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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Nur Mut zu<br />

Investitionen in Afrika!<br />

Prof. Dr. Stefan Liebing, Honorarkonsul von Kamerun in Hamburg,<br />

erklärt in seinem Gastkommentar warum man jetzt in Afrika<br />

investieren sollte und welche Chancen sich daraus ergeben können.<br />

Gleich mehrere große Herausforderungen<br />

hat die Corona-Krise<br />

für mittelständische Unternehmen<br />

gebracht. Neben einem Einbruch<br />

der inländischen Wirtschaftsleistung<br />

kämpfen viele Unternehmen vor allem<br />

mit zurückgehender Nachfrage aus<br />

dem Ausland. Außerdem hat die Krise<br />

gezeigt, dass es ratsam ist, Wertschöpfungsketten<br />

und Lieferquellen zu diversifizieren,<br />

anstatt sich für viele Vorprodukte<br />

und Rohstoffe ausschließlich<br />

auf China zu verlassen.<br />

Wer Lösungen für diese Probleme<br />

sucht, kann sie in Afrika finden. Diese<br />

Einschätzung mag zunächst überraschen.<br />

Vor allem deshalb, weil wir<br />

seit vielen Jahrzehnten ein einseitiges,<br />

geradezu klischeehaftes Bild unseres<br />

Nachbarkontinents pflegen. Ärmliche<br />

Hütten, hungernde Kinder, Korruption<br />

und schlechte Infrastruktur sind<br />

Prof. Dr. Stefan Liebing, Honorarkonsul von<br />

Kamerun in Hamburg<br />

Stichworte, die auch Unternehmern<br />

häufig zuerst einfallen. Dies ist auch<br />

tatsächlich der Fall, zugleich aber auch<br />

das Gegenteil: Boomende Großstädte,<br />

innovative Start-ups, einige der am<br />

stärksten wachsenden und einige der<br />

reformfreudigsten Volkswirtschaften<br />

der Welt befinden sich auf diesem Kontinent,<br />

von dem wir so wenig wissen.<br />

Bislang sind die meisten Länder<br />

Afrikas besser durch die Corona-Krise<br />

gekommen als viele das gedacht<br />

hätten. Im Umgang mit Viruserkrankungen<br />

sind lokale Gesundheitsorganisationen<br />

spätestens seit Ebola<br />

erfahren. Wirtschaftlich allerdings<br />

hat das Virus große Schäden verursacht.<br />

Das Bruttoinlandsprodukt der<br />

Staaten in Sub-Sahara-Afrika hat um<br />

drei Prozent nachgegeben. Fachleute<br />

erwarten aber eine schnelle Erholung<br />

der Nachfrage. Denn es geht darum,<br />

dringende Grundbedürfnisse einer<br />

stark wachsenden Bevölkerung zu<br />

decken: Nahrungsmittel, Energie- und<br />

Wasserversorgung, Maschinen und<br />

Telekommunikationstechnologie werden<br />

konjunkturunabhängig benötigt.<br />

Hinzu kommt, dass ein wesentlicher<br />

Teil der Wirtschaftseinbrüche in Afrika<br />

durch sinkende Rohstoffpreise und<br />

ausbleibende Touristen bedingt ist.<br />

Beides wird sich nach der Krise schnell<br />

wieder ändern. Wenn also unsere<br />

traditionell starken Handelspartnerländer<br />

kaum die Wachstumstreiber<br />

der kommenden Jahre sein können, so<br />

wird es umso wichtiger, die zu erwartende<br />

steil ansteigende Nachfragekurve<br />

Afrikas nicht zu versäumen. Und<br />

auch zur Diversifizierung von Wertschöpfungsketten<br />

eignet sich unser<br />

südlicher Nachbarkontinent wie kein<br />

anderer Standort: Räumliche Nähe zu<br />

Europa, geringe Arbeitskosten, eine<br />

stark wachsende Mittelschicht mit<br />

hunderten Millionen neuer Kunden<br />

und Konsumenten sollten Grund<br />

genug sein, in Afrika zu investieren.<br />

Dabei geht es um Produktion für lokale<br />

Märkte, aber auch um die Herstellung<br />

von Vorprodukten und die Gewinnung<br />

von Rohstoffen für internationale Wertschöpfungsketten.<br />

Schließlich könnte die Erzeugung von<br />

Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen<br />

und dessen Lieferung nach<br />

Europa zu einem weiteren Wachstumstreiber<br />

werden: Wenn Europa seine<br />

CO2-Emissionen deutlich reduzieren<br />

will, wird es nicht daran vorbeikommen,<br />

umweltfreundliche Energie auch aus<br />

Afrika zu importieren. Das bedeutet<br />

große Möglichkeiten für Anlagenbauer,<br />

Energieunternehmen und Investoren.<br />

Unternehmer sollten jetzt in Afrika<br />

tätig werden. Vor allem, weil die<br />

kommenden Monate und Jahre riesige<br />

Chancen bieten werden. Aber auch,<br />

weil dauerhafte Entwicklung in der<br />

Region nur möglich sein wird, wenn<br />

Menschen die Chance auf einen guten<br />

Arbeitsplatz haben, der ihnen Einkommen,<br />

Wohlstand und Sicherheit<br />

verspricht. Entwicklungshilfeprogramme<br />

schaffen diese Jobs nicht, sondern<br />

Unternehmer. Also nützen wir diese<br />

Chance!<br />

Fotos: ORF, Stefan Liebing<br />

WIRTSCHAFT<br />

082

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