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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Ritter 2.0: Kampf für<br />

Frieden und guten Wein<br />

SOCIETY Magazin sprach mit dem Ordensprotektor<br />

der Gemeinschaft Ordo Equestris Vini Europae<br />

– Karl Habsburg – über Geopolitik, die Monarchie<br />

und den politischen Brennpunkt Russland.<br />

Fotos: Wilhelm Böhm/Weinritterorden<br />

Wie sehen Sie als Ordensprotektor<br />

in Pandemiezeiten die Rolle des Ordo<br />

Equestris Vini Europae in Europa?<br />

Da ist zum einen die persönliche<br />

Berufung des Ritters zum ritterlichen<br />

Werk, mit dem Ziel, den Neid zu besiegen<br />

und zu Freude, Freundschaft und<br />

Glück zu gelangen. Zum anderen ist<br />

die Pflege der europäischen Weinkultur<br />

eine Besonderheit. In der Kulturdiplomatie<br />

wiederum liegt die Arbeit am<br />

paneuropäischen Werk. All das muss<br />

man unabhängig von der Pandemie,<br />

die uns alle betrifft, sehen.<br />

Wie kann man die Aufgaben eines<br />

Ordensprotektors verstehen?<br />

Der Ordensprotektor hat nicht die<br />

Aufgabe, die tägliche Arbeit des Ordens<br />

zu leiten. Er ist so etwas wie ein<br />

Schutzherr über die Gemeinschaft, mit<br />

der Aufgabe, in den grundsätzlichen<br />

Kaiserenkel und Buchautor, s.k.k.H. Karl<br />

von Habsburg<br />

Dingen und in der langfristigen Orientierung<br />

der Arbeit die wesentlichen<br />

Weichenstellungen mit vorzunehmen.<br />

Die Friedens- und Kulturmission ist Teil<br />

meiner Arbeit sowohl in der Paneuropa-Union<br />

als auch im Bereich des<br />

Kulturgüterschutzes.<br />

Wie sieht für Sie der Völkerbund EU im<br />

Vergleich zum Völkerbund Monarchie<br />

aus?<br />

Beide haben unterschiedliche Entstehungs-<br />

und Entwicklungsgeschichten.<br />

Die Habsburger-Monarchie war geographisch<br />

kleiner als es die EU heute<br />

ist, sie hat Mitteleuropa eine spezielle<br />

Identität gegeben, die insbesondere<br />

durch Nationalismus und die totalitären<br />

Ideologien verschüttet wurde.<br />

Die Habsburger Monarchie wurde in<br />

Nationalstaaten zerschlagen, die EU<br />

ist aus der Zusammenarbeit von Nationalstaaten<br />

entstanden. Die größte<br />

Ähnlichkeit oder die größte Vorbildfunktion<br />

besteht in der übernationalen<br />

Dimension. Das Habsburgerreich war<br />

ein übernationales Reich, auch wenn<br />

es nach 1866 in einem Teil ein Nationalstaat<br />

wurde. Auch die EU hat dieses<br />

übernationale Element, das momentan<br />

viel zu wenig herausgearbeitet<br />

wird, und wo das Habsburgerreich<br />

wohl in einigen Bereichen ein Vorbild<br />

sein kann. Jeder größere Zusammenschluss<br />

braucht eine innere Dezentralisierung.<br />

In welcher Form wird Europa in zehn<br />

Jahren bestehen?<br />

Derzeit beobachten wir in vielen Bereichen<br />

einen Trend zurück zum Nationalstaat<br />

und eine Art Rückschritt in die Intergovernmentalität.<br />

Notwendig wäre<br />

eine innere Reform der Europäischen<br />

Union, die sich am Prinzip der Subsidiarität<br />

orientiert. Gleichzeitig aber<br />

sollten wir in so manchen anderen<br />

Bereichen durchaus dezentralisieren.<br />

Und ich hoffe, dass wir recht bald die<br />

vier Grundfreiheiten ohne zusätzliche<br />

Erfordernisse wiederherstellen.<br />

Wie soll das Verhältnis der EU zum<br />

Nachbarn Russland gedeihen?<br />

Jeder vernünftige Mensch wünscht<br />

sich eine gute nachbarliche Beziehung<br />

zwischen EU und Russland. Wir müssen<br />

als Europäer konsequent sein, was<br />

die Rückkehr Russlands auf den Boden<br />

des Völkerrechts betrifft, und es muss<br />

uns auch klar sein, dass mit der Freiheit<br />

und Unabhängigkeit der Ukraine<br />

auch die Freiheit der EU verbunden ist.<br />

Eine Normalisierung der Beziehungen<br />

mit Moskau ist derzeit schwierig. Einerseits<br />

weil die Regierung innenpolitisch<br />

auf Repression setzt. Andererseits, weil<br />

Moskau gezielt politische Strömungen<br />

in den Ländern der EU stützt, die das<br />

geeinte Europa schwächen wollen.<br />

Moskau beherrscht das alte Prinzip<br />

von divide et impera. Wer sich aus kurzfristigen<br />

egoistischen Zielen auf dieses<br />

Spiel einlässt, wird aber auch selber<br />

bereits mittelfristig verlieren. Eine<br />

starke, außenpolitisch handlungsfähige<br />

EU sollte aber gute Beziehungen zu<br />

Russland pflegen.<br />

RITTERORDEN<br />

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