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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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Die Ultras erwähnen, dass vor allem bei wichtigen Spielen gezündet wird, wobei ein zusätzli-<br />

cher Faktor ist, wie einfach das pyrotechnische Material ins Stadion gebracht werden kann.<br />

Zur intrinsischen Motivation geben die Ultras an, dass sie schon immer von <strong>Feuerwerk</strong> faszi-<br />

niert waren. Ihnen gefällt der optische Effekt <strong>und</strong> sie verbinden die Pyro-Shows mit Emotio-<br />

nen. Sie sind während des Zündens nervös <strong>und</strong> es gibt ihnen einen zusätzlichen ’Kick’ auf-<br />

zupassen, nicht erwischt zu werden.<br />

Bei den Sanktionen fällt auf, dass nur ein Ultra erwähnt hat, dass Bussen für den Verein den<br />

Umstand beeinflussen, ob gezündet wird oder nicht. Bei Sanktionen, welche die Ultras selber<br />

betreffen, sieht dies anders aus. Alle gaben an, dass sie sich den Sanktionen in Bezug auf<br />

die Verwendung von pyrotechnischem Material bewusst sind. Die befragten Ultras, welche<br />

bereits einmal sanktioniert wurden, gaben an, dass die Sanktion zwar gewirkt hat <strong>und</strong> die<br />

meisten ihr Verhalten geändert hätten. Sie erleben die Sanktion jedoch als willkürlich, über-<br />

trieben <strong>und</strong> nicht gerechtfertigt. Vor allem die Gleichstellung von Pyro-Zünden mit einer Ge-<br />

walttat empfinden sie als ungerecht. Ausserdem bezeichnen sie die Sanktion als tiefen Ein-<br />

schnitt in ihr Leben. <strong>Eine</strong> weitere Gefahr bei Stadionverboten besteht darin, dass sanktionier-<br />

te Leute erst recht mit gewalttätigen Personen in Kontakt kommen. <strong>Eine</strong> Möglichkeit für eine<br />

bessere Sanktion als Stadionverbot sehen sie darin, gemeinnützige Arbeit für den Verein zu<br />

verrichten. Ein Ultra lehnt diese Sanktion jedoch aus Stigmatisierungsgründen ab. Generell<br />

sind die Ultras der Meinung, dass mehr kommuniziert statt bestraft werden sollte.<br />

Bei der Betrachtung der Ergebnisse ist besonders aufgefallen, dass sich die Aussagen der<br />

Ultras zu den Sanktionen sehr stark mit den Aussagen aus der Studie von Pilz (2006) de-<br />

cken (vgl. Kap. 3.2.). Die Situation, wie zurzeit mit Stadionverboten umgegangen wird, darf<br />

als nicht befriedigend bezeichnet werden. Die Verbote erzielen zwar eine gewisse Wirkung,<br />

aber die Paragraphen können willkürlich ausgelegt werden. Ausserdem wird nicht zwischen<br />

Abbrennen von pyrotechnischem Material <strong>und</strong> Gewalttat differenziert. Für die befragten Ult-<br />

ras bedeutet diese Sanktion einen enormen Einschnitt in ihr Leben, weil man ihnen das<br />

Wichtigste im Leben nimmt. Die Tatsache, dass trotz harter Strafen oft gezündet wird zeigt,<br />

dass nach anderen Lösungen gesucht werden sollte. In einigen Vereinen wurden bereits<br />

Projekte gestartet, bei denen die Betroffenen gemeinnützige Arbeiten verrichten konnten, um<br />

somit ihr Stadionverbot zu reduzieren. Leider wurde das Projekt wieder abgesetzt, da es zu<br />

Differenzen zwischen Verein <strong>und</strong> Fans gekommen ist. Dieser Umstand ist bedauerlich, denn<br />

solche Projekte wären eine Möglichkeit, um sinnvoll mit Sanktionen umzugehen. Dies sehen<br />

auch die Ultras so <strong>und</strong> wären offen für weitere Versuche <strong>und</strong> Gespräche.<br />

Im Bezug auf die Falltypen fällt auf, dass beide Ultras aus dem Szenekern, welche auch mit<br />

der Vereinsleitung im Kontakt stehen, mittlerweile nicht mehr zünden. Daraus kann ge-<br />

schlossen werden, dass Ultras, welche in einer engen Beziehung <strong>zum</strong> Verein stehen, nicht<br />

mehr zünden, weil zwischen ihnen <strong>und</strong> dem Verein eine Verbindlichkeit entstanden ist. Sie<br />

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