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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

EUROCHAMBRES – Dach der<br />

europäischen Wirtschaft<br />

Dr. Christoph Leitl, Präsident von EUROCHAMBRES, spricht im<br />

SOCIETY-Interview über weltweite Kooperationen und erklärt, wie die<br />

europäische Wirtschaft nach der Krise wieder auf Kurs kommt.<br />

Im Oktober 2019 wurden Sie als<br />

Präsident der Europäischen Wirtschaftskammern<br />

wiedergewählt.<br />

Was sind die Hauptthemen und Ziele<br />

von EUROCHAMBRES?<br />

EUROCHAMBRES mit seinen 20<br />

Millionen Unternehmungen und<br />

140 Millionen Mitarbeitenden ist als<br />

größte Wirtschaftsvertretung Europas<br />

verpflichtet dafür zu sorgen, dass<br />

die Rahmenbedingungen stimmen<br />

und Europa nach der COVID-Krise<br />

wieder auf Wachstumskurs kommt.<br />

Dazu ist notwendig, Qualifikation und<br />

Innovation zu stärken, Wachstum<br />

von Betrieben durch die Entwicklung<br />

eines europäischen Kapitalmarktes zu<br />

fördern, mit allen anderen Kontinenten<br />

Freihandelsabkommen zu schließen<br />

und den eigenen Binnenmarkt,<br />

zum Beispiel auf dem Energie- oder<br />

Digitalisierungssektor, zu stärken.<br />

EUROCHAMBRES-Präsident Dr. Christoph Leitl<br />

Inwiefern kann EUROCHAMBRES<br />

zu einer stärkeren europäischen Gemeinschaft<br />

beitragen?<br />

EUROCHAMBRES vertritt nicht nur die<br />

Wirtschaft, sondern fühlt sich für alle<br />

Bereiche der Gesellschaft mitverantwortlich.<br />

Wir unterstützen daher nicht<br />

nur die Klimaziele, sondern erweitern<br />

sie: Die Kreislaufwirtschaft soll bis<br />

2050 in einem Masterplan unter Einbezug<br />

aller Beteiligten festgelegt werden,<br />

und zwar in jährlichen, kontrollierten<br />

Schritten. Professionalität ist gefragt<br />

und eine unternehmerische Organisation<br />

wie EUROCHAMBRES verfügt<br />

darüber. Wir fordern aber auch von der<br />

Europäischen Gemeinschaft, dass sie<br />

handlungs- und entscheidungsfähig<br />

ist. Das Einstimmigkeitsprinzip in wichtigen<br />

Fragen führt nur zu Lähmung und<br />

Blockade, es sollte durch eine qualifizierte<br />

Mehrheit ersetzt werden.<br />

Wie könnten Strategien der europäischen<br />

Wirtschaft aussehen, um ihr<br />

Potential am besten zu nutzen und so<br />

auf globaler Ebene langfristig wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben?<br />

Mit der Global Chamber Platform<br />

haben wir Kontakt mit allen bedeutenden<br />

Wirtschaftskammern auf der<br />

Welt. Viele Probleme lassen sich nur<br />

durch weltweite Kooperation lösen.<br />

Denken wir nur an die Fragen der<br />

Digitalisierung, des Klimawandels oder<br />

der Mitgrationsproblematik. Kooperation<br />

ist notwendig, auf der politischen<br />

Ebene ist dies durch die G20 ansatzweise<br />

vorhanden. Wir müssen an diese<br />

politischen Leader unsere Ideen und<br />

Vorschläge herantragen. Dann kann<br />

Europa mithelfen, Probleme zu lösen<br />

und selbst von seinen kreativen Ideen<br />

profitieren.<br />

Die Corona-Krise stellt die europäische<br />

Wirtschaft vor große Herausforderungen.<br />

Wie kann ein gelungener<br />

„Wiederaufbau“ eben dieser aussehen?<br />

Die Corona-Krise hat die Schwächen<br />

Europas schonungslos aufgedeckt.<br />

Anstatt eine notwendige europäische<br />

Koordination vorzunehmen, fiel man<br />

in nationalstaatliche Einzelaktionen<br />

zurück. Dadurch wurden viele Bereiche<br />

der Wirtschaft schwer beschädigt,<br />

nicht nur, aber auch der Tourismus.<br />

Eine Koordinationskompetenz für<br />

Krisenfälle wäre in Europa generell<br />

vorzusehen. Weiters müssten wir uns<br />

im Rahmen der Industriestrategie<br />

dafür entscheiden, welche Bereiche wir<br />

aus strategischen Gründen in Europa<br />

halten sollten. Wenn 80 % unserer<br />

pharmazeutischen Industrien in Asien<br />

ausgelagert sind, darf man sich nicht<br />

wundern, wenn Europa im Notfall das<br />

Nachsehen hat. Wir müssen aber<br />

auch vielen betroffenen Unternehmen<br />

helfen. Die letzte Krise hat viel Substanz<br />

gekostet. Diese Betriebe brauchen<br />

jetzt finanzielle Mittel, um erforderliche<br />

Investitionen und Innovationen<br />

durchführen zu können, damit sie im<br />

internationalen Wettbewerb erfolgreich<br />

bestehen können. Europa hat<br />

hier die große Aufgabe, wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen zu setzen, den<br />

gemeinsamen Markt zu stärken und<br />

Freihandelsabkommen mit anderen<br />

Teilen der Welt abzuschließen. Je rascher<br />

Europa diese Dinge macht, umso<br />

erfolgreicher wird es in der Welt sein.<br />

Foto: Vivian Hertz, Reinhard Holl<br />

WIRTSCHAFT<br />

078

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