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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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Mitteln gegen Gewalt <strong>und</strong> Hooliganismus an Sportveranstaltungen vorzugehen. Was als gu-<br />

ter Vorsatz daher kommt, entpuppt sich bei genauerem Betrachten jedoch als massiver Ein-<br />

griff in die Gr<strong>und</strong>rechte der Zuschauer an Sportanlässen. Der Fokus der Massnahmen liegt<br />

auf dem Einsatz von Biometrie, Fanpässen <strong>und</strong> der Vernetzung von verschiedenen Daten-<br />

banken <strong>und</strong> Videosystemen. Im Detail sollen die Zuschauer vor, während <strong>und</strong> nach Spielen<br />

von biometrischen Systemen erfasst werden <strong>und</strong> die so gewonnenen Bilder mit den Informa-<br />

tionen in der Hooligandatenbank <strong>und</strong> Videoaufzeichnungen verglichen werden. Klubs <strong>und</strong><br />

Stadionbetreiber sollen die Daten untereinander austauschen. In Bahnhöfen sollen Kameras<br />

installiert werden, welche die Fans auf ihrem Weg zu den Extrazügen filmen. Betrunkene<br />

Fans sollen von der Polizei <strong>und</strong> privaten Sicherheitsleuten aus dem Stadion gewiesen wer-<br />

den oder erst gar nicht hineingelassen werden. Wer sich gegen eine Wegweisung weigert,<br />

erhält ein Stadionverbot <strong>und</strong> wird fotografiert. Des Weiteren sollten Zuschauer künftig von<br />

verschiedenen Aktionen profitieren können, wenn sie ein ’integrales Ticket’ lösen. Sie müs-<br />

sen sich allerdings dazu fotografieren lassen. Falls sie bei Verstössen erwischt werden,<br />

gehen ihre Personalien in eine Datenbank. Die Projektverantwortlichen gehen davon aus,<br />

dass durch diese Massnahmen die ’bösen’ Fans rausgesiebt werden <strong>und</strong> im Stadion wäre<br />

dann eine Durchmischung der Fangruppierung möglich. Die Sektortrennung sollte also auf-<br />

gehoben werden.<br />

Fanarbeit Schweiz (2008a) kritisierte das Massnahmepaket in verschiedenen Punkten. Ins-<br />

besondere die Tatsache, dass es sich dabei lediglich um repressive Massnahmen handelt<br />

<strong>und</strong> diese inadäquat seien. Es scheine so, als sollten ganze Fankurven biometrisch erfasst<br />

werden. Dies grenze an einen Kontrollwahn, der weder gesetzlich abgestützt, politisch trag-<br />

bar noch gesellschaftlich akzeptierbar sei. In der Erarbeitung des Projekts fanden geäusserte<br />

Bedenken der Fanarbeit Schweiz keine oder nur geringfügige Beachtung. Vereine <strong>und</strong> Sta-<br />

dionbetreiber wurden überhaupt nicht in die Projekterarbeitung miteinbezogen (Venutti,<br />

2008). Die Projektverantwortlichen sind allesamt Vertreter aus Polizeikreisen <strong>und</strong> der Politik.<br />

Umso erstaunlicher ist es, dass sich die vorgeschlagenen Massnahmen in einem juristischen<br />

Graubereich bewegen <strong>und</strong> kaum vor dem grossen Teil der friedlichen <strong>Fussballfans</strong> gerecht-<br />

fertigt werden können (Fanarbeit Schweiz, 2008a).<br />

Das Projekt ’Sicherheit im Sport’ <strong>und</strong> dessen Entwicklung zeigt deutlich wie ungleich die<br />

Macht zwischen der Politik <strong>und</strong> den Fans verteilt ist. Allerdings konnten durch heftige Protes-<br />

te seitens der Fans verschiedener Vereine die Medien auf dieses Thema aufmerksam ge-<br />

macht werden, wodurch auch ein gewisser Druck auf die Politik entstand. Ende Januar wur-<br />

den in einer kurzen Medienmitteilung (Grossenbacher, 2009) einige Umstrukturierungen r<strong>und</strong><br />

um das Projekt bekannt gegeben. Unter anderem wurde der Vorsitzende der Projektorgani-<br />

sation ersetzt. Ansonsten bekräftigte die Mitteilung, der Wille sei vorhanden für mehr Sicher-<br />

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