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Fussballfans und Feuerwerk Eine qualitative Untersuchung zum ...

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nicht alle Entwicklungen (vgl. Kap. 2.1) unreflektiert hinzunehmen, sondern kritisch zu<br />

hinterfragen (S. 64ff).<br />

3.2.3 Die Ultrakultur<br />

Utz <strong>und</strong> Benke (1997; zit. nach Pilz et al., 2006, S. 66) haben in ihrer <strong>Untersuchung</strong> fest-<br />

gehalten, dass sich die Ultrakultur besonders durch folgende Eigenschaften auszeichnet:<br />

- Solidarität: Zusammenhalt in der Kurve <strong>und</strong> speziell in der Gruppe, die wechselseitige<br />

Unterstützung <strong>und</strong> die Treue <strong>zum</strong> Verein.<br />

- Maskulinität: Mut , Stärke, Ausdauer, Unerschrockenheit, Ritterlichkeit.<br />

- Triumphalen Erfolg: Bei den Choreografien, Fangesängen, Spruchbändern oder bei<br />

gewalttätigen Auseinandersetzungen die Sieger sein.<br />

- Territoriale Souveränität: Herrschaftsanspruch von Fangruppierungen in jenem Sta-<br />

dionblock, den sie sich symbolisch angeeignet haben.<br />

Im Zeitalter der Kommerzialisierung des Fussballs verstehen sich Ultras als einen kritischen<br />

Gegenpol. Sie kämpfen für den Erhalt der traditionellen Fankultur, gegen Stadionverbote <strong>und</strong><br />

gegen reine Sitzplatzstadien. Die Fankurven haben durch die Ultras eine Stimme bekom-<br />

men, die auf vereins- oder ligapolitische Probleme <strong>und</strong> Missstimmungen aufmerksam macht.<br />

Neben der Protestkultur unterscheiden Pilz et al. (2006, S. 67) noch zwei weitere Kulturen<br />

der Ultras: die Zuneigungskultur, in der die Ultras ihre Zuneigung zu Spielern <strong>und</strong> dem Ver-<br />

ein bek<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> die Provokationskultur, in der sie ihre Abneigung gegenüber anderen<br />

Vereinen <strong>und</strong> gegnerischen Fans <strong>zum</strong> Ausdruck bringen.<br />

Als deutliches Zeichen der Protestkultur gegen die Kommerzialisierung des Fussballs gilt das<br />

Manifest der Ultras der AS Roma (vgl. Anhang 2), welches von zahlreichen anderen Ultra-<br />

gruppierungen übernommen <strong>und</strong> nur unwesentlich verändert wurde (S. 72).<br />

3.2.4 Ultras <strong>und</strong> pyrotechnisches Material<br />

Das Abbrennen von bengalischen Fackeln oder Rauchpetarden ist ein wichtiger Bestandteil<br />

der Ultrakultur <strong>und</strong> übt eine grosse Faszination auf viele Ultras aus (vgl. Abb. 4). Gerade<br />

diese südländische Kultur des Anfeuerns, diese Emotionalität gehört für die Mehrheit der<br />

Ultras zu ihrem Fandasein dazu. Die repressiven Massnahmen haben in Deutschland dazu<br />

geführt, dass diese Faszination in der ersten Liga <strong>zum</strong>indest bei den Heimspielen kaum<br />

mehr praktiziert wird. Vielmehr verlagern die Ultras ihre pyrotechnischen Aktionen auf Aus-<br />

wärtsfahrten oder in die unteren Ligen, wo sie nicht oder kaum mit Sanktionen rechnen müs-<br />

sen (S. 47).<br />

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