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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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Die Erlebnis-Dimension<br />

Wie stark ist die Erlebnis-Orientierung (im Sinne von emotionaler Stimulierung) ausgeprägt?<br />

Die in der Kreativitäts-Dimension beschriebenen Merkmale sprechen dafür, dass ein Fuss-<br />

ballspiel für die befragten Ultras ein besonderes Erlebnis ist. Das Leidenschaftliche, das E-<br />

motionale, fasziniert die Ultras. Sie geraten bei der Schilderung besonders schöner Erlebnis-<br />

se mit ihrem Verein ins Schwärmen, <strong>zum</strong> Beispiel über eine besonders gelungene Choreo-<br />

grafie. Dies ist während den Interviews auch anhand ihrer Körpersprache aufgefallen. Die<br />

Begeisterung für das Erlebnis Fussballspiel ist sehr gross. Das kam in der Darstellung über<br />

den Ablauf des Zündens von Pyro ebenfalls deutlich <strong>zum</strong> Ausdruck. Pyro ist ein Erlebnis-<br />

Faktor. Sie verspüren grosse Nervosität <strong>und</strong> empfinden das Zünden selbst als ein schönes<br />

Gefühl. Die Hälfte der befragten Ultras gab an, dass die Illegalität den Kick verstärken würde.<br />

Die Gewalt-Dimension<br />

Wie stark ist die verbale <strong>und</strong> physische Gewaltbereitschaft ausgeprägt?<br />

Gegenstand der Forschungsarbeit ist nicht Gewalt unter <strong>Fussballfans</strong>. Da allerdings auch die<br />

Gewalt-Dimension zur Differenzierung der Fanszene beiträgt <strong>und</strong> diese beschrieben werden<br />

sollte, wurden einige Teilaspekte analysiert. Auf die verbale Gewaltbereitschaft wird nicht<br />

eingegangen. Aus Kapitel 3.2.2 geht allerdings hervor, dass beispielsweise sexistische <strong>und</strong><br />

homophobe Sprüche <strong>und</strong> Lieder <strong>zum</strong> Standartrepertoire der Ultras gehören. Zur physischen<br />

Gewaltbereitschaft gab die Mehrheit an, sie seien nicht gewaltbereit. Alle Befragten sagten<br />

ausserdem, dass Ultras nur dann Gewalt anwenden würden, wenn sie sich verteidigen müs-<br />

sen, weil sie angegriffen werden. Die Hälfte war schon bei Prügeleien aktiv dabei. Über die<br />

Gründe, Gewalt zur Verteidigung anzuwenden, machten sie unterschiedliche Aussagen.<br />

Diese reichen von der Hilfe gegenüber Fre<strong>und</strong>en über ungerechtfertigte Repression bis hin<br />

zur Beleidigung des Vereins. Die Gewalt ist also immer reaktiv, was nicht heisst, dass sie<br />

gerechtfertigt ist. Besonders im letzten Beispiel scheint der Gr<strong>und</strong> beinahe als Vorwand, be-<br />

trachtet man die Tatsache, dass Beleidigungen in Fankreisen stark verbreitet sind. Diese<br />

Aussage machte derjenige, der sich selbst als gewaltbereit bezeichnete. Diese Haltung ist in<br />

der <strong>Untersuchung</strong> die Ausnahme. Allerdings darf man auch die reaktiven Gewaltformen nicht<br />

verharmlosen. Diese haben einen engen Zusammenhang mit den Werten. Die Ultras wollen<br />

Stärke zeigen, man hat keine Angst <strong>und</strong> will Macht demonstrieren. Dies tun sie primär verbal<br />

- wenn es sein muss jedoch auch in körperlichen Auseinandersetzungen. Hinzu kommt die<br />

hohe Solidarität <strong>und</strong> der Zusammenhalt innerhalb der Gruppierung oder der ganzen Szene.<br />

Ultras lassen sich nicht alles gefallen. Ein Ultra sagte, dass die Gewaltbereitschaft gestiegen<br />

sei. Ein anderer wies darauf hin, dass es <strong>zum</strong> Teil zu Gewalteskalationen komme, weil Per-<br />

sonen nur der Gewalt wegen <strong>und</strong> unter dem Deckmantel Ultra an ’Risikospiele’ kämen, um<br />

dabei ihre Gewalt auszuleben. Berücksichtigt man die hohe, in einem solchen Fall vermutlich<br />

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