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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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haben ihre Anonymität verloren <strong>und</strong> würden durch erneutes Zünden ihre Position <strong>und</strong> das<br />

Image der Ultraszene gefährden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird es als wichtig erachtet, dass der<br />

Verein eine nahe (<strong>und</strong> gute) Beziehung zu den Fans pflegt. Dadurch kann er viel mehr Ein-<br />

fluss auf das Geschehen in der Kurve nehmen <strong>und</strong> die Fans würden sich unterstützt <strong>und</strong><br />

ernst genommen fühlen. Es würde sich dabei um eine win-win Situation handeln.<br />

Bei der Auswertung hat sich gezeigt, dass die Ultras einige Verhaltenscodes im Umgang <strong>und</strong><br />

beim Ablauf des Zündens von pyrotechnischem Material haben. Finanziert wird das Material<br />

von den Ultragruppierungen. Die Fackeln kommen in der Regel aus dem Ausland <strong>und</strong> wer-<br />

den vor dem Spieltag im Stadion versteckt oder am Spieltag selber ins Stadion geschmug-<br />

gelt. Das Schmuggeln bezeichnen die Ultras als nicht besonders schwierig <strong>und</strong> sie kennen<br />

viele Methoden. Die neuen Stadien sind zwar sicherer gebaut <strong>und</strong> es ist für die Ultras<br />

schwieriger geworden, das Material ins Stadion zu bringen, dennoch werden von ihnen noch<br />

genügend Möglichkeiten gef<strong>und</strong>en. Die Fackeln werden nur von ausgewählten Leuten ge-<br />

zündet. Ein Ultra gab an, dass das Zünden immer freiwillig ist. Kurz vor dem Zünden ver-<br />

mummen sich die Ultras <strong>und</strong> die Sicht auf die Zündenden wird mit Doppelhaltern verdeckt.<br />

Die Fackeln werden immer nach einem vereinbarten Zeichen gezündet. Während des Ab-<br />

brennens wird darauf geachtet, dass niemand berührt wird <strong>und</strong> dass die Polizei nicht in den<br />

Sektor kommt. Oberstes Gebot bei allen befragten Ultras ist, dass die Fackel nicht geworfen<br />

wird. Nach dem Zünden wird die Fackel auf den Boden gelegt <strong>und</strong> es erfolgt ein Positions-<br />

<strong>und</strong> Kleiderwechsel.<br />

Über die Falltypen hinweg wurde festgestellt, dass die Aussagen der Ultras unabhängig der<br />

Position innerhalb der Szene fast wörtlich übereinstimmen. Deshalb kann davon ausgegan-<br />

gen werden, dass diese Verhaltenscodes auch in vielen anderen Kurven <strong>und</strong> Gruppierungen<br />

bekannt sind <strong>und</strong> sich beim Abbrennen von pyrotechnischem Material eine Art Ehrenkodex<br />

entwickelt hat, an den sich alle Ultras halten. Dadurch wird versucht, kontrolliertes Zünden zu<br />

ermöglichen <strong>und</strong> das Risiko eines Fackelwurfs zu minimieren. Ausserdem zeigt die ’Profes-<br />

sionalität’, mit der die Ultras beim Schmuggeln, Verstecken <strong>und</strong> Zünden vorgehen, dass trotz<br />

Gesetzesverschärfungen weiter gezündet wird <strong>und</strong> ständig neue Vorgehensweisen entwi-<br />

ckelt werden, das Gesetz zu umgehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollten rein repressive Massnah-<br />

men in Frage gestellt <strong>und</strong> andere Methoden in Betracht gezogen werden.<br />

Alle Ultras bezeichnen die Benützung von pyrotechnischem Material gr<strong>und</strong>sätzlich als ge-<br />

fährlich. Es besteht die Gefahr, dass schwere Verbrennungen erlitten werden. Zwei Ultras<br />

gaben an, dass das Zünden von pyrotechnischem Material vor allem dadurch gefährlich ist,<br />

weil man es im Verdeckten tut <strong>und</strong> sich ständig darauf konzentrieren muss, nicht erwischt zu<br />

werden. Die Ultras sagen, dass sie neben dem Fall des Fackelwerfens (vgl. Kap. 4.2) keinen<br />

Fall kennen, bei dem jemand trotz korrekter Anwendung der Fackel verletzt wurde. Sie be-<br />

zeichnen es als wichtig, dass die Pyro-Shows kontrolliert ablaufen. Das Risiko, dass etwas<br />

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