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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Neue afrikanische<br />

Eliten<br />

In Kamerun kristallisiert sich eine neue Elite<br />

heraus, die sich dem Kampf gegen Korruption<br />

verschrieben hat.<br />

Fotos: ORF, pixabay<br />

Afrika ändert langsam das Image.<br />

Waren es in den Achtziger Jahren<br />

noch die Bilder von hungernden<br />

äthiopischen Kindern, die um die<br />

Welt gingen, schreiben internationale<br />

Medien nun von der wirtschaftlichen<br />

Eroberung Chinas in Ostafrika. Doch<br />

nicht nur die Chinesen, sondern auch<br />

die junge afrikanische Bildungselite<br />

erhebt Anspruch auf die Mitgestaltung<br />

im Land nach neuen Regeln.<br />

Doch wer ist diese neue Elite? In<br />

Kamerun, in der Hafenstadt Douala,<br />

treffen sich erfolgshungrige Re- Migranten<br />

in den neuen Rooftop Bars<br />

im Stadtteil Bonaberi. Die Szenen, wo<br />

schick gekleidete Kellner Cocktails<br />

und Steaks servieren, erinnern an<br />

Shanghai vor 20 Jahren. Damals, als<br />

in Chinas Hafenstadt am Flussufer,<br />

dem Bund, die Straßenbeleuchtung<br />

noch dämmrig war. Douala boomt,<br />

ORF-Korrespondentin und SOCIETY-Gastautorin<br />

Dr. Sonja Sagmeister-Brandner<br />

weil die Stadt in Zentralafrika ein Umschlagplatz<br />

für Containerschiffe und<br />

den Handel im Allgemeinen ist. Wer<br />

die „new generation“ kennen lernen<br />

will, wird überrascht sein. Viele von<br />

ihnen sind in Frankreich, Kanada oder<br />

den USA auf Universitäten ausgebildet,<br />

und Kinder von Migranten. Sie<br />

haben Erfahrungen in internationalen<br />

Firmen gesammelt und sich dann<br />

entschieden, in die Heimat zurückzukehren.<br />

Der Grund: Mehr Chancen auf<br />

sozialen Aufstieg und gute Gehälter<br />

für polyglotte Manager. Internationale<br />

Firmen zahlen sogenannten „Expats“<br />

fürstliche Honorare.<br />

Und die jungen Kameruner, die<br />

zurückkehren, lassen es sich gut<br />

gehen, fliegen alle paar Monate zum<br />

Shoppen zurück nach Europa. Was<br />

unterscheidet die neuen Jungen von<br />

In Kamerun treffen traditionelle Lebensweise auf<br />

moderne Einflüsse<br />

der satten alten Elite? Sie arbeiten<br />

rund um die Uhr und wollen etwas<br />

verändern. Sie haben auch einen<br />

anderen Umgang mit Korruption. Ein<br />

Beispiel: Bertrand ist 42 Jahre alt, ist<br />

aufgewachsen in Marseille, und hat<br />

Betriebswirtschaft studiert. Seine<br />

Karriere hat über einen skandinavischen<br />

Konzern in Finnland gestartet,<br />

von dort wurde er in den Senegal<br />

als Manager berufen. Infolge hat ihn<br />

dann der größte zentralafrikanische<br />

Zementkonzern abgeworben.<br />

Für Dangote leitet er nun von Kamerun<br />

aus die Pan- Afrika Abteilung. Seine<br />

Vorgabe bei Job-Antritt war skandinavisch:<br />

Zero Tolerance gegen Korruption.<br />

Und das zieht er auch in Kamerun<br />

durch. Stundenlanges Warten auf Minister,<br />

Kampf gegen Geldforderungen<br />

und viele missionarische Gespräche<br />

mit Entscheidungsträgern sind nun<br />

Tagesgeschäft. Er wird nicht müde zu<br />

erklären, warum „good governance“ der<br />

Schlüssel zu einem wohlhabenden Afrika<br />

ist. Im „doing business Index“ bzw.<br />

Korruptionsindex rangiert Kamerun auf<br />

der Höhe von Somalia. Einheimische<br />

tun sich schwer, dagegen zu kämpfen.<br />

Doch neue Manager, die im Ausland<br />

sozialisiert wurden, sind nicht bereit<br />

dieses System weiter zu stützen und<br />

tragen so auch ein wenig zum „mindset<br />

change“ bei. Wenn sich die Re-Migranten<br />

zusammenschließen, das<br />

Beste aus beiden Welten kombinieren,<br />

dann steht Afrika Aufschwung und<br />

Wohlstand bevor, weil neue Taktgeber<br />

Einfluss gewinnen.<br />

DIVERSITY 099

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