Nr. 18 - November / Dezember 2008

Die Wohnung von Paul Cézanne in der Rue Boulegon.
Cézannes Geburtshaus in der Rue de l’Opéra.
Auf den Spuren von Cézanne
und den Wechsel der Farben einzufangen. Von morgens
bis abends konnte er sich monatelang mit nichts anderem
beschäftigen. Mögen manche das als eine Verrücktheit betrachten,
ist in diesem unbedingten Willen, alle Nuancen
und Farbempfindungen dieser Landschaft wiederzugeben,
doch die Essenz des Malens Cézannes enthalten. Es ist kurios:
Zu Lebzeiten in seiner Heimat nicht besonders beliebt,
hat Cézanne durch seine Arbeiten mehr für die Region getan,
als alle Tourismuskampagnen zusammen. Denkt man
an die Provence, denkt man an die Farben und Bilder von
Cézanne. Niemand, der sich auch nur ein bisschen für die
Provence interessiert, wird um den Anblick eines Gemäldes
der Sainte-Victoire-Berge herumkommen.
Viele wissen allerdings gar nicht, dass Cézanne gebürtiger
Provenzale ist. Um den Maler näher kennenzulernen,
sollte man sich in die Provence und die von ihm so oft
gemalte Landschaft begeben. Es genügt, ein paar Mal am
Tag die Sainte-Victoire-Berge auf sich wirken zu lassen,
um von dem einzigartigen Reiz der Landschaft fasziniert
zu sein. Ihre Farben und ihr Licht verändern sich im Laufe
der Stunden ständig, ja manchmal innerhalb von Minuten.
Nach dieser ersten Annäherung an den scheuen Künstler,
lohnt es sich, in Aix-en-Provence den Spuren seines Wirkens
zu folgen. Auf einem zwei- bis dreistündigen Rundgang
durch die Gassen der Stadt kann man wichtige Stationen
seines Lebens Revue passieren lassen. Man muss nur
dem in den Boden eingelassenen « C » folgen und wird sich
im Straßengewirr nicht verlaufen.
Cézanne wurde am 19. Januar 1839 in der Rue de
l’Opéra geboren (Markierung 1 auf der Karte). Seine Familie
könnte man als gutsituiert bezeichnen, besaß sein Vater
doch an einer der großen Hauptstraßen der Stadt (Markierung
2, Cours Mirabeau Nr. 55) eine profitable Hutfabrik.
Dennoch gehörte die Familie nicht zum angesehenen Bürgertum,
denn bei der Geburt Cézannes waren seine Eltern
noch nicht verheiratet und schlossen auch erst fünf Jahre
später die Ehe. Ein solches Verhalten und der Fakt, dass die
Mutter Cézannes eine ehemalige Arbeiterin seines Vaters
Frankreich erleben · November / Dezember 2008 · 61