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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

GESCHICHTE<br />

Schon vor 30.000 Jahren siedelten in<br />

der Region Menschen. Davon zeugen<br />

Petroglyphen im nordöstlich gelegenen<br />

Parque Arqueológico do Vale do Côa.<br />

Ab 10.000 v. Chr. gelangten iberische<br />

Stämme aus Nordafrika auf die Halbinsel<br />

und ins heutige Portugal. Um 1000 v.<br />

Chr. errichteten Griechen und Phönizier<br />

an der Küste zahlreiche Handelsstützpunkte.<br />

Karthago hatte in Hispanien<br />

die Vormachtstellung bis die Römer<br />

im Zuge des 2. Punischen Kriegs diese<br />

zunichtemachten. Die Germanen fielen<br />

409 ein und konnten von den Römern<br />

und Westgoten erst 416 wieder vertrieben<br />

werden. Im Jahr 711 segelte ein Heer<br />

von Berbern und Arabern über die Meerenge<br />

und ab 716 stand die Halbinsel im<br />

Wesentlichen unter der Kontrolle des in<br />

Damaskus sitzenden Kalifen. Am Übergang<br />

vom 10. zum 11. Jahrhundert waren<br />

schätzungsweise 75% der hispanischen<br />

Gesamtbevölkerung muslimisch. Als<br />

Geburtsjahr Portugals wird in der Nationalgeschichtsschreibung<br />

gerne das<br />

Jahr 1139 genannt. Afonso Henriques<br />

erzielte damals einen entscheidenden<br />

Sieg gegen die Mauren, begründete<br />

einen autonomen Staat und wurde fortan<br />

König Afonso I. von Portugal genannt.<br />

Während der Avis-Dynastie wurde<br />

Portugal zum Weltreich. Entdecker segelten<br />

in fremde Erdteile und zahlreiche<br />

Kolonien entstanden in Übersee. Eine<br />

aus zeitgenössischer Sicht wichtige<br />

Entdeckungsreise ist Vasco da Gamas<br />

Fahrt ums Kap der guten Hoffnung<br />

Richtung Indien. Im Jahr 1580 endete<br />

die Avis-Dynastie ohne Thronfolger und<br />

Spanien übernahm die Regentschaft,<br />

die 1640 mit der Rückeroberung durch<br />

portugiesische Streitkräfte endete. Die<br />

Dynastie Bragança herrschte im wieder<br />

unabhängigen Portugal bis 1910. Nach<br />

einem Putschversuch 1908 und einem<br />

Attentat, bei dem der König und der Erbprinz<br />

erschossen wurden, wird am 4. Oktober<br />

1910 die erste Republik (1910-1926)<br />

ausgerufen. Die instabile Demokratie<br />

wurde 1926 in einem Militärputsch ausgehebelt<br />

und General Oscar Carmona<br />

wurde Präsident (1928-1951). Finanzminister<br />

wurde António de Oliveira Salazar,<br />

der 1932 Ministerpräsident wurde. Der<br />

1933 proklamierte „Neue Staat“ war<br />

eine christlich-konservativen Diktatur.<br />

1974 brach dann die Diktatur Salazars<br />

während der „Revolution der Nelken“<br />

zusammen. Dies führte nicht bloß zur<br />

erneuten Demokratisierung des Landes,<br />

sondern auch zur Entlassung der letzten<br />

Kolonien in die Unabhängigkeit.<br />

GESELLSCHAFT UND KULTUR<br />

Fußball, Fado, Fátima. Schon der Diktator<br />

Salazar erkannte in den „drei Fs“<br />

das Opium fürs Volk. Aber auch heute<br />

sind die Portugiesen fußballbegeistert,<br />

lieben ihre melancholische Fadomusik<br />

und noch immer zieht es alljährlich zahlreiche<br />

Pilger in den Marienwallfahrtsort<br />

Fátima, denn der Marienkult ist immer<br />

noch sehr lebendig. Ob Marienkirche,<br />

Palast oder Metrostation – Azulejos,<br />

bunt verzierte Keramikfliesen, geben<br />

Portugals Ortschaften einen besonderen<br />

Charme. Solch bunt geflieste Fassaden<br />

kühlen zudem und im Sommer<br />

lässt sich dahinter sehr gut speisen.<br />

Und dazu nimmt man sich in Portugal<br />

Zeit. Das Mittagsessen (almoco) ist oft<br />

ebenso ausschweifend wie das üppige<br />

Abendessen (jantar). Zwar wird die<br />

portugiesische Küche durch den Fischfang<br />

bestimmt, ebenso häufig finden<br />

sich aber auch Gerichte mit Fleisch.<br />

Zum Essen lässt sich gut Wein trinken:<br />

Portwein aus dem Dourotal, trockene<br />

Weiß- und Rotweine und der Vinho<br />

Verde aus Nordportugal. Und auch die<br />

Weinkorken stammen aus der Region,<br />

denn die Korkeiche ist hier beheimatet.<br />

Deren Rinde wird alle neun Jahre geerntet,<br />

dann stehen die Bäume nackt und<br />

in sattem Rot da. Nach dem Essen darf<br />

ein kleiner starker Kaffee (café bzw. bica)<br />

nicht fehlen, den man wahlweise auch in<br />

einem geschichtsträchtigen Kaffeehaus<br />

trinken kann. Dort treffen sich Anfang<br />

des 20. Jh. auch Portugals Künstler, Denker<br />

und Dichter, etwa der international<br />

bekannte Fernando Pessoa (1888-1935).<br />

Er sitzt heute noch vor dem Lissaboner<br />

Café a Brasileira als Bronzestatue.<br />

SEHENSWÜRDIGKEITEN<br />

UND NATUR<br />

Portugal ist vielfältig, modern und<br />

zugleich geschichtsträchtig. In der<br />

Geschichte weit zurück reichen die<br />

geheimnisvollen Megalithe im zentralportugiesischen<br />

Alentejo oder die<br />

römische Ausgrabungsstätte in Conimbriga.<br />

Im Westen des Landes zeugen<br />

hunderte Burgen romanischen und<br />

gotischen Baustils von der historischen<br />

Feindschaft mit dem iberischen Nachbarstaat.<br />

Eine Spielart der Spätgotik entwickelt<br />

sich im Portugal des 15. Jh.: Die<br />

Manuelinik. Als besonders glanzvolles<br />

Exempel dieses Stils gilt das Hieronymuskloster<br />

in Lissabon. Östlich des<br />

Zentrums zeigt die Hauptstadt sich modern.<br />

Hier liegt das futuristische Stadtviertel<br />

Parque das Nações. Kleiner als<br />

die Metropole am Tejo, aber nicht weniger<br />

spannend ist das nördlich gelegene<br />

Porto, dessen Altstadt heute UNESCO-<br />

Weltkulturerbe ist. Auf der Südseite des<br />

Douro liegt, einen Fußmarsch von Porto<br />

entfernt, der kleine Ort Vila Nova de<br />

Gaia, wo etliche Kellereien den berühmten<br />

Portwein anbieten. Aber die Küsten<br />

bieten weit mehr als pulsierende Städte<br />

und verschlafene Fischerdörfchen. In<br />

den Lagunen und Flussdeltas lassen<br />

sich Reiher, Kormorane, Fischadler und<br />

mit etwas Glück auch Rosaflamingos<br />

beobachten. Delfine tummeln sich im<br />

Mündungsdelta des Rio Sado südlich<br />

von Lissabon und vor der westlichen Algarve<br />

im Süden des Landes. Berühmt ist<br />

der westliche Teil der Algarve außerdem<br />

für seine teils bizarren Felsformationen.<br />

Auf den Hochweiden im Nordwesten<br />

grasen die einheimischen Barroso-Rinder<br />

mit ihren furchteinflößend langen<br />

Hörnern. In den nordwestlich gelegenen<br />

Gerês-Bergen lebt auch das wilde Garranopferd.<br />

Mittelportugal ist berühmt für<br />

seine stolzen Lusitanerpferde.<br />

FACTS IN BRIEF<br />

Ländername: Portugal<br />

Hauptstadt: Lissabon<br />

Fläche: 92,212 km 2<br />

Bevölkerung: 10,296 Millionen<br />

Sprache: Portugiesisch<br />

Religion: christlich (91%), keine Religion<br />

(9%), kleinere Gemeinden von Muslimen,<br />

Buddhisten, Juden, Hinduisten<br />

Währung: Euro<br />

Nationalfeiertag: 10. Juni<br />

Staatsform: Parlamentarische<br />

Demokratie<br />

Staatsoberhaupt: Marcelo Rebelo de<br />

Sousa (Staatspräsident seit 2016)<br />

Fotos: Greg Snell-AP , Hélio Ramos - ATA, Turismo LIsboa, Daniel Sessler (unsplash), pixabayw<br />

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