03.01.2013 Aufrufe

Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Neben der Politik haben die Medien einen starken Einfluss auf die Meinungsbildung der Öf-<br />

fentlichkeit. Die Undifferenziertheit mancher Medien schlägt sich auch in der Berichterstat-<br />

tung über Pyro nieder. Das Abrennen von Pyro wird oft vermischt mit Gewalt. Dies zeigte<br />

beispielsweise ein Vorfall vom 2. Mai 2008 im Basler St.-Jakobpark-Stadion. Damals wurden<br />

aus dem Sektor der Fans des FC Zürichs insgesamt zehn Fackeln mitten in die Basler Zu-<br />

schauer in einen unterhalb gelegenen Sektor geworfen. Der FCZ wurde dafür mit einer Bus-<br />

se von sFr. 30`000.- <strong>und</strong> zwei Heimspielen ohne Publikum sanktioniert, was für einen Fuss-<br />

ballverein einen hohen Schaden bedeutet (SFL, 2008). Fanarbeit Schweiz (2008b) hielt in<br />

einer späteren Stellungnahme fest, dass es sich dabei um einen tragischen Vorfall <strong>und</strong> einen<br />

Gewaltakt handelte. Die Fanszene benütze Fackeln als Stimmungsmittel, distanziere sich<br />

von deren Einsatz als Waffe <strong>und</strong> bekämpfe dies schon seit längerer Zeit. Dies wurde aller-<br />

dings in den Medien kaum erwähnt. Der Vorfall hatte wohl Auswirkungen auf die Intoleranz<br />

von Pyro, weshalb er im Forschungsteil wieder aufgegriffen wird.<br />

Des Weiteren machte Fanarbeit Schweiz (ebd.) auf Eskalationsmechanismen aufmerksam,<br />

dass mehr Repression wohl auch eine Gegenbewegung auslösen würde. Die sozioprofessi-<br />

onelle Fanarbeit fordert eine differenzierte Betrachtung aller Akteure <strong>und</strong> will durch einen<br />

offenen Dialog eine Lösung finden, für den sie eine Plattform bietet. Ausserdem sieht sie ihre<br />

Rolle darin, um auf die existierenden Gefahren hinzuweisen <strong>und</strong> sie in der Fanszene zu<br />

thematisieren, also präventiv zu wirken.<br />

Von Vereinsseite kamen in letzter Zeit Zeichen für eine Dialogbereitschaft. Der Vizepräsident<br />

des FC Basel <strong>und</strong> der Präsident des FC Zürichs (die momentan erfolgreichsten Vereine der<br />

Super League, welche die grössten Fanszenen vorweisen) traten dazu folgendermassen in<br />

Erscheinung. Bernhard Heusler (FCB) hat sich mehrmals für eine lebendige Fankultur <strong>und</strong><br />

für eine differenzierte Betrachtungsweise ausgesprochen <strong>und</strong> davor gewarnt, dass<br />

die Gewaltthematik an der Pyrodiskussion aufgehängt wird (Ryser, 2008; Hanimann & Clau-<br />

de, 2008). Der Präsident des FCZ, Ancilo Canepa, hatte sich zu Beginn seiner Amtszeit<br />

(am 11. Dezember 2006 wurde er <strong>zum</strong> Präsidenten gewählt) sehr stark für repressive Mass-<br />

nahmen gegen Pyro-Aktionen der Fans geäussert. Vor kurzem räumte er in einem Interview<br />

Fehler in der Kommunikation ein <strong>und</strong> sagte über die Fanszene Folgendes (Clalüna & Ram-<br />

ming, 2009):<br />

In Begegnungen mit Leuten aus der Südkurve habe ich enorm viel über die FCZ-<br />

Fankultur gelernt. Es klingt vielleicht pathetisch, aber es ist ein Highlight, mit welcher<br />

Begeisterung diese Leute auf einen zukommen. Man darf nicht alle Fans in den glei-<br />

chen Topf werfen. Wir haben einen Bodensatz an gewaltbereiten Idioten, dazu stehe<br />

ich. Aber das ist eine absolute Minderheit.<br />

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!