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Militante Kirche und Staat

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

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Militant - <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Staat</strong><br />

die tonangebenden Geister des Volkes. Der König <strong>und</strong> der Adel vereinigten sich, den<br />

Anspruch des Papstes auf weltliche Machtstellung zu verneinen <strong>und</strong> die Zahlung der<br />

verlangten Steuer zu verweigern. Auf diese Weise wurde ein kräftiger Schlag gegen die<br />

päpstliche Oberherrschaft in England geführt.<br />

Ein anderes Übel, gegen das der Reformator einen langen <strong>und</strong> entschlossenen Kampf<br />

führte, war der Orden der Bettelmönche. Diese Mönche schwärmten in England umher <strong>und</strong><br />

übten einen Einfluß aus, der sich auf die Größe <strong>und</strong> Wohlfahrt der Nation schädlich<br />

auswirkte <strong>und</strong> vor allem Wirtschaft, Wissenschaft <strong>und</strong> Volksmoral lähmte. Das träge<br />

Bettlerleben der Mönche stellte nicht nur schwere Anforderungen an die Mittel des Volkes,<br />

sondern machte nützliche Arbeit verächtlich. Die Jugend wurde entsittlicht <strong>und</strong> verderbt.<br />

Durch den Einfluß der Mönche ließen sich viele zum Mönchsleben verleiten <strong>und</strong> traten<br />

nicht nur ohne Einwilligung, sondern sogar ohne das Wissen ihrer Eltern <strong>und</strong> entgegen ihren<br />

Anordnungen ins Kloster ein. Einer der ersten Väter der römischen <strong>Kirche</strong>, der die<br />

Ansprüche des Mönchtums den Verpflichtungen der kindlichen Liebe <strong>und</strong> des Gehorsams<br />

gegenüber als erhaben hinstellte, hatte behauptet: „Sollte auch dein Vater weinend <strong>und</strong><br />

jammernd vor deiner Tür liegen <strong>und</strong> deine Mutter dir den Leib zeigen, der dich getragen,<br />

<strong>und</strong> die Brüste, die dich gesäugt, so siehe zu, daß du sie mit Füßen trittst <strong>und</strong> dich<br />

unverwandt zu Christus begibst.“ Durch dies „greulich ungeheuer Ding“, wie Luther es<br />

später kennzeichnete, das mehr an einen Wolf <strong>und</strong> Tyrannen als einen Christen <strong>und</strong> Mann<br />

erinnert, wurden die Herzen der Kinder gegen ihre Eltern verhärtet. So haben die<br />

päpstlichen Führer wie einst die Pharisäer die Gebote Gottes um ihrer Satzungen willen<br />

aufgehoben; die Heime verödeten, <strong>und</strong> die Eltern mußten die Gesellschaft ihrer Söhne <strong>und</strong><br />

Töchter entbehren.<br />

Selbst die Studenten auf den Universitäten wurden durch die falschen Vorspiegelungen<br />

der Mönche verlockt <strong>und</strong> dazu bewogen, deren Orden beizutreten. Viele bereuten später<br />

diesen Schritt <strong>und</strong> sahen ein, daß sie ihr Lebensglück zerstört <strong>und</strong> ihren Eltern Kummer<br />

bereitet hatten; aber saßen sie einmal in dieser Schlinge gefangen, war es ihnen unmöglich,<br />

ihre Freiheit wiederzugewinnen. Viele Eltern lehnten es aus Furcht vor dem Einfluß der<br />

Mönche ab, ihre Söhne auf die Universitäten zu schicken. Dies hatte eine erhebliche<br />

Abnahme der Zahl der Studierenden in den großen Bildungszentren zur Folge. Die Schulen<br />

lagen danieder; Unwissenheit herrschte vor.<br />

Der Papst hatte jenen Mönchen das Recht übertragen, Beichten abzunehmen <strong>und</strong><br />

Vergebung zu erteilen. Dies wurde zu einer Quelle großen Übels. Entschlossen, ihre<br />

Einkünfte zu erhöhen, gewährten die Bettelmönche die Absolution unter so leichten<br />

Bedingungen, daß Verbrecher aller Art zu ihnen strömten; infolgedessen nahmen die<br />

schrecklichsten Laster schnell überhand. Die Armen <strong>und</strong> Kranken ließ man leiden, während<br />

die Gaben, die ihre Bedürfnisse hätten befriedigen können, den Mönchen zuteil wurden, die<br />

unter Drohungen die Almosen des Volkes forderten <strong>und</strong> jene für gottlos erklärten, die ihrem<br />

Orden Geschenke verweigerten. Ungeachtet ihres Bekenntnisses zur Armut nahm der<br />

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