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Nr. 18 - November / Dezember 2008

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
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ditieren. Scheinbar bin ich einer der wenigen, die sich an<br />

diese Empfehlung gehalten haben.<br />

Damit die Teilnehmer vom Flughafen zu den verschiedenen<br />

Hotels sowie von den Hotels zum Veranstaltungsort<br />

kommen, wurde ein recht komplexes Busshuttlesystem eingerichtet.<br />

Während ich noch am Empfangsschalter verweile,<br />

stößt ein holländischer Berufskollege zu uns. Er möchte<br />

gerne wissen, wie man vom Flughafen ohne Umweg übers<br />

Hotel direkt zum Forum kommt, das am Stadtrand in dem<br />

Viertel Bordeaux-Lac abgehalten wird. Die Hostess schaut<br />

ihn freundlich an, um ihn anschließend um die Wiederholung<br />

der Frage zu bitten. Die englische Sprache scheint<br />

nicht gerade ihre Stärke zu sein. Das ganze wiederholt sich<br />

danach erneut. Der Mann nimmt letztendlich ein Taxi.<br />

Während es schon etwas merkwürdig anmutet, dass das<br />

Empfangspersonal an einem internationalen Flughafen für<br />

ein europäisches Ministertreffen nur recht dürftig Englisch<br />

spricht, muss man den Gastgebern allerdings ein gewisses<br />

Talent zum Improvisieren zusprechen. Während den ganzen<br />

Tag über nämlich Busse zu den Hotels verkehren, ist<br />

ein direkter Transfer zum Veranstaltungszentrum nur am<br />

frühen Abend vorgesehen. Da ich ebenfalls direkt dorthin<br />

möchte, müsste ich normalerweise noch gute zwei Stunden<br />

auf den abendlichen Shuttle warten. Doch mein Gegenüber<br />

spricht per Funk mit einigen Busfahrern vor dem Terminal<br />

und organisiert für mich in nur wenigen Minuten einen<br />

Shuttle nach Bordeaux-Lac.<br />

Unterwegs berichtet mir der Busfahrer, dass er erst seit<br />

ein paar Monaten in Bordeaux tätig sei. Zuvor arbeitete er<br />

in Paris, wo er viel mit solchen internationalen Events und<br />

offiziellen Staatsbesuchen zu tun hatte. In Bordeaux sind<br />

solche Veranstaltungen dagegen eher die Ausnahme. Er erzählt<br />

auch, dass er für die Fahrt Staus befürchte. Er behält<br />

Recht. Wir brauchen rund 40 Minuten für die rund zwölf<br />

Kilometer bis zum Kongresszentrum.<br />

Selbst für ein Land wie Frankreich ist die Organisation<br />

solcher Großveranstaltungen eine Herausforderung, gerade<br />

wenn sie außerhalb der Hauptstadt stattfinden. Genügend<br />

Hotelzimmer und geeignete Veranstaltungsräume müssen<br />

gefunden, Transfers organisiert werden. Doch vor allem<br />

der Schutz der Teilnehmer erfordert einen hohen Aufwand.<br />

Schließlich kommen alle Tourismusminister der Union sowie<br />

wichtige Repräsentanten der Europäischen Kommission<br />

nach Bordeaux. Das bedarf gewisser Vorsichtsmaßnahmen.<br />

Das wird auch am Eingang des Veranstaltungsortes in<br />

Bordeaux-Lac schnell deutlich. Der Einlass erinnert an<br />

die Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Sicherheitskräfte<br />

durchsuchen Taschen. Ein Aufpasser erklärt einem anderen,<br />

anscheinend einem Neuling, dass Minister nicht kontrolliert<br />

werden. Um sie zu erkennen, tragen sie eine Anstecknadel<br />

am Sakko. Ein kleines Detail, das sicherlich auch den<br />

Ministern selbst die Orientierung untereinander erleichtert.<br />

Alle anderen Teilnehmer tragen ein Namensschild. Die<br />

französische Regierung hat mit ihrem Design sowie dem<br />

der Veranstaltungsmappen etc. sogar den Designer Philippe<br />

Starck betraut. Schließlich möchte man während der EU-<br />

Ratspräsidentschaft einen guten Eindruck hinterlassen.<br />

Auch die französische Post ist präsent. An einem extra für<br />

dieses Event eingerichteten Schalter stempelt sie Briefmarken<br />

mit dem exklusiven Aufdruck « Forum Européenne du<br />

Tourisme UE<strong>2008</strong> » ab. Viele Delegationen und Journalisten<br />

machen von diesem Souvenir Gebrauch.<br />

Nach meiner Akkreditierung treffe ich jemanden vom<br />

französischen Tourismusministerium und erfahre, dass<br />

Frankreich während der sechs Monate der EU-Ratspräsidentschaft<br />

rund 50 Veranstaltungen dieser Art organisiert.<br />

Ein ambitioniertes Programm, denn es vergeht keine Woche,<br />

ohne dass sich europäische Minister irgendwo im Land<br />

treffen. Für Frankreich ist dies natürlich eine einmalige<br />

Möglichkeit, sich möglichst gut gegenüber seinen europäischen<br />

Partnern zu präsentieren. Dies hat seinen Preis: Man<br />

geht für die sechs Monate von Kosten von 200 Millionen<br />

Euro aus. Allein die reine Organisation einer einzelnen<br />

Veranstaltung beziffert sich auf durchschnittlich eine Million<br />

Euro.<br />

Die Regionen und Städte stehen dabei in Konkurrenz<br />

zueinander. Welcher Ort schafft es, ein solches Großereignis<br />

anzuziehen? Neben einer guten Infrastruktur hilft es,<br />

wenn ein Minister aus der Region stammt. So organisierte<br />

Roselyne Bachelot, französische Gesundheitsministerin,<br />

für ihre europäischen Kollegen einen Kongress in ihrer<br />

politischen Heimatstadt Angers. Ein paar Tage zuvor lud<br />

der französische Außenminister Bernard Kouchner seine<br />

Kollegen in seine Geburtsstadt Avignon ein. Die Anreise<br />

erfolgte sogar gemeinsam mit einem in den Farben der<br />

französischen EU-Ratspräsidentschaft bemalten TGV vom<br />

Flughafen Paris-CDG aus. Vor Ort wurden die Minister<br />

in Limousinen der Marken Renault, Peugeot und Citroën<br />

durch die Stadt chauffiert und ein Konzert im Papstpalast<br />

gehörte zum kulturellen Höhepunkt des Treffens.<br />

Dieses Mal darf sich also Bordeaux in Szene setzen. Auf<br />

der Tagesordnung steht der Tourismus in Europa. Hervé Novelli<br />

ist der zuständige Staatssekretär und Gastgeber dieses<br />

Forums. Er eilt von einer Delegation zur anderen, kümmert<br />

sich um die Minister und wird manchmal von Alain Juppé,<br />

dem ehemaligen Premierminister und jetzigen Bürgermeister<br />

von Bordeaux, begleitet. Letzterer lädt außerdem an einem<br />

Abend alle Minister zu einem exklusiven Empfang in sein<br />

Rathaus ein. Denn auch die Stadtverwaltung von Bordeaux<br />

will natürlich den perfekten Gastgeber geben.<br />

Am nächsten Tag erklärt mir mein Sitznachbar im Plenum,<br />

ein Mitglied der deutschen Delegation, dass die wichtigsten<br />

Gespräche nicht unbedingt während des offiziellen<br />

Programms stattfinden, sondern in informellen Runden<br />

während der Pausen sowie am Abend. Andere Delegationen<br />

bestätigen mir dies später. Es sind gerade diese Kontakte in<br />

den Gängen, am Kaffeeautomaten oder im Fahrstuhl, die<br />

den Reiz des Forums ausmachen. Networking, wie es so<br />

schön auf Neudeutsch heißt, steht im Vordergrund.<br />

Das offizielle Programm umfasst zwei Tage lang diverse<br />

Workshops und Präsentationen. Die Minister erscheinen<br />

nur selten, doch die Delegationen beteiligen sich aktiv am<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 55

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