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Militante Kirche und Staat

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin. Das Gesetz der Moral veranlaßt die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so daß sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. Himmel bedeutet Nacht und Tag, Kälte und Hitze, Tageszeit und Jahreszeit. Erde umfaßt große und kleine Entfernungen, Gefahr und Sicherheit, offenes Gelände und schmale Pässe, die Unwägbarkeit von Leben und Tod. Der Befehlshaber steht für die Tugenden der Weisheit, der Aufrichtigkeit, des Wohlwollens, des Mutes und der Strenge. Methode und Disziplin müssen verstanden werden als die Gliederung der Armee in die richtigen Untereinheiten, die Rangordnung unter den Offizieren, die Behauptung der Straßen, auf denen der Nachschub zur Armee kommt, und die Kontrolle der militärischen Ausgaben…Jede Kriegführung gründet auf Täuschung...

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Militant - <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>Staat</strong><br />

Schon lange vor der durch jene Plakate heraufbeschworenen Verfolgung hatte sich der<br />

kühne <strong>und</strong> eifrige Farel gezwungen gesehen, aus seinem Vaterland zu fliehen. Er begab sich<br />

in die Schweiz, trug durch sein Wirken, Zwinglis Werk unterstützend, dazu bei, den<br />

Ausschlag zugunsten der Reformation zu geben. Seine späteren Jahre verbrachte er hier,<br />

fuhr jedoch fort, einen entschiedenen Einfluß auf die Reformation in Frankreich auszuüben.<br />

Während der ersten Jahre seiner freiwilligen Verbannung waren seine Bemühungen ganz<br />

besonders auf die Ausbreitung der Reformation in seinem Geburtsland gerichtet. Er<br />

verwandte viel Zeit auf die Predigt des Evangeliums unter seinen Landsleuten nahe der<br />

Grenze, wo er mit unermüdlicher Wachsamkeit den Kampf verfolgte <strong>und</strong> mit ermutigenden<br />

Worten <strong>und</strong> Ratschlägen half. Mit Hilfe anderer Verbannter wurden die Schriften der<br />

deutschen Reformatoren ins Französische übersetzt <strong>und</strong> zusammen mit der französischen<br />

Bibel in großen Auflagen gedruckt. Wandernde Buchhändler verkauften diese Werke in<br />

ganz Frankreich, <strong>und</strong> da sie ihnen zu niedrigen Preisen geliefert wurden, ermöglichte es<br />

ihnen der Gewinn aus dieser Arbeit, diese Aufgabe fortzusetzen.<br />

Farel trat seine Arbeit in der Schweiz unter dem bescheidenen Gewande eines<br />

Schullehrers an. Auf einem abgeschiedenen Kirchspiel widmete er sich der Erziehung der<br />

Kinder. Außer den gewöhnlichen Lehrfächern führte er vorsichtig die Wahrheiten der Bibel<br />

ein <strong>und</strong> hoffte, durch die Kinder die Eltern zu erreichen. Etliche glaubten; aber die Priester<br />

traten dazwischen, um das Werk Christi aufzuhalten, <strong>und</strong> die abergläubischen Landleute<br />

wurden aufgehetzt, sich ihm zu widersetzen. Das könne nicht das Evangelium Christi sein,<br />

betonten die Priester, wenn dessen Predigt keinen Frieden, sondern Krieg bringe. Gleich den<br />

ersten Jüngern floh Farel, wenn er in einer Stadt verfolgt wurde, in eine andere, wanderte<br />

von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, ertrug Hunger, Kälte <strong>und</strong> Müdigkeit <strong>und</strong> war überall<br />

in Lebensgefahr. Er predigte auf Marktplätzen, in <strong>Kirche</strong>n, mitunter auf den Kanzeln der<br />

Kathedralen. Manchmal fand er die <strong>Kirche</strong> ohne Zuhörer; zuweilen wurde seine Predigt von<br />

Geschrei <strong>und</strong> Spott unterbrochen, ja, er wurde sogar gewaltsam von der Kanzel<br />

heruntergerissen. Mehr als einmal griff ihn der Pöbel an <strong>und</strong> schlug ihn fast tot. Dennoch<br />

drängte Farel vorwärts, wenn er auch oft zurückgeschlagen wurde. Mit unermüdlicher<br />

Ausdauer wandte er sich immer wieder dem Kampfe zu, <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach sah er Dörfer<br />

<strong>und</strong> Städte, die zuvor Hochburgen des Papsttums gewesen waren, dem Evangelium ihre<br />

Tore öffnen.<br />

Das kleine Kirchspiel, in dem er mit seiner Arbeit begonnen hatte, nahm bald den<br />

reformierten Glauben an. Auch die Städte Murten <strong>und</strong> Neuenburg gaben die römischen<br />

Bräuche auf <strong>und</strong> entfernten die Bilder aus ihren <strong>Kirche</strong>n. Schon lange hatte Farel gewünscht,<br />

die protestantische Fahne in Genf aufzupflanzen. Könnte diese Stadt gewonnen werden, sie<br />

wäre der Mittelpunkt für die Reformation in Frankreich, in der Schweiz <strong>und</strong> in Italien. Mit<br />

diesem Ziel im Auge hatte er seine Arbeit fortgesetzt, bis viele der umliegenden Städte <strong>und</strong><br />

Ortschaften gewonnen worden waren. Dann ging er mit einem einzigen Gefährten nach<br />

Genf. Aber nur zwei Predigten durfte er dort halten. Die Priester, die sich umsonst<br />

bemühten hatten, von den zivilen Behörden seine Verurteilung zu erlangen, beschieden ihn<br />

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