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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Die Salzburger Festspiele:<br />

Ein Schauplatz der Künste<br />

Die Salzburger Festspiele feierten 2020 ihr 100-jähriges Jubiläum.<br />

SOCIETY sprach mit Präsidentin Ulrike Rabl-Stadler über Vergangenheit<br />

und Zukunft des großen Festivals für Oper, Musik und Schauspiel.<br />

Sie sind seit 1995 Präsidentin der Salzburger<br />

Festspiele: Was waren in der<br />

Zeit Ihre größten Highlights?<br />

Um diese Frage zu beantworten,<br />

bräuchte ich viele Seiten, denn jedes<br />

Jahr hatte seine besonderen Höhepunkte.<br />

Und als Präsidentin muss und<br />

will ich nicht einen Programmpunkt<br />

herausstreichen, wo wir doch jeweils<br />

mit dem Intendanten an der Spitze<br />

ganz besondere Konstellationen<br />

möglich gemacht haben, ganz besondere<br />

Künstlerinnen und Künstler nach<br />

Salzburg geholt haben. Unvergesslich<br />

bleibt für mich die Eröffnung des neuen<br />

Haus für Mozart zum 250. Geburtstag<br />

des Genius loci 2006. Bis zuletzt habe<br />

ich gezittert, ob die Akustik den gestrengen<br />

Anforderungen von Nikolaus<br />

Harnoncourt gerecht wird. Als er dann<br />

mit einem herrlichen Figaro das Haus<br />

einweihte und die Akustik lobte, war alles<br />

gut. Und die vielen schönen Opern,<br />

Salzburger-Festspiele-Präsidentin<br />

Ulrike Rabl-Stadler<br />

die ich gehört und gesehen habe…<br />

Aber sicher war die Traviata 2005 mit<br />

Anna Netrebko, Rolando Villazón und<br />

Thomas Hampson ein Höhepunkt.<br />

Diese Inszenierung von Willy Decker ist<br />

heute noch so gültig wie damals, trifft<br />

heute noch mitten ins Herz.<br />

Ganz wichtig für die Festspiele ist<br />

immer, dass das Gründungsstück,<br />

unser Jedermann, funktioniert, um es<br />

ein bisschen salopp auszudrücken. Es<br />

war eine wunderbare Idee von Jürgen<br />

Flimm, dem damaligen Schauspielchef,<br />

Christian Stückl 2002 eine Neuinszenierung<br />

mit Peter Simonischek, einem<br />

der besten Jedermänner in der Festspielgeschichte,<br />

anzuvertrauen.<br />

Was ist die kulturelle Bedeutung der<br />

Salzburger Festspiele und des Stückes<br />

„Jedermann“?<br />

Die Festspiele wurden mitten im Ersten<br />

Weltkrieg als Friedensprojekt ersonnen.<br />

Der erste Jedermann auf dem<br />

Domplatz fand am 22. August 1920<br />

statt, trotz Hunger und Not und einer<br />

vom Krieg grausam zerstörten Stadt.<br />

Der feste Glaube unserer Gründerväter<br />

an die Kraft der Kunst hat die<br />

Festspiele möglich gemacht. Darum<br />

haben wir auch vergangenes Jahr, als<br />

praktisch alle anderen Festivals wegen<br />

der Pandemie abgesagt haben, den<br />

Mut gehabt, dennoch Festspiele zu veranstalten.<br />

Wir hätten uns ob unseres<br />

Kleinmuts vor Max Reinhardt und Hugo<br />

von Hofmannsthal geschämt.<br />

Das Stück Jedermann, von den Kritikern<br />

oft mit Häme als Theaterkitsch<br />

abgetan, war und ist das Herzstück<br />

der Festspiele. Das Spiel vom Tod<br />

des reichen Mannes, der plötzlich<br />

erkennen muss, dass ihm das Geld<br />

in seiner letzten Stunde nicht helfen<br />

kann, packt jeden Zuschauer und jede<br />

Zuschauerin.<br />

Was sind die nächsten Ziele und Pläne<br />

der Salzburger Festspiele und worauf<br />

freuen Sie sich am meisten, sobald der<br />

normale Kulturbetrieb in Österreich<br />

wieder in Schwung kommt?<br />

Wir werden hoffentlich in diesem Sommer<br />

unser ganzes Programm verwirklichen<br />

können. Testen, Impfen, Masken<br />

– all das gibt ja zusätzliche Sicherheit.<br />

Und wir haben bereits 2020 gezeigt,<br />

dass man Festspiele auch unter dem<br />

Vorrang der Gesundheit durchführen<br />

kann. 76.000 Zuschauerinnern und<br />

Zuschauer, 3.000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sowie Künstlerinnen<br />

und Künstler und darunter kein einzig<br />

positiv getesteter Fall.<br />

Die Stimmung war vergangenes Jahr<br />

sehr besonders, weil alle total auf die<br />

Kunst konzentriert waren. Und trotzdem<br />

wünsche ich mir, dass die Festspiele<br />

wieder das Gesamtkunstwerk<br />

werden, als das sie vor 100 Jahren<br />

gegründet wurden. Zu den Festspielen<br />

gehört die Kunst, das Gesellschaftsleben<br />

rundherum und die Stadt in ihrer<br />

italienischen Pracht. Die Hofstallgasse<br />

ist das schönste Pausenfoyer der<br />

Welt, die Domfassade das schönste<br />

Bühnenbild.<br />

Foto: Bernhard Müller<br />

KULTUR 136

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