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Militante Kirche und Staat

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

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Militant - <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Staat</strong><br />

Böhmens ging unter. Sigism<strong>und</strong>, der Verräter des Hus <strong>und</strong> des Hieronymus, wurde nun<br />

König von Böhmen, <strong>und</strong> ohne Rücksicht auf seinen Eid, die Rechte der Böhmen zu<br />

unterstützen, begann er, das Papsttum wiedereinzuführen. Durch seine Willfährigkeit<br />

gegenüber Rom hatte er jedoch wenig gewonnen. Zwanzig Jahre lang war sein Leben mit<br />

Arbeit <strong>und</strong> Gefahren angefüllt gewesen; seine Heere waren aufgerieben <strong>und</strong> seine Schätze<br />

durch einen langen <strong>und</strong> fruchtlosen Kampf erschöpft; <strong>und</strong> nun, nachdem er ein Jahr regiert<br />

hatte, starb er <strong>und</strong> ließ sein Reich am Rande eines Bürgerkrieges, der Nachwelt aber einen<br />

schmachbedeckten Namen zurück.<br />

Aufruhr, Streit <strong>und</strong> Blutvergießen folgten einander; fremde Heere drangen wiederum in<br />

Böhmen ein, <strong>und</strong> innere Zwietracht zerrüttete weiterhin das Volk. Die dem Evangelium treu<br />

blieben, waren einer blutigen Verfolgung ausgesetzt. Während ihre früheren Brüder einen<br />

Vertrag mit Rom schlossen <strong>und</strong> dessen Irrtümer annahmen, bildeten die, welche zum alten<br />

Glauben hielten, unter dem Namen „Vereinte Brüder“ eine getrennte Gemeinde. Dieser<br />

Schritt zog ihnen die Verwünschung aller Klassen zu. Dennoch blieb ihre Festigkeit<br />

unerschüttert. Gezwungen, in den Wäldern <strong>und</strong> Höhlen Zuflucht zu suchen, versammelten<br />

sie sich auch dann noch in ihren Zufluchtsstätten, um Gottes Wort zu lesen <strong>und</strong> ihn<br />

gemeinsam anzubeten.<br />

Durch Boten, die sie heimlich in verschiedene Länder aussandten, erfuhren sie, daß hier<br />

<strong>und</strong> da „vereinzelte Bekenner der Wahrheit lebten, etliche in dieser, etliche in jener Stadt,<br />

die wie sie verfolgt wurden, <strong>und</strong> daß es in den Alpen eine alte Gemeinde gebe, die auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Schrift stehe <strong>und</strong> gegen die abgöttischen Verderbnisse Roms Einspruch<br />

erhebe“. Diese K<strong>und</strong>e wurde mit großer Freude begrüßt <strong>und</strong> ein schriftlicher Verkehr mit<br />

den Waldensern, um die es sich hierbei handelte, aufgenommen. Dem Evangelium treu,<br />

harrten die Böhmen die lange Nacht ihrer Verfolgung hindurch aus, selbst in der dunkelsten<br />

St<strong>und</strong>e ihre Augen dem Horizont zugewandt, wie Menschen, die auf den Morgen warten.<br />

„Ihr Los fiel in böse Tage; aber sie erinnerten sich der Worte, die Hus ausgesprochen <strong>und</strong><br />

Hieronymus wiederholt hatte, daß ein Jahrh<strong>und</strong>ert verstreichen müsse, ehe der Tag<br />

hereinbrechen könne. Diese Worte waren für die Taboriten (Hussiten) das, was Josephs<br />

Worte den Stämmen im Hause der Knechtschaft waren: ‚Ich sterbe,<strong>und</strong> Gott wird euch<br />

heimsuchen <strong>und</strong> aus diesem Lande führen.‘“1<br />

„Die letzten Jahre des 15.Jahrh<strong>und</strong>erts bezeugen den langsamen aber sicheren Zuwachs<br />

der Brüdergemeinden. Obgleich sie durchaus nicht unbelästigt blieben, erfreuten sie sich<br />

verhältnismäßiger Ruhe. Am Anfang des 16.Jahrh<strong>und</strong>erts zählten sie in Böhmen <strong>und</strong><br />

Mähren über zweih<strong>und</strong>ert Gemeinden.“ „So groß war die Zahl der Übriggebliebenen, die<br />

der verheerenden Wut des Feuers <strong>und</strong> des Schwertes entgangen waren <strong>und</strong> die Dämmerung<br />

jenes Tages sehen durften, den Hus vorhergesagt hatte.“<br />

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