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Militante Kirche und Staat

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

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Militant - <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Staat</strong><br />

die Heiligkeit des Tempels verletzen. Josephus gar forderte sie mit höchst beredten Worten<br />

auf, den Widerstand einzustellen <strong>und</strong> sich selbst, ihre Stadt <strong>und</strong> die Stätte der Anbetung zu<br />

retten. Aber seine Worte wurden mit bitteren Verwünschungen beantwortet. Wurfspieße<br />

schleuderte man nach ihm, ihrem letzten menschlichen Vermittler, als er vor ihnen stand,<br />

um mit ihnen zu verhandeln. Die Juden hatten die Bitten des Sohnes Gottes verwor- fen,<br />

<strong>und</strong> nun machten die ernsten Vorstellungen <strong>und</strong> flehentlichen Bitten sie nur um so<br />

entschiedener, bis zum letzten Widerstand zu leisten. Die Bemühungen des Titus, den<br />

Tempel zu retten, waren vergeblich. Ein Größerer als er hatte erklärt, daß nicht ein Stein auf<br />

dem andern bleiben sollte.<br />

Die blinde Hartnäckigkeit der führenden Juden <strong>und</strong> die verabscheuungswürdigen<br />

Verbrechen, die in der belagerten Stadt verübt wurden, erweckten bei den Römern Entsetzen<br />

<strong>und</strong> Entrüstung, <strong>und</strong> endlich beschloß Titus, den Tempel im Sturm zu nehmen, ihn aber,<br />

wenn möglich, vor der Zerstörung zu bewahren. Seine Befehle wurden jedoch mißachtet.<br />

Als er sich abends in sein Zelt zurückgezogen hatte, unternahmen die Juden einen Ausfall<br />

aus dem Tempel <strong>und</strong> griffen die Soldaten draußen an. Im Handgemenge wurde von einem<br />

Soldaten ein Feuerbrand durch die Öffnung der Halle geschleudert, <strong>und</strong> unmittelbar darauf<br />

standen die mit Zedernholz getäfelten Räume des heiligen Gebäudes in Flammen. Titus eilte<br />

mit seinen Obersten <strong>und</strong> Legionären herbei <strong>und</strong> befahl den Soldaten, die Flammen zu<br />

löschen. Seine Worte blieben unbeachtet. In ihrer Wut schleuderten die Legionäre<br />

Feuerbrände in die an den Tempel stoßenden Gemächer <strong>und</strong> metzelten viele, die dort<br />

Zuflucht gesucht hatten, mit dem Schwert nieder. Das Blut floß gleich Wasser die<br />

Tempelstufen hinunter. Tausende <strong>und</strong> aber Tausende von Juden kamen um. Das<br />

Schlachtgetöse wurde übertönt von dem Ruf: „Ikabod!“, das heißt die Herrlichkeit ist dahin.<br />

„Titus war es unmöglich, der Wut der Soldaten Einhalt zu gebieten; er trat mit seinen<br />

Offizieren ein <strong>und</strong> besichtigte das Innere des heiligen Gebäudes. Der Glanz erregte ihre<br />

Bew<strong>und</strong>erung, <strong>und</strong> da die Flammen noch nicht bis zum Heiligtum vorgedrungen waren,<br />

unternahm er einen letzten Versuch, es zu retten. Er sprang hervor <strong>und</strong> forderte die<br />

Mannschaften auf, das Umsichgreifen der Feuersbrunst zu verhindern. Der Hauptmann<br />

Liberalis versuchte mit seinem Stab Gehorsam zu erzwingen; doch selbst die Achtung vor<br />

ihrem Feldherrn verging vor der rasenden Feindseligkeit gegen die Juden, der heftigen<br />

Aufregung des Kampfes <strong>und</strong> der unersättlichen Beutegier. Die Soldaten sahen alles um sich<br />

herum von Gold blitzen, das in dem wilden Lodern der Flammen einen blendenden Glanz<br />

ausstrahl te; sie wähnten unermeßliche Schätze im Heiligtum aufgespeichert. Unbemerkt<br />

warf ein Soldat eine brennende Fackel zwischen die Angeln der Tür, <strong>und</strong> im Nu stand das<br />

ganze Gebäude in Flammen. Die dichten Rauchschwaden <strong>und</strong> das Feuer zwangen die<br />

Offiziere, sich zurückzuziehen <strong>und</strong> das herrliche Gebäude seinem Schicksal zu überlassen.<br />

War es schon für die Römer ein erschreckendes Schauspiel, wie mögen es erst die Juden<br />

empf<strong>und</strong>en haben! Die ganze Höhe, die die Stadt weit überragte, erschien wie ein<br />

feuerspeiender Berg. Ein Gebäude nach dem andern stürzte mit furchtbarem Krachen<br />

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