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Militante Kirche und Staat

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

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Militant - <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Staat</strong><br />

Grausamkeiten häuften sich zu einer Last der Vergeltung <strong>und</strong> beschworen in späteren<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten gerade das Schicksal herauf, das sie dem König, seiner Regierung <strong>und</strong> seinen<br />

Untertanen prophezeit hatten; aber es wurde durch Ungläubige <strong>und</strong> durch die päpstlichen<br />

Anhänger selbst herbeigeführt. Es war nicht die Aufrichtung, sondern die Unterdrückung<br />

des Protestantismus, die dreih<strong>und</strong>ert Jahre später diese schrecklichen Heimsuchungen über<br />

Frankreich bringen sollte.<br />

Argwohn, Mißtrauen <strong>und</strong> Entsetzen durchdrangen nun alle Klassen der Gesellschaft.<br />

Inmitten der allgemeinen Aufregung zeigte es sich wie tief die lutherische Lehre in den<br />

Herzen der Männer Wurzel gefaßt hatte, die sich durch ihre Bildung, ihren Einfluß <strong>und</strong><br />

ihren vorzüglichen Charakter auszeichneten. Vertrauensstellungen <strong>und</strong> Ehrenposten fand<br />

man plötzlich unbesetzt. Handwerker, Drucker, Gelehrte, Professoren der Universitäten,<br />

Schriftsteller, ja sogar Höflinge verschwanden. H<strong>und</strong>erte flohen aus Paris <strong>und</strong> verließen<br />

freiwillig ihre Heimat <strong>und</strong> gaben dadurch in vielen Fällen k<strong>und</strong>, daß sie den reformierten<br />

Glauben begünstigten. Die Katholiken blickten erstaunt um sich bei dem Gedanken an die<br />

Ketzer, die man ahnungslos in ihrer Mitte geduldet hatte. Ihre Wut ließen sie an den<br />

zahlreichen niedrigeren Opfern aus, die sich in ihrer Gewalt befanden. Die Gefängnisse<br />

waren gedrängt voll <strong>und</strong> der Himmel schien verdunkelt durch den Rauch der brennenden<br />

Scheiterhaufen, die für die Bekenner des Evangeliums angezündet waren.<br />

Franz I. hatte sich gerühmt, ein Bahnbrecher der Wiederbelebung der Gelehrsamkeit zu<br />

sein, die den Beginn des 16.Jahrh<strong>und</strong>erts kennzeichnete. Es hatte ihm Freude gemacht,<br />

gelehrte Männer aus allen Ländern an seinem Hof zu versammeln. Seine Liebe zur<br />

Gelehrsamkeit <strong>und</strong> seiner Verachtung der Unwissenheit <strong>und</strong> des Aberglaubens der Mönche<br />

verdankte man wenigstens zum Teil den Grad religiöser Duldung, die der Reformation<br />

gewährt worden war. Aber von dem Eifer angetrieben, die Ketzerei auszurotten, erließ<br />

dieser Schutzherr der Wissenschaft ein Edikt, welches in ganz Frankreich das Drucken<br />

verbot. Franz I. lieferte eins der vielen Beispiele in der Geschichte, die beweisen, daß<br />

geistige Bildung nicht vor religiöser Unduldsamkeit <strong>und</strong> Verfolgung schützt.<br />

Durch eine feierliche <strong>und</strong> öffentliche Handlung sollte Frankreich sich völlig zur<br />

Vernichtung des Protestantismus hergeben. Die Priester verlangten, daß der dem Himmel<br />

durch Verdammung der Messe widerfahrene Schimpf durch Blut gesühnt werden müsse,<br />

<strong>und</strong> daß der König um seines Volkes willen dieses schreckliche Werk öffentlich gutheißen<br />

solle. Der 21. Januar 1535 wurde für diese schreckliche Handlung bestimmt. Die<br />

abergläubischen Befürchtungen <strong>und</strong> der blinde Haß des gesamten Volkes waren geweckt<br />

worden. Die Straßen von Paris füllte eine Menschenmenge, die sich aus der ganzen<br />

umliegenden Gegend eingef<strong>und</strong>en hatte. Der Tag sollte durch eine großartige, prunkvolle<br />

Prozession eingeleitet werden. Die Häuser, an denen der Zug vorüberführen sollte, waren<br />

mit Trauerflor behangen, <strong>und</strong> hier <strong>und</strong> da erhoben sich Altäre. Vor jeder Tür befand sich zu<br />

Ehren des „heiligen Sakramentes“ eine brennende Fackel. Der Festzug bildete sich vor<br />

Tagesanbruch im königlichen Palast. „Zuerst kamen die Banner <strong>und</strong> Kreuze der<br />

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