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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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3.1.1 Polizeiliche Kategorisierung<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Sicherheitsüberlegungen hat die Polizei <strong>Fussballfans</strong> in drei Kategorien einge-<br />

teilt <strong>und</strong> dadurch die erste international gebräuchliche Kategorisierung aufgestellt. Aus<br />

pragmatischen Gründen wurde die Einteilung aufgr<strong>und</strong> des Gewaltpotentials vorgenommen,<br />

da diese die polizeiliche Arbeit r<strong>und</strong> um Fussballveranstaltungen prägt. Dabei wird unter-<br />

schieden zwischen dem ‘A-Fan’, der sich absolut friedlich verhält, dem ‘B-Fan’, der bei Gele-<br />

genheit zu Gewalt neigt <strong>und</strong> dem ‘C-Fan’, der zu Gewalt entschlossen <strong>und</strong> von ihr fasziniert<br />

ist. Mittlerweile wendet die Polizei ein neues Modell an <strong>und</strong> unterscheidet nur noch zwischen<br />

’Risk-’ <strong>und</strong> ’Non-Risk-Fans’. Für die Arbeit der Polizei ist diese Einteilung von grosser Bedeu-<br />

tung, um finanzielle <strong>und</strong> personelle Mittel gezielt einzusetzen <strong>und</strong> gefährliche Situationen<br />

frühzeitig zu erkennen. Da diese Differenzierung die Fans auf ihr Risikopotential beschränkt<br />

<strong>und</strong> somit von einer Defizit-Orientierung ausgeht, ist sie für die sozioprofessionelle Fanarbeit<br />

ungeeignet, da diese versucht, im Wissen um die existierenden Ressourcen der Fans zu<br />

handeln (Zimmermann, 2008; zit. nach Zimmermann & Lehmann, 2008, S. 12).<br />

3.1.2 Soziologische Kategorisierung<br />

Heitmeyer <strong>und</strong> Peter (1988, S. 32ff) unterscheiden in ihrem Modell ebenfalls zwischen drei<br />

Kategorien, den konsumorientierten, den fussballlzentrierten <strong>und</strong> den erlebnisorientierten<br />

<strong>Fussballfans</strong>. Der konsumorientierte Fussballfan macht seinen Besuch im Stadion in erster<br />

Linie von der erwarteten Attraktivität des bevorstehenden Fussballspiels abhängig <strong>und</strong> ent-<br />

scheidet sich meist spontan für einen Spielbesuch. Der fussballzentrierte Fan besucht wenn<br />

möglich jedes Spiel seines Vereins <strong>und</strong> weist eine überaus hohe Identifikation mit seinem<br />

Club aus (Illi, 2004, S.17f). Der erlebnisorientierte Fan schliesslich sieht im Fussball in erster<br />

Linie eine Plattform, um sich selbst zu inszenieren <strong>und</strong> daraus intensive Erlebnisse zu erfah-<br />

ren (Zimmermann, 2008; zit. nach Zimmermann & Lehmann, 2008, S. 15).<br />

Bedingt durch den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel <strong>und</strong> die zunehmende Kommerzia-<br />

lisierung des Fussballs lässt die heutige Fanszene sich kaum mehr mit derjenigen verglei-<br />

chen, als dieser Ansatz entwickelt wurde. Jüngere Phänomene wie die Entwicklung der Ult-<br />

raszene sind nicht mehr trennscharf in dieser Kategorisierung einzuordnen. Ein weiterer Kri-<br />

tikpunkt an diesem Ansatz ist die eindimensionale Betrachtungsweise, wodurch die Bezeich-<br />

nung zu einer Kategorie die Merkmale einer anderen ausschliesst (Zimmermann, 2008;<br />

zit. nach Zimmermann & Lehmann, 2008, S. 15).<br />

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