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qualitative und quantitative untersuchungen an nervus suralis ...

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1.1.3 Diagnose <strong>und</strong> Differentialdiagnose<br />

Die Diagnose ALS ist weitgehend durch klinische Untersuchungen zu stellen <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n<br />

postmortal neuropathologisch gesichert werden (s. Kap. 1.2.1). Zusätzlich stützt sie sich auf<br />

elektrophysiologische Kriterien, weiterhin müssen <strong>an</strong>dere Erkr<strong>an</strong>kungen ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Charakteristisch für die klassische Form der ALS ist die Kombination von zentralen <strong>und</strong><br />

nukleär motorischen Funktionsstörungen in wenigstens zwei verschiedenen Segmenten<br />

(bulbär, zervikal, lumbal) <strong>und</strong> ein chronisch progredienter Verlauf. Bei den <strong>an</strong>deren zur ALS<br />

gerechneten Vari<strong>an</strong>ten, die oft nur Vorstadien der klassischen ALS sind, besteht nur ein Teil<br />

der Symptome. Sensibilitätsstörungen sind für die meisten Neurologen ein<br />

Ausschlußkriterium für die Diagnose ALS, wie im vorausgehendem Kapitel beschrieben.<br />

Sensibilitätsstörungen gehören auch nicht zu den spinalen Muskelatrophien, hier ist jedoch<br />

das Kennedy-Syndrom eine bemerkenswerte Ausnahme. Diese durch das X-Chromosom<br />

vererbte Erkr<strong>an</strong>kung ist mit Schwäche des n. facialis, bulbärer Beteiligung <strong>und</strong> Gynäkomastie<br />

vergesellschaftet. Sensibilitätsstörungen können vorkommen, der Nervus <strong>suralis</strong> zeigt sowohl<br />

segmentale Demyelinisierungen wie auch eine distale Axonopathie (Kennedy et al. 1968,<br />

Harding et al. 1982).<br />

Faszikulationen werden als ein Leitsymptom bei ALS gewertet <strong>und</strong> liegen bei 65-73% der<br />

Patienten vor (Güldenberg et al. 1994). Auch bei Ges<strong>und</strong>en gibt es Faszikulationen, sie treten<br />

bei ALS-Patienten jedoch disseminiert <strong>und</strong> <strong>an</strong> verschiedenen Muskelabschnitten auf, während<br />

benigne Faszikulationen gleiche Faszikel bevorzugen <strong>und</strong> die Patienten keine zusätzlichen<br />

EMG-Veränderungen aufweisen. Seltener werden Faszikulationen bei <strong>an</strong>deren<br />

Vorderhornerkr<strong>an</strong>kungen, wie z.B. der Poliomyelitis, dem Post-Polio-Syndrom oder<br />

Polyneuropathien beschrieben. Nach Rowl<strong>an</strong>d (1991) treten klinisch sichtbare Faszikulationen<br />

fast nur bei den multifokalen motorischen Neuropathien mit Leitungsblock auf. Allerdings<br />

wurden auch bei ALS-Patienten, vor allem in der Gruppe mit möglichen Zeichen für eine<br />

Beteiligung des ersten motorischen Neurons (ALS-PUMNS), GM1-Antikörpertiter gef<strong>und</strong>en<br />

(Pestronk <strong>und</strong> F<strong>an</strong>g Li 1991, Kinsella et al. 1994), m<strong>an</strong>che dieser Patienten zeigen auch einen<br />

Leitungsblock in den elektrophysiologischen Untersuchungen (L<strong>an</strong>ge et al. 1992, L<strong>an</strong>ge et al.<br />

1993). Kinsella et al. f<strong>an</strong>den, daß Patienten mit hohen Titern von GM1-Antikörpern sowohl<br />

Zeichen für eine MND in Form der ALS-PUMNS oder PMA, wie auch für eine<br />

demyelinisierende Neuropathie mit Leitungsblock haben. Ihre Patienten mit MND <strong>und</strong> GM-1<br />

Antikörpern hatten auch oft leichte Sensibilitätsstörungen. S<strong>an</strong>toro et al. (1990) wiesen in<br />

einer Nervus <strong>suralis</strong> Biopsie von einer Patientin mit ALS, die einen erhöhten Anti-GM1<br />

Antikörper-Titer <strong>und</strong> einen Leitungsblock hatte, IgM Depots nach, die Diagnose einer ALS<br />

wurde von Steck <strong>und</strong> Kuntzer (1991) in diesem Falle <strong>an</strong>gezweifelt. Beachtenswert ist, daß<br />

Patienten mit Anti-GM1 Antikörpern im weiteren Verlauf eine sensomotorische Neuropathie<br />

entwickeln können (S<strong>an</strong>toro et al. 1990). Auf Gr<strong>und</strong> dieser Bef<strong>und</strong>e wird von Rowl<strong>an</strong>d in<br />

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