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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Russland und seinem mächtigen Präsidenten<br />

Wladimir Putin ist angespannt<br />

und führte zu neuen EU-Sanktionen,<br />

nachdem der Kreml-Chef der Forderung<br />

Brüssels nach Freilassung des Aktivisten<br />

Alexej Nawalny kein Gehör geschenkt<br />

hatte. Die russische Führung<br />

stellte die Beziehungen zur EU in Frage.<br />

Doch schon 2014 wusste sich Moskau<br />

zu helfen und wandte sich anderen<br />

Handels- und Technologiepartern zu,<br />

wie China. Das Verhältnis Europas zu<br />

China hat sich aus mehreren Gründen<br />

zuletzt sehr diffizil entwickelt und<br />

verhärtet. Chinas Machtanspruch als<br />

Triebfeder der Weltwirtschaft, der sich<br />

in der Seidenstraßen-Initiative manifestiert,<br />

hat in Europa spät, aber doch<br />

Alarm ausgelöst. Die EU will künftig die<br />

Übernahme europäischer Hochtechnologie-Unternehmen<br />

durch chinesische<br />

Staatskonzerne erschweren.<br />

In Griechenland war Peking nach der<br />

Euro-Krise fündig geworden. In Südosteuropa<br />

sind die Chinesen erfolgreich<br />

auf Einkaufstour. Auch gegen die Volksrepublik<br />

China verhängte die EU aus<br />

Menschenrechtsgründen Sanktionen,<br />

die sich wie im Falle Russlands in Grenzen<br />

halten, aber doch eine kritische<br />

Haltung demonstrieren sollen. Anlass<br />

ist die Unterdrückung der Uiguren.<br />

Brüssel stimmte sich bei diesen Maßnahmen,<br />

den ersten Sanktionen seit<br />

1989, mit Washington, Ottawa und London<br />

ab. Wegen des Uiguren-Problems<br />

besteht auch keine Chance, dass das<br />

seit Jahren ausgehandelte Investitionsabkommen<br />

zwischen der EU und<br />

China das Europa-Parlament passiert.<br />

Auch die Peking-kritischen Geschehnisse<br />

in Hongkong werden in der EU<br />

mit Sorge verfolgt. Einen Lichtblick am<br />

europäischen Horizont bieten der EU<br />

die transatlantischen Beziehungen.<br />

Der Machtwechsel in den Vereinigten<br />

Staaten nach dem Abgang von Donald<br />

Trump und der Amtsübernahme durch<br />

Joe Biden hat die transatlantische<br />

Achse wieder belebt.<br />

Freilich, Europa hat inzwischen gelernt,<br />

dass es ungeachtet der Bindung einiger<br />

EU-Mitglieder an das NATO-Militärbündnis<br />

für seine Verteidigung selbst<br />

verantwortlich ist. Die USA haben<br />

andere Prioritäten, und ihr Militärbudget<br />

beträgt das Vierfache der EU. Ein<br />

schwieriger Partner für die EU ist und<br />

bleibt die Türkei. Der langjährige EU-<br />

Beitrittskandidat setzt immer wieder<br />

Maßnahmen, die keinen Spielraum<br />

für Fortschritte lassen. Die türkischen<br />

Erdgaserkundigungen vor den griechischen<br />

Inseln und Zypern konnten nur<br />

mit Sanktionsandrohungen Brüssels<br />

gestoppt werden. Der Austritt der Türkei<br />

aus der Istanbul-Konvention zum<br />

Schutz von Frauen vor Gewalt war für<br />

die EU ein Affront. Innenpolitisch lieferte<br />

Ankara durch Angriffe auf Parteien<br />

und Politiker der Opposition sowie auf<br />

Journalisten Zündstoff. In der Zeit der<br />

Corona-Pandemie, welche nun schon<br />

das zweite Jahr die ganze Welt in ihrem<br />

Bann hält, sind zahlreiche Konflikte auf<br />

dem Globus eskaliert, neue Konflikte<br />

kamen hinzu. Jemen, Syrien, Irak,<br />

Afghanistan, Myanmar, Kolumbien,<br />

zuletzt die Israel-Palästinenser-Konfrontation.<br />

Die internationalen Akteure,<br />

zu denen auch die Europäische Union<br />

zählt, leisten oft humanitäre Hilfe, ohne<br />

aber politisch Präsenz zu zeigen.<br />

PORTUGIESISCHE AGENDA: SOZIA-<br />

LES, ZUKUNFT UND CORONA<br />

Zurück zur EU-Agenda des Ratsvorsitzlandes<br />

Portugal. Im April erörterte<br />

Österreichs Europaministerin Karoline<br />

Edtstadler in Lissabon und Madrid<br />

die Zentralthemen EU-Erweiterung<br />

und EU-Zukunftskonferenz. Dazu<br />

kamen das aktuelle Thema Stand der<br />

Pandemiebekämpfung und das europa-weit<br />

angestrebte Covid-Zertifikat<br />

„Grüner Pass“. Auch der Sozialgipfel<br />

in Porto Anfang Mai, ein Höhepunkt<br />

des Vorsitz-Halbjahrs Portugals,<br />

wurde zu einer Art Corona-Gipfel. Die<br />

EU-Regierungschefs verabschiedeten<br />

einen Aktionsplan zu Beschäftigung,<br />

Weiterbildung und Kampf gegen die<br />

Armut. Sie besprachen ferner Schritte<br />

zur Normalität nach der Pandemie. 750<br />

Milliarden Euro Corona-Aufbauhilfen<br />

wurden beschlossen.<br />

Am Europatag folgte die EU-Zukunftskonferenz,<br />

die samt Bürgerdialog zur<br />

EU-Reform bis 2022 erste Ergebnisse<br />

liefern soll. Das Ringen um die Aufnahme<br />

der Westbalkan-Staaten bleibt<br />

ein heißes Eisen. Bundeskanzler<br />

Sebastian Kurz betonte, es gehe um<br />

die Positionierung der EU im globalen<br />

Wettbewerb mit den USA, Russland<br />

und China. EU-Budgetkommissar Johannes<br />

Hahn nannte als Ziel der EU-<br />

Kommission ein gemeinsames Hochfahren<br />

der europäischen Wirtschaft<br />

nach der Kontrolle über die Pandemie.<br />

Die Zukunftskonferenz hätte ein Paukenschlag<br />

für die Erneuerung der EU<br />

sein sollen, doch für Zukunftsvisionen<br />

blieb wenig Raum. Corona zeigte, wie<br />

rasch EU-Staaten ohne Abstimmung<br />

mit den Partnern Grenzen schlossen<br />

und eigene Regeln aufstellten.<br />

Uneinig hatten sich die EU-Staaten<br />

bereits in der Frage der Impfstoffbeschaffung<br />

gezeigt. Schwächen der<br />

EU-Kommission in dieser Frage hatten<br />

dazu geführt, dass einzelne Mitgliedsstaaten<br />

eigenständig Verträge mit<br />

Pharmafirmen abschlossen. Für die<br />

Lösung künftiger Probleme in Sachen<br />

Klima oder Welthandel ist dies kein<br />

gutes Zeichen. Gerade im Welthandel<br />

hat sich das Schwergewicht bereits<br />

zunehmend nach Asien, namentlich<br />

nach China verlagert. Die Covid-Krise<br />

verstärkt die Entwicklung, dass<br />

die Volkswirtschaften Asiens jene<br />

Europas längst überflügelt haben.<br />

Zweifellos hat die Pandemie die westlichen<br />

Volkswirtschaften im Vergleich<br />

mit China geschwächt.<br />

Portugals Nachfolger in der EU-Ratspräsidentschaft<br />

ist Slowenien. Dieser<br />

übernimmt ein schweres Erbe - Corona<br />

ist noch lange nicht vorbei. Die<br />

Trio-Präsidentschaft, bestehend aus<br />

Deutschland, Portugal und Slowenien,<br />

ist auf langfristige Schwerpunkte<br />

fokussiert. Einer davon ist die Bewältigung<br />

der sozio-ökonomischen<br />

Folgen der Pandemie, verbunden mit<br />

Bemühungen um eine Verbesserung<br />

des europäischen Krisenmanagements.<br />

Ferner obliegen dem Trio die<br />

Verhandlungen über einen mehrjährigen<br />

Finanzrahmen 2021-27 und die<br />

strategische Agenda 2019-24. Es geht<br />

um politische Ziele wie Klima, Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Digitales, Soziales,<br />

die Rolle Europas in der Welt. Auch im<br />

Zeichen von Corona.<br />

Text: Hermine Schreiberhuber<br />

WIRTSCHAFT/EU<br />

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