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Nr. 18 - November / Dezember 2008

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
Rezept: lapin à la moutarde

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Frankreich Heute EU-Ratspräsidentschaft<br />

Programm. Für die Journalisten wird eine Pressekonferenz<br />

gegeben. Ein Höhepunkt der beiden Tage ist das Galadinner,<br />

für das das Palais de la Bourse im Zentrum von<br />

Bordeaux sogar besonders illuminiert wird. Ein Mitglied<br />

der französischen Delegation vertraut mir währenddessen<br />

an, dass dieser Abend ein ausgezeichneter Anlass sei, den<br />

Gästen die kulinarischen Errungenschaften der Region<br />

nahezubringen.<br />

So verwundert es nicht, dass Austern vom Bassin<br />

d’Arcachon, herzhafter Landschinken und Piment<br />

d’Espelette, das scharfe Gewürz aus dem gleichnamigen<br />

Dorf im Baskenland, auf der Speisekarte erscheinen. Alles<br />

Produkte, auf die man hier im Südwesten des Landes sehr<br />

stolz ist. Es hat durchaus eine gewisse Komik und unbestreitbaren<br />

Charme zugleich, wenn man an diesem Abend<br />

die italienische Tourismusministerin mit einem europäischen<br />

Kollegen darüber diskutieren hört, ob denn nun Pesto<br />

oder Pfeffer besser zum Würzen von Nudeln geeignet sei.<br />

Aber natürlich kreisen die Gespräche nicht nur ums Essen.<br />

Ein paar Tische weiter kann ich verfolgen, wie sich der Vorstand<br />

eines großen Tourismuskonzerns mit einem Politiker<br />

austauscht. Denn auch beim Galadinner geht es schließlich<br />

um Politik und Projekte.<br />

Am Ende des Forums sind alle zufrieden. Die Minister<br />

konnten sich über Fragen der europäischen Tourismuspolitik<br />

verständigen. Die Ergebnisse haben zwar nichts Revolutionäres,<br />

aber dennoch konnte man einige offene Punkte gemeinsam<br />

regeln und neue Ziele festlegen. Die Delegationen<br />

wiederum lernten sich besser kennen. Viele neue Kontakte<br />

wurden geknüpft, die die zukünftige Zusammenarbeit erleichtern<br />

werden. Die Journalisten erhielten genug Informationen,<br />

um ihre Artikel zu verfassen. Und Bordeaux, sogar<br />

ganz Aquitanien, präsentierte sich als attraktiver Gastgeber<br />

und profitierte von der Berichterstattung in ganz Europa.<br />

Nächstes Jahr trifft man sich bestimmt wieder, irgendwo in<br />

Tschechien.<br />

Interview<br />

Während des Europäischen Tourismusforums<br />

spra chen wir mit Ernst Hinsken, erster Beauf<br />

tragter der Bundesregierung für Tour ismus<br />

in der Geschichte der Bundes re pu blik<br />

Deutsch land<br />

Herr Hinsken, warum ist Frankreich<br />

für die Deutschen ein so beliebtes Reiseziel?<br />

Es gibt mehrere Gründe. Beispielsweise<br />

wird Frankreich für das<br />

gute Essen geschätzt. Die französische<br />

Küche ist weltberühmt, französischer<br />

Käse wird geliebt. Frankreich bietet<br />

Großartiges im Bereich der Kultur.<br />

Das Land hat einen schönen Süden,<br />

wo fast jeden Tag die Sonne scheint<br />

und das Meer lockt. Auch die deutschfranzösische<br />

Freundschaft, die in den<br />

letzten Jahren neue Schübe erhalten<br />

hat, ist ein Grund dafür, dass Deutsche<br />

gerne ihren Urlaub in Frankreich<br />

verbringen.<br />

Ich möchte aber auch kritische<br />

Punkte anmerken. So gibt es vor allem<br />

in der Hotellerie einiges zu verbessern.<br />

Man hat es in Frankreich in den<br />

letzten Jahren versäumt, die notwendigen<br />

Investitionen vorzunehmen. In<br />

Deutschland sagt ein Sprichwort, dass<br />

der, der nicht investiert, verliert. Und<br />

das gilt speziell für Frankreich. Es<br />

gibt dort schon einige Hotels, die eher<br />

mangelhaft und verbesserungswürdig<br />

sind.<br />

Wie erklären Sie es sich, dass immer<br />

mehr Deutsche lieber nach Spanien in den<br />

Urlaub fahren?<br />

Die Spanier sind die großen Aufholer<br />

in Europa. Dies liegt aber nicht<br />

nur am spanischen Festland, sondern<br />

auch viel an den Kanaren und Balearen.<br />

Diese Inseln bieten alles, was sich<br />

Touristen für ihren Urlaub vorstellen:<br />

Sonne, Meer, eine gute Küche. Obwohl<br />

ich meine, dass die Franzosen,<br />

was letztere angeht, in gewisser Hinsicht<br />

sogar voraus sind.<br />

Wie erklären Sie es sich, dass Frankreich<br />

die Nummer 1 im weltweiten Tourismusgeschäft<br />

ist?<br />

Frankreich ist die Nummer 1, weil<br />

es ein schönes Land ist. Es ist aber auch<br />

darauf zurückzuführen, dass die Franzosen<br />

ihren Urlaub gerne im eigenen Land<br />

verbringen. In Deutschland liegt die<br />

Quote bei 30 bis 35 Prozent. In Frankreich<br />

hingegen verbringen 80 Prozent der<br />

Franzosen ihre Ferien im eigenen Land.<br />

Herr Novelli hat auf diesem Forum<br />

gesagt, dass die europäischen Länder mehr<br />

über Tourismus kommunizieren sollen.<br />

Was meint er damit?<br />

Man tauscht sich aus, so wie das<br />

jetzt hier im Rahmen der europäischen<br />

Ministerkonferenz in Bordeaux möglich<br />

ist. Das ist die eine Seite. Zum anderen<br />

ist Tourismus die beste Außenpolitik,<br />

die es überhaupt gibt. Man lernt beim<br />

Reisen andere Menschen kennen, man<br />

fängt an, sich gegenseitig zu schätzen,<br />

man entdeckt die Kultur des anderen<br />

und vieles mehr. Das ist mehr wert als<br />

die Unterschrift eines hohen Staatsmannes<br />

oder einer hohen Staatsfrau unter<br />

irgendeinem internationalen Vertrag.<br />

Herr Hinsken, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>

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