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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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Als Ultras werden demnach besonders leidenschaftliche, emotionale <strong>und</strong> engagierte<br />

Fans bezeichnet, die von der südländischen Kultur des Anfeuerns fasziniert sind, <strong>und</strong><br />

es sich zur Aufgabe gemacht haben, in (…) Stadien organisiert wieder für bessere<br />

Stimmung zu sorgen. Sie besitzen nur eine Identität - ihre Ultra-Identität - die sie so-<br />

wohl innerhalb der Woche als auch am Wochenende ausleben. (S. 8)<br />

Dabei stiftet nicht das Spiel oder der Verein die Fanidentität, sondern die Ultrakultur an sich.<br />

Die meisten Ultra-Gruppierungen veröffentlichen zur Selbstdarstellung ein Magazin, entwer-<br />

fen eigene Fanartikel mit eigenem Logo oder Symbolen, oder betreiben eine eigene Internet-<br />

seite (S. 31). Insgesamt kann die Ultraszene als eine sehr heterogene Jugendbewegung<br />

bezeichnet werden. Die jugendlichen Fussballanhänger sind vor allem von der Art der Ver-<br />

einsunterstützung, dem engen fre<strong>und</strong>schaftlichen Zusammenhalt in der Gruppe <strong>und</strong> der<br />

Selbstdarstellung der Ultras fasziniert. Auffällig dabei ist, dass die Ultras sich zwar als<br />

Sprachrohr der Fanszene <strong>und</strong> als einzig wahre Fans verstehen, aber letztendlich prozentual<br />

nur einen kleinen Teil des Publikums ausmachen (S. 31).<br />

3.2.1 Struktur, Organisation <strong>und</strong> Aufbau der Ultragruppen<br />

Die Organisation der einzelnen Ultra-Gruppen besteht überwiegend durch eine gewachsene<br />

Fanhierarchie. Führungspersönlichkeiten werden nicht wie in einem Fan-Club regelmässig<br />

gewählt <strong>und</strong> wieder abgewählt, sondern kristallisieren sich mit der Zeit aus der Gruppe her-<br />

aus. Das bedeutet, dass diejenigen, die sich am meisten engagieren, später auch das Meiste<br />

zu sagen haben. Häufig entscheidet eine Art 'Führungsgremium’ von drei bis vier Personen<br />

über alle wichtigen Belange, oder trifft <strong>zum</strong>indest eine Vorauswahl, die danach mit der ge-<br />

samten Gruppe demokratisch abgestimmt wird (S. 55). Diese Charakterisierung deckt sich<br />

klar mit der beschriebenen Struktur der Szene.<br />

3.2.2 Werte der Ultras<br />

Für Ultras sind Eigenschaften wie Stärke, Macht, Durchsetzungsvermögen <strong>und</strong> Männlichkeit<br />

von besonderer Bedeutung. Beispielsweise darf das Zeigen ihres nackten Hinterteils in Rich-<br />

tung des Gegners oder das Feiern im Stadion mit freiem Oberkörper - besonders im Winter -<br />

als Demonstration ihres Härte-Ideals betrachtet werden. Sexistische <strong>und</strong> homophobe Sprü-<br />

che <strong>und</strong> Lieder gehören <strong>zum</strong> Standardrepertoire <strong>und</strong> unterstreichen die Macho-Kultur der<br />

Ultras. Im Gegensatz zu diesem Chauvinismus stehen Ultras aber auch mit viel Liebe <strong>und</strong><br />

Idealismus zu ihrem Verein. Dennoch halten sie es geradezu für ihre Aufgabe <strong>und</strong> Pflicht,<br />

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