Nr. 18 - November / Dezember 2008
Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde
Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
Rezept: lapin à la moutarde
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igkeit zu pflegen, haben sie kleine Süßigkeiten produziert,<br />
um sie den Herren als Geschenke zu überreichen. Anfangs<br />
waren es noch Dragees, deren Mandelkerne von einer Zuckerschicht<br />
umgeben waren.<br />
Der Anis selbst ist wohl mit ziemlicher Sicherheit bereits<br />
von Flavius, einem römischen Weltreisenden, nach Burgund<br />
gebracht worden. Er trug bei seinen Reisen stets Anissamen<br />
bei sich, um sich damit vor Krankheiten zu schützen. Auch<br />
die römischen Legionäre, die Burgund besetzt hatten, sollen<br />
die heilende Wirkung des Anis geschätzt haben. Einige<br />
Jahrhunderte später fanden die Anissamen dann auch ihren<br />
Weg zu den Benediktinern in Flavigny, die ihre gezuckerten<br />
Mandelkerne irgendwann durch Anis ersetzten. Man<br />
kann heute nachweisen, dass Durchreisende bereits im 16.<br />
Jahrhundert mit solchen Anisbonbons beschenkt wurden.<br />
Heute ist der kleine Anisbonbon ein absolutes Muss in<br />
Frankreich. Auch wenn der Umsatz im Vergleich zu den<br />
Bonbons der großen Lebensmittelkonzerne kleiner ist, sind<br />
sie durch eine raffinierte Verkaufsmethode überall zu finden.<br />
Denn die Anis de Flavigny waren die ersten Süßigkeiten,<br />
die an den Bonbonautomaten der Pariser Metro verkauft<br />
wurden. Man findet sie ebenso an Autobahnraststätten,<br />
Zeitungskiosken, Bahnhöfen und Flughäfen.<br />
Ganz der Tradition entsprechend werden die Anisbonbons<br />
noch immer in den kleinen ovalen Schachteln verkauft,<br />
die mit netten Zeichnungen versehen sind. Die Abbildungen<br />
erzählen die Romanze eines Schäfers mit seiner<br />
Schäferin, eine unsterbliche Liebesgeschichte, die seit jeher<br />
mit der Marke verbunden ist.<br />
Catherine Troubat, Direktorin dieser Bonbonfabrik,<br />
steht an der Spitze eines Familienunternehmens mit 25<br />
Mitarbeitern. Mitten in der alten Abtei der Benediktiner,<br />
heute in Familienbesitz, hat die Arbeitsatmosphäre so gar<br />
nichts von einer Fabrik. Die Leute halten zwischendurch<br />
ein Schwätzchen, manche von ihnen arbeiten schon in der<br />
dritten Generation in dem Unternehmen. Die Direktorin ist<br />
bei allem Erfolg eine einfache Frau geblieben, die von sich<br />
sagt, dass ihr Freiheit viel bedeute und dass ihr der Duft<br />
von Rosen und das Lachen von Kindern wichtiger sei als<br />
ein dickes Bankkonto.<br />
So herrscht in der ehemaligen Abtei eine leichte und<br />
freudige Stimmung und man spürt eine Lebenseinstellung,<br />
die mit der Einfachheit des kleinen weißen Anisbonbons<br />
korrespondiert: Der Wille nach einem unkomplizierten<br />
und authentischen Leben, das man mit zufriedenen Kunden<br />
teilen will.<br />
Catherine Troubat, Direktorin der Bonbonfabrik.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 91