetzt wird, rührt zu Tränen und
ruft ausgelassene Lachsalven hervor. Der nordfranzösische Dialekt der Originalversion wurde
in der Synchronisation übrigens mit einem erfundenen Kunstdialekt übersetzt – vielleicht, weil
man keiner deutschen Bevölkerungsgruppe zu nahe treten wollte?
86 · Frankreich erleben · November / Dezember 2008