5-2021
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement
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Produktion<br />
Unscheinbar, aber anspruchsvoll<br />
Die Medizintechnik stellt die Zerspaner vor große Aufgaben<br />
Das moderne Hämostat fordert die Zerspaner heraus<br />
Mikron Switzerland AG<br />
www.mikrontool.com<br />
Sie ist unscheinbar und doch<br />
rettet sie täglich Leben: die hämostatische<br />
Klemme, ein wichtiges<br />
und zuverlässiges Instrument zur<br />
Blutstillung. In der Anfangsphase<br />
einer Operation ist es üblich, dass<br />
der erste Schnitt mit Hämostaten<br />
ausgekleidet wird, die die Blutgefäße<br />
verschließen, welche mittels<br />
einer Ligatur dann abgebunden<br />
werden. Dieses Konzept geht<br />
auf das zweite Jahrhundert n. Chr.<br />
zurück, doch geriet dann in Vergessenheit,<br />
bis es im 16. Jahrhundert<br />
durch den französischen Barbier-<br />
Chirurgen Ambroise Paré wiederentdeckt<br />
wurde. Er stellte den Vorgänger<br />
des modernen Hämostats<br />
her und gab ihm den bezeichnenden<br />
Namen „Bec de Corbin“<br />
(Krähenschnabel). Optisch hat sich<br />
das moderne Hämostatikum stark<br />
gewandelt. Eine Eigenschaft bleibt,<br />
es muss den Chirurgen gut in der<br />
Hand liegen.<br />
Die Klemme weist eine gewisse<br />
Ähnlichkeit mit chirurgischen Scheren<br />
auf, verfügt aber statt Schneideflächen<br />
über zwei quergeriefte Mäuler.<br />
Das Instrument hat Griffe, die<br />
durch seinen Verriegelungsmechanismus<br />
in Position gehalten werden<br />
können. Dieser besteht aus<br />
einer Reihe von ineinandergreifenden<br />
Zähnen, die es dem Anwender<br />
ermöglichen, die Klemmkraft<br />
der Zange einzustellen. Die Struktur<br />
der Spitze besteht aus einer feinen<br />
Riffelung, die verhindert, dass<br />
das Blutgefäß verletzt wird. Da sie<br />
in offenen Wunden eingesetzt wird,<br />
ist sie in der Regel aus rostfreiem<br />
Stahl, der im Bereich der Zerspanung<br />
nicht selten als Problemwerkstoff<br />
betitelt wird. Zudem soll sie ein<br />
perfektes Oberflächenfinish haben.<br />
Das sind die mechanischen Herausforderungen,<br />
denen sich die<br />
medizintechnischen Hersteller stellen<br />
müssen.<br />
Die Medizintechnik bewegt<br />
sich immer dynamischer in<br />
Richtung Zukunft<br />
Marktforschungsunternehmen<br />
erwarten für die Medizintechnik<br />
weltweit eine durchschnittliche jährliche<br />
Wachstumsrate von 5,6 %.<br />
Triebfedern sind die Innovationskraft<br />
der Branche und der demografische<br />
Wandel. Damit geht ein<br />
großes Konkurrenzaufkommen einher,<br />
denn immer mehr Unternehmen<br />
entdecken die medizintechnische<br />
Branche als neue Marktchance.<br />
So ist trotz steigender Nachfrage<br />
der Kostendruck immens. Bestimmend<br />
sind auch die hohen Anforderungen<br />
in der Zertifizierung der<br />
Medtech-Produkte. Die Hersteller<br />
sind gezwungen, ihre Produktivität<br />
bei gleichbleibenden höchsten<br />
Qualitätsstandards zu steigern. Wer<br />
für diese Herausforderungen fit sein<br />
will, muss das Beste aus seiner Produktion<br />
herausholen.<br />
Ein Beispiel<br />
Mikron Tool unterstützt seine Kunden,<br />
um die optimale Lösung zu finden.<br />
Das Unternehmen ist global<br />
präsent. Markus Schnyder, Präsident<br />
der Mikron Tool International,<br />
führt aus: „In unserem Technology<br />
Center haben wir uns mit der Bearbeitung<br />
dieses chirurgischen Instruments<br />
intensiv befasst. Die Anforderungen<br />
des Kunden waren klar<br />
definiert: die Produktionszeiten radikal<br />
zu senken, Komplettfertigung in<br />
einer Aufspannung, Reduzierung der<br />
Stützstege, optimale Oberflächengüte<br />
und gratfreie Kanten. Das war<br />
schon anspruchsvoll, das Material<br />
war es auch: ein 17-4PH martensitischer<br />
Edelstahl. Er bietet eine ausgezeichnete<br />
Korrosionsbeständigkeit,<br />
Verschleißfestigkeit und Härte<br />
und wird daher gerne bei chirurgischen<br />
Instrumenten eingesetzt. Bei<br />
der Zerspanbarkeit bekommt er leider<br />
kein so gutes Urteil. Auf einer<br />
Skala von 1 (= schlecht) – 10 (= gut)<br />
erhält er eine 3. Das gesamte Projekt<br />
war eine Herausforderung.“<br />
Die perfekte Interaktion aller<br />
Komponenten ist die Kunst<br />
Mikron Tool entschied sich für<br />
einen dynamischen Prozess mit<br />
Fräsen aus dem Vollen. Bei der<br />
Maschine fiel die Wahl auf ein<br />
hochdynamisches 5-Achsen-<br />
Die nahezu perfekt zerspante hämostatische Klemme mit minimaler Anzahl<br />
an Stützstegen.<br />
164 meditronic-journal 5/<strong>2021</strong>