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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Kosovo: Perspektiven<br />

für die Zukunft<br />

Anlässlich der Veröffentlichung des von ihm<br />

herausgegebenen Sammelbandes mit dem Titel<br />

„Kosovo and the EU: state of play and future<br />

perspectives“, sprach SOCIETY mit dem Europa-<br />

Abgeordneten Mag. Lukas Mandl über die Gegenwart<br />

und Zukunft des Westbalkanstaates.<br />

Ihr Sammelwerk über die Beziehung<br />

zwischen der EU und dem Kosovo<br />

ist anlässlich des Nationalfeiertags<br />

der Republik Kosovo am 17. Februar<br />

erschienen und gewann durch die<br />

kosovarischen Parlamentswahlen an<br />

Aktualität. Wie schätzen Sie die Lage<br />

nach dem Erdrutschsieg der Vetëvendosje<br />

ein?<br />

Mir geht es um Stabilität, ich habe<br />

in meiner parlamentarischen Arbeit<br />

immer versucht, genau das den amtierenden<br />

Regierenden zu vermitteln. Diese<br />

Wahl ist ein Doppelerfolg sowohl für<br />

Albin Kurti als auch für Vjosa Osmani.<br />

Es braucht eine Einbindung aller Kräfte<br />

im Kosovo, tiefgreifende Reformen,<br />

Verlässlichkeit und stabile Ansprechpartner<br />

nach außen, das ist es, was die<br />

Bürgerinnen und Bürger des Landes<br />

verdienen. Dass es im Kosovo-Serbien<br />

Dialog gegenüber der EU stabile<br />

Ansprechpartner gibt – das ist in einer<br />

jungen Demokratie, wie es der Kosovo<br />

ist, nicht immer leicht gewesen, aber<br />

es gibt jetzt die Chance auf Stabilität<br />

und das wird eine gute Voraussetzung<br />

für Reformen sein. Die EU muss sich<br />

stärker in der Moderationsrolle als<br />

ehrlicher Makler engagieren, das sind<br />

Voraussetzungen, dass diese Jahre der<br />

Reformen und der Stabilität möglich<br />

werden.<br />

Sie plädieren im Vorwort von „Kosovo<br />

and the EU: state of play and future<br />

perspectives“ für eine rasche Visaliberalisierung<br />

für die kosovarische Bevölkerung,<br />

welche Vorteile kann sich die<br />

EU durch diesen Schritt erwarten und<br />

wie könnten die Hindernisse auf dem<br />

Weg dorthin überwunden werden?<br />

Visafreies Reisen ist für alle anderen<br />

fünf Westbalkanstaaten selbstverständlich,<br />

wie auch für die große<br />

Ukraine. Leider ist dies für die Einwohner<br />

des Kosovo nicht der Fall, obwohl<br />

die Republik Kosovo seit Jahren die<br />

vielen Kriterien, die dafür festgelegt<br />

waren erfüllt hat, was auch von Seiten<br />

der EU-Kommission bestätigt wurde.<br />

Das Europäische Parlament hat sich<br />

bereits öfter mehrheitlich für die Visaliberalisierung<br />

ausgesprochen – es ist<br />

eine Minderheit der Mitgliedsstaaten<br />

die dies verhindert, was ein Zeichen<br />

dafür ist, dass die EU länger braucht,<br />

ihr Versprechen einzuhalten. Natürlich<br />

ist einer der wichtigen Vorteile,<br />

dass die BürgerInnen des Kosovo<br />

wie die EinwohnerInnen der anderen<br />

Westbalkanstaaten reisen können<br />

und nicht in einem ohnehin schon<br />

armen Land noch hohe Gebühren<br />

dafür zahlen müssen. Der Kosovo<br />

ist ein kleines Binnenland mit vielen<br />

Verbindungen nach außen, fast ein<br />

Drittel der KosovarInnen lebt in der<br />

Diaspora, vor allem in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz. Der Kontakt<br />

ist sehr wichtig für die Menschen.<br />

Es geht um visafreies Reisen, nicht<br />

um eine vorweggenommene Arbeitsberechtigung<br />

und das ist somit nicht<br />

nur im Interesse der KosovarInnen,<br />

sondern in jenem aller EuropäerInnen.<br />

Wie jeder andere Bürger drei Monate<br />

maximal visafrei reisen zu dürfen, das<br />

ist zweifellos das dringendste, und am<br />

einfachsten zu erreichende Ziel in der<br />

Kosovo-Politik der EU. Die Blockade<br />

der Minderheit der Mitgliedsstaaten<br />

muss aufgebrochen werden, daran<br />

arbeitet das EU-Parlament ständig.<br />

Das Europäische Parlament hat kürzlich<br />

seinen Kosovo-Bericht veröffentlicht,<br />

wie schätzen Sie den Fortschritt<br />

des Landes in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit,<br />

Kampf gegen Korruption und<br />

Bildung ein?<br />

Korruption ist in allen sechs Westbalkanstaaten<br />

ein Thema, auch in<br />

einigen EU-Staaten. Ich verhandle im<br />

EU-Parlament den Rechtsstaatlichkeitsbericht<br />

und nehme wahr, dass<br />

Rechtsstaatlichkeit jeden Tag neu<br />

errungen und verteidigt werden muss,<br />

weil sie eine wichtige Voraussetzung<br />

dafür ist, dass Investitionen ins Land<br />

Foto: Lahousse<br />

DIPLOMATIE 074

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