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Nr. 18 - November / Dezember 2008

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
Rezept: lapin à la moutarde

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Art de vivre Genuss<br />

Anis de Flavigny:<br />

Der Erfolg kleiner weißer Bonbons<br />

Jedes Jahr verlassen 250 Millionen Pastillen von kaum einem Gramm<br />

Gewicht die Bon bonküche von Flavigny, einem kleinen Dorf in Burgund.<br />

Ihr Rezept wurde noch nie geändert, und man sagt, sie seien ein nationales Kulturgut.<br />

Dabei sind sie doch nichts anderes als einfache Anisbonbons.<br />

Ein Bild, das für eine glückliche Kindheit steht: Die<br />

Schulkinder kommen nach Hause und die Großmutter<br />

holt aus dem Küchenbuffet eine kleine mit<br />

Anisbonbons gefüllte Schachtel und verteilt die Süßigkeit<br />

unter den Kindern. Die Anis de Flavigny sind für die Franzosen,<br />

ähnlich wie das berühmte Madeleine-Gebäck bei<br />

Proust, die Erinnerung an eine heile, vergangene Welt.<br />

Dabei ist dieser Bonbon recht simpel. Ein grünes Aniskorn<br />

in der Mitte wird von einer weißen Schicht Zucker<br />

und einigen Kräuteraromen umgeben. Mehr verbirgt sich<br />

nicht dahinter und trotzdem, welch Erfolg! Allein zwischen<br />

1990 und 2003 hat das Familienunternehmen eine Umsatzsteigerung<br />

von über 90 Prozent erzielt und ist dabei noch<br />

immer vollkommen eigenständig, was bei der Dominanz<br />

der großen französischen Lebensmittelkonzerne mittlerweile<br />

eine Seltenheit ist.<br />

Die Anis de Flavigny werden zwar auf relativ einfache<br />

Weise hergestellt, aber man braucht eine Menge Geduld<br />

dafür. Zunächst werden die Anissamen sorgfältig aus Ernten<br />

aus Syrien, der Türkei und Spanien ausgewählt. 15 Tage<br />

lang werden sie dann langwierig mit vielfachen Zuckersirupschichten<br />

umhüllt und in großen Wannen gerollt und<br />

geglättet. Diese aufwendige, alte Herstellungsweise garantiert<br />

einen Bonbon ohne Farb- und Konservierungsstoffe<br />

und ohne den Zusatz genmanipulierter Produkte.<br />

Der Beginn der Bonbonproduktion in Flavigny soll<br />

übrigens mehr oder weniger ein Zufall gewesen sein und<br />

es kann heute keiner mehr so recht sagen, wer das Rezept<br />

eigentlich erfunden hat. Das Dorf Flavigny-sur-Ozerain,<br />

etwa 60 Kilometer von Dijon entfernt, hat jedenfalls eine<br />

hübsche alte Abtei, in der im Mittelalter – wie in vielen<br />

Klöstern – die Mönche Zugriff auf den sehr teuren und<br />

seltenen Zucker hatten. Um eine gute Beziehung zur Ob-<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>

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