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qualitative und quantitative untersuchungen an nervus suralis ...

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Da nur bei 30% der Patienten mit Polyneuropathien eine Ursache gef<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong><br />

Polyneuropathien häufig sind (PNP-Prävalenz 40/100000 Einwohner im Gegensatz zu<br />

4,3/100000 bei ALS), ist eine Koinzidenz von diesen zwei Erkr<strong>an</strong>kungen nicht<br />

auszuschließen, mathematisch jedoch sehr unwahrscheinlich (1,72/100 Millionen). Allerdings<br />

wäre eine solche Koinzidenz bemerkenswert <strong>und</strong> könnte auf einen gemeinsamen, d<strong>an</strong>n nicht<br />

zufälligen, pathologischen Prozeß als Ursache hinweisen. Wichtig sind in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g Beobachtungen, die besagen, daß die pathologischen Veränderungen, die am<br />

N. <strong>suralis</strong> von ALS-Patienten vorliegen, sich im Prinzip nicht von den Veränderungen<br />

unterscheiden, die am motorischen Nerven der ALS-Patienten gef<strong>und</strong>en werden (Kawamura<br />

et al. 1981, Bradley et al. 1983). Dies ist auch bei den vorliegenden Fällen gegeben, es gab<br />

keinen Fall, der für ALS untypische Veränderungen, denkbar wären z.B. entzündliche<br />

Infiltrate oder ausgeprägte Demyelinisierungen mit Zwiebelschalenbildung, aufwies.<br />

Um die Fälle von Suralisbiopsien zu ermitteln, die von Patienten mit ALS stammten, wurden<br />

die Biopsien gesammelt, die in der Diagnosekartei des Edinger-Instituts unter der Diagnose<br />

ALS oder als vereinbar mit ALS abgelegt waren. Es zeigte sich, daß, falls zusätzlich eine<br />

Muskelbiopsie vorh<strong>an</strong>den war, die Bef<strong>und</strong>e immer d<strong>an</strong>n als kompatibel mit einer ALS<br />

<strong>an</strong>gesehen wurden, wenn ein netzförmiges Verteilungsmuster der atrophischen Muskelfasern<br />

vorh<strong>an</strong>den war. Fälle, in denen g<strong>an</strong>ze Faszikel nur noch aus atrophischen Fasern best<strong>an</strong>den,<br />

zusammen mit einer ausgeprägten Fasertypengruppierung, wurden eher spinalen<br />

Muskelatrophien zugerechnet. Der diesem diagnostischen Vorgehen zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Ged<strong>an</strong>ke ist der, daß das letztere histologische Bild eher einem sehr l<strong>an</strong>gsam fortschreitendem<br />

neurogenem Prozeß entspricht, bei dem noch ges<strong>und</strong>e Neurone die Möglichkeit hatten, durch<br />

Aussprossung von Kollateralen denervierte Muskelfasern mitzuinnervieren. Andererseits sind<br />

d<strong>an</strong>n aber schon g<strong>an</strong>ze Faszikel, die nur noch von einer motorischen Einheit versorgt wurden,<br />

nach deren Absterben nicht mehr innerviert. Dieses Bild wird bei der spinalen Muskelatrophie<br />

<strong>an</strong>getroffen, da die Patienten zum Zeitpunkt der Biopsie schon <strong>an</strong> einem l<strong>an</strong>gsamen<br />

kontinuierlich fortschreitenden pathologischen Prozeß leiden, der z. T durch kollaterale<br />

Innervation kompensiert ist. Bei diesem Vorgehen wird die spinale Muskelatrophie nicht<br />

genetisch, sondern durch den l<strong>an</strong>gen Zeitraum des Kr<strong>an</strong>kheitsverlaufs definiert. Dagegen<br />

weist das netzförmige Verteilungsmuster der atrophischen Fasern, oft ohne ausgeprägte<br />

Fasertypengruppierung, eher auf relativ frische Denervationen <strong>und</strong> einen schnell verlaufenden<br />

pathologischen Prozeß hin, bei dem noch keine oder keine ausreichende Aussprossung<br />

kollateraler Neurone stattgef<strong>und</strong>en hat. Dem entspricht die Beobachtung, daß bei ALS nur in<br />

ca. 30% der Fälle Fasertypengruppierungen gef<strong>und</strong>en werden. Allerdings k<strong>an</strong>n der<br />

Endzust<strong>an</strong>d dieses Prozesse auch in einer Atrophie des gesamten Faszikels münden.<br />

Dieses nur durch die Erkr<strong>an</strong>kungsgeschwindigkeit definierte Vorgehen führt natürlich zu<br />

einem Überlappungsbereich zwischen spinalen Muskelatrophien, den unter progressiven<br />

Muskelatrophien zusammengefaßten Erkr<strong>an</strong>kungen <strong>und</strong> spinalen Formen der ALS, also ALS-<br />

Formen mit l<strong>an</strong>gsamem Verlauf <strong>und</strong> vornehmlichen Symptomen des zweiten Motoneurons.<br />

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