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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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Systeme zeichnen sich durch emergente Eigenschaften aus. Dies sind Eigenschaften, wel-<br />

che den einzelnen Komponenten nicht zukommen, sondern das Ergebnis der Interaktionen<br />

zwischen den Komponenten sind (Geiser, 2004, S. 45).<br />

Ein soziales System ist demnach ein konkretes System, deren Komponenten menschliche<br />

Individuen sind, die eine gemeinsame Umwelt teilen <strong>und</strong> auf andere Mitglieder des Systems<br />

einwirken. Beispiele für soziale Systeme sind Familien, Gruppen, Organisationen, Gemein-<br />

den, Nationen oder die Weltgesellschaft. Zusätzlich zu den Individuen umfassen soziale Sys-<br />

teme noch physische (z.B. Gebäude) <strong>und</strong> symbolische (z.B. Texte) Artefakte. Menschliche<br />

Individuen wiederum sind biopsychosoziokulturelle 11 Systeme mit dem Zentralnervensystem<br />

als Steuerungssystem (ebd., S. 48). Lernen, Wissen <strong>und</strong> motorische Fertigkeiten sind Bei-<br />

spiele für emergente Eigenschaften biologischer Prozesse der menschlichen Individuen. Des<br />

Weiteren erwerben Individuen selbst, sobald <strong>und</strong> soweit sie Komponenten sozialer Systeme<br />

sind, emergente oder relationale Eigenschaften wie die entsprechenden sozialen Rollen <strong>und</strong><br />

Prestige. Relational bedeutet das, dass diese Eigenschaften Beziehungen in sozialen Sys-<br />

temen voraussetzen. Die wichtigsten emergenten Eigenschaften sind demnach die Eigen-<br />

schaften der Sozialstruktur (ebd., S. 45).<br />

In der Betrachtung des sozialen Systems Fussball (vgl. Abb. 4) beschränken wir uns auf die<br />

Schweiz. Somit ist einerseits die Landesgrenze die Abgrenzung zur externen Struktur also<br />

zur Umwelt, andererseits zählen alle Dinge <strong>und</strong> Systeme, die nicht oder <strong>zum</strong>indest weniger<br />

stark mit dem Fussball in Verbindung stehen, zu dessen Umwelt. Zur internen Struktur zäh-<br />

len <strong>zum</strong> Beispiel folgende Subsysteme: <strong>Fussballfans</strong>zene, Fussballvereine, Schweizer<br />

Fussballverband, private Ordnungsdienste, Polizei, SBB, Sponsoren, Medien, Politik <strong>und</strong> die<br />

sozioprofessionelle Fanarbeit. Physische Artefakte sind das Stadion, der Bierstand oder der<br />

Extrazug; symbolische Artefakte das Match-Programm, das Ultramanifest oder die Fussball-<br />

regeln. Gesetzmässige Prozesse innerhalb des Systems Fussball sind der Spielplan der<br />

Superleague, die Regelungen des Schweizerischen Fussballverbands oder die Austra-<br />

gungsorte, die zusammen mit anderen Gesetzmässigkeiten das System aufrechterhalten.<br />

Emergente Eigenschaften des Systems Fussball sind soziale Prozesse in Form von Kom-<br />

munikation <strong>und</strong> Kooperation wie beispielsweise ein Fussballmatch an sich, die Homepage<br />

eines Vereins, Fangesänge oder ein Polizeieinsatz aufgr<strong>und</strong> von Ausschreitungen nach ei-<br />

nem Spiel. Relationale Eigenschaften eines Individuums im sozialen System Fussball sind<br />

der Torjubel eines einzelnen <strong>Fussballfans</strong>, die Berichterstattung eines Journalisten oder das<br />

Zünden einer bengalischen Fackel eines Ultras beim Einlaufen der Mannschaften ins Stadi-<br />

on.<br />

11 Der Begriff biopsychosoziokulturell wurde durch Obrecht (2005) geprägt.<br />

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