Nr. 18 - November / Dezember 2008
Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde
Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
Rezept: lapin à la moutarde
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Fokus Périgord<br />
Einer der beiden Statuen von Cyrano de Bergerac in Bergerac.<br />
Bergerac, literarische Heimat des Cyrano de Bergerac<br />
Im Westen des Departements Dordogne liegt die Hauptstadt<br />
des purpurroten Périgord: Bergerac. Die 29.000<br />
Einwohner zählende Kommune ist von Weinfeldern<br />
und Tabakplantagen umgeben. Ihr Herz liegt direkt an der<br />
Dordogne und ihr Hafen war lange Zeit ein wichtiger Umschlagplatz.<br />
Von hier aus wurde via Bordeaux Wein bis nach<br />
England und Nordeuropa verschifft.<br />
Wenn Bergerac heute sehr ruhig und gelassen wirkt,<br />
war dies nicht immer so. Die Geschichte der Stadt lässt<br />
sich durchaus als stürmisch bezeichnen. Während der Religionskriege<br />
galt die Kleinstadt als intellektuelles Zentrum<br />
des Protestantismus. Die Bürger von Bergerac waren meist<br />
durch Wein und Handel zu Wohlstand gekommen. Auch<br />
nach der Tragödie der Bartholomäusnacht im August 1572<br />
ließ man sich nicht in die Knie zwingen und ging in den<br />
Widerstand gegen die Katholiken. Die Konsequenzen ließen<br />
aber nicht lange auf sich warten. 1620 wurde Bergerac<br />
belagert und Ludwig XIII. ließ die Stadtmauern schleifen.<br />
Ludwig XIV. versuchte, die letzten Einwohner zum Konvertieren<br />
zu zwingen. Doch der Widerstand lebte weiter.<br />
Allerdings hatten die Hugenotten irgendwann keine wirkliche<br />
Perspektive mehr und emigrierten nach England und<br />
Holland. Das Wirtschaftsleben von Bergerac brach infolgedessen<br />
vollkommen zusammen.<br />
Im Laufe der Zeit erholte sich aber auch Bergerac wieder<br />
von diesem dunklen Kapitel der französischen Geschichte,<br />
insbesondere durch eine Konzentration auf die Landwirtschaft:<br />
Getreide, Tabak, Wein und Viehzucht. Doch weitere<br />
Tiefschläge sollten nicht lange auf sich warten lassen. Durch<br />
die Erfindung der Eisenbahn verlor der Hafen der Stadt an Bedeutung<br />
und eine Epidemie befiel die Weinstöcke der Region.<br />
Bergerac musste sich erneut eine Zukunft erarbeiten. Wiederum<br />
setze man dabei vor allem auf den Wein- und Tabakanbau,<br />
die bis heute die Stützen der lokalen Wirtschaft sind.<br />
Wenn man die sympathische Kleinstadt besucht, lohnt<br />
neben einer Bootstour auf der Dordogne, Startpunkt ist der<br />
alte Hafen, vor allem ein Spaziergang durch die weitgehend<br />
verkehrsberuhigte Innenstadt. An der Rue Saint-Clar reihen<br />
sich sehr schöne Fachwerkhäuser aneinander und auf<br />
der Place Pélissière am Fuße der Kirche Saint-Jacques stellen<br />
Cafés und Restaurants ihre Stühle und Tische auf den<br />
Platz hinaus. In der Maison Peyrarède an der Straßenecke<br />
der Rue des Rois-de-France mit der Rue de l’Ancien Pont<br />
sind außerdem ein sehenswertes Tabak- und ein Heimatmuseum<br />
untergebracht.<br />
Ein berühmter Mann, dessen Name in Zusammenhang<br />
mit der Stadt an der Dordogne steht, war allerdings niemals<br />
hier: Cyrano de Bergerac. Der Dichter, vor allem bekannt<br />
geworden durch ein Versdrama von Edmond Rostand über<br />
ihn, wurde in Paris geboren und kam zeitlebens nicht nach<br />
Bergerac. Dies hinderte Rostand aber nicht daran, in seinem<br />
Werk ausgiebig über das Périgord wie zu Zeiten von<br />
Cyranos Kindheit zu schreiben. Die Stadt ließ sich die<br />
Chance nicht entgehen, diese bekannte Figur für eigene<br />
Vermarktungszwecke zu nutzen und errichtete gleich zwei<br />
Statuen des Cyrano de Bergerac im Stadtgebiet.<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>