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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Warum das Rad schon<br />

lange erfunden ist<br />

Dr. Andreas Salcher, Unternehmensberater, Mitbegründer der<br />

„Sir Karl Popper Schule“ und Bestsellerautor, zeichnet in seinem<br />

Gastbeitrag für SOCIETY ein Bild der „Schule der Zukunft“.<br />

Das oberste Ziel der Schule der Zukunft<br />

ist die Wiederbelebung des<br />

Lernprozesses. Lernen durch Erfahrung<br />

lässt sich nicht durch noch so<br />

viel Belehrung ersetzen. Goethe hat<br />

geschrieben: „Wenn du die Welt verstehen<br />

willst, dann musst du in dein<br />

Inneres gehen, wenn du dein Inneres<br />

verstehen willst, dann musst du in die<br />

Welt gehen.“ Die Schule der Zukunft<br />

muss die Welt in ihr Inneres lassen. Ich<br />

schlage Modelle, basierend auf diesen<br />

drei Werten, vor:<br />

Wertschätzung: Das Gefühl, dass<br />

man Teil einer Gemeinschaft ist, von<br />

der man geschätzt wird, und die<br />

innere Überzeugung, dass man Verantwortung<br />

für sich selbst und andere hat.<br />

Leidenschaft: Eine Schule, in der<br />

alle – vom Direktor über die Lehrer<br />

und Eltern bis zu den Schülern –<br />

leidenschaftlich gerne lernen, wird<br />

großartig werden.<br />

Ehrliches Lob: Es kann und muss<br />

nicht jeder überall der Beste sein. Bestärkung<br />

und ehrliches Lob für besondere<br />

Leistungen helfen aber, eigene<br />

Potenziale zu erkennen und sich anzustrengen,<br />

diese zu entwickeln.<br />

Auf dem Weg zur Schule der Zukunft<br />

sollten wir uns auf folgende Ziele konzentrieren:<br />

DIE BESTEN LEHRERINNEN NEHMEN<br />

Die Qualität eines Schulsystems kann<br />

nie die Qualität der Summe seiner<br />

Lehrer übertreffen. Es ist die wichtigste<br />

Aufgabe eines Schulsystems, den<br />

Lehrerberuf zu einem der attraktivsten<br />

Berufe zu machen, dann die richtigen<br />

Menschen dafür zu gewinnen, sie<br />

selektiv auszuwählen und sie dafür<br />

ständig in ihren Fähigkeiten weiterzuentwickeln.<br />

Sie verdienen eine gute<br />

Bezahlung und Karrieremöglichkeiten,<br />

die von ihrer Leistung abhängig sind.<br />

KLASSENUNTERRICHT VOR SCHUL-<br />

ORGANISATION<br />

Da die SchülerInnen in jeder Klasse<br />

so unterschiedlich sind, können alle<br />

Versuche, den Unterricht zentral von<br />

Schulbehörden vorzugeben, nur zum<br />

Scheitern verurteilt sein. Solange der<br />

Schulalltag wie das tägliche Fernsehprogramm<br />

durch eine zusammenhanglose<br />

Abfolge von isolierten Gegenständen<br />

geprägt ist, werden SchülerInnen<br />

und LehrerInnen diese über sich ergehen<br />

lassen. Individuelle Talentförderung<br />

und die 50-Minuten-Stunde sind<br />

Gegensätze wie Feuer und Wasser.<br />

Lernformen und Lehrpläne haben sich<br />

den SchülerInnen anzupassen und<br />

nicht umgekehrt. Das erfordert eine<br />

echte Schulautonomie, wobei jede<br />

Schule sehr genau bei der Erreichung<br />

ihrer Ziele überprüft und unterstützt<br />

werden muss. Gute Schulen, die schon<br />

heute den Geist der Zukunft versprühen,<br />

stellen folgende Frage: Ist das gut<br />

für die SchülerInnen? Wann immer<br />

Herausforderungen und Konflikte an<br />

einer Schule aus der Perspektive des<br />

Schülers diskutiert werden, ist man<br />

auf dem richtigen Weg. Die SchülerInnen<br />

mit ihren langfristigen Interessen<br />

stehen im Mittelpunkt. Daher ist die<br />

gelebte Schulautonomie so wichtig<br />

für engagierte DirektorInnen. Es gibt<br />

nicht ein richtiges Modell der Schule<br />

der Zukunft, genauso wenig wie es<br />

nur eine optimale Art gibt, ein Kind zu<br />

erziehen. Es existiert aber eine Vielzahl<br />

von lebendigen Schulen, die zeigen,<br />

wie man das vorhandene Wissen<br />

erfolgreich umsetzen kann. Viele Wege<br />

führen zur Schule der Zukunft, eines<br />

haben diese Wege gemeinsam: Es<br />

geht darum, die Kluft zwischen den<br />

Schulen, wie sie heute sind, und den<br />

Schulen, wie sie sein könnten, kleiner<br />

zu machen. Das bedeutet leidenschaftliches<br />

Engagement über lange<br />

Zeiträume. Auf diesem Weg finden sich<br />

weder Abkürzungen noch magische<br />

Erfolgsrezepte.<br />

Andreas Salcher - Der talentierte Schüler und seine<br />

ewigen Feinde, Ecowin Verlag<br />

Foto: Ecowin Verlag<br />

BILDUNG<br />

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