Nr. 18 - November / Dezember 2008

Frankreich Heute Senat
Blick in den heutigen Plenarsaal des Senats, der vom Architekten Alphonse von Gisors entworfen und 1841 fertiggestellt wurde.
In dem Halbrund hinter dem Podium stehen sieben Statuen berühmter Staatsmänner.
Der französische Senat
Hat eine Institution ausgedient?
Das parlamentarische System Frankreichs
beruht auf zwei Kammern: der Assemblée
Nationale und dem Senat. Immer wieder
wird der Senat jedoch, der gerade neu
gewählt wurde, in der französischen Öffentlichkeit
in seiner Funktion sowie in seiner
Zusammensetzung in Frage gestellt. Kritiker
werfen ihm vor, ein antiquiertes Frankreich
zu repräsentieren und die gesellschaftliche
Entwicklung zu verschlafen. Ist dieser
Vorwurf aber tatsächlich gerechtfertigt?
Unnütz », « konservativ », « undemokratisch » und « undurchsichtig
» sind die Zuschreibungen, mit denen
« viele Franzosen ihren Senat (vergleichbar mit dem
Deutschen Bundesrat) bedenken. Besonders beliebt ist die
zweite Kammer des Parlaments nicht. Fragt man ein bisschen
genauer nach, werden viele noch unfreundlicher. Man
schimpft über den « Goldpalast der Republik » oder macht
sich über das « Luxusaltersheim » lustig. Es fehlt nicht viel, und
man könnte denken, dass die Bürger demnächst zum Pariser
Palais du Luxemburg, dem Sitz des Senats, marschieren
wollten, um sich die Staatsmacht wieder selbst anzueignen.
Diese Stimmung erklärt einen Vorfall, der sich bei den
am 21. September durchgeführten Senatswahlen in einem
Dorf in der Bretagne zutrug. Anstatt ihre fünf Wahlmänner
für die Wahl der Senatoren zu bestimmen, verabschiedeten
die Abgeordneten von Chevaigné eine Erklärung, in
50 · Frankreich erleben · November / Dezember 2008