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qualitative und quantitative untersuchungen an nervus suralis ...

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1.2.2 Beziehung der histopathologischen Veränderungen im Nervensystem zu<br />

Mech<strong>an</strong>ismen der Kr<strong>an</strong>kheitsentstehung bei ALS<br />

Es besteht weitgehend Einigkeit in der Literatur, daß die ALS eine Erkr<strong>an</strong>kung des<br />

Perykaryons <strong>und</strong> der Axone ist. Viele Debatten wurden darüber geführt, ob v.a. das<br />

Perikaryon betroffen ist, es sich eher um eine distal beginnende axonale "dying-back"<br />

Neuropathie h<strong>an</strong>delt oder ob die proximalen Veränderungen des Axons eine führende Rolle<br />

spielen (Bradley et al. 1983). Bei dem oft favorisierten Konzept der dying-back Neuropathie<br />

h<strong>an</strong>delt es sich um eine axonale Degeneration, die bei vielen toxisch induzierten <strong>und</strong><br />

spont<strong>an</strong>en Neuropathien vorliegt. Die Schädigung beginnt am Axon distal <strong>und</strong> schreitet<br />

zentripetal fort. Das ursprüngliche Erklärungskonzept für die dying-back Schädigungen<br />

beruhte auf der monogenetischen Doktrin, daß das Axon abhängig von den trophischen<br />

Einflüssen des neuronalen Zellkörpers sei <strong>und</strong> eine Störung der Funktion des Zellkörpers sich<br />

zuerst <strong>an</strong> den am weitesten entfernten Abschnitten, dem distalen Axon, bemerkbar macht.<br />

Damit wäre die dying-back Neuropathie eine Erkr<strong>an</strong>kung des Neurons mit distal beginnender<br />

M<strong>an</strong>ifestation. In der weiteren Entwicklung der verschiedensten Hypothesen zu den dying-<br />

back Neuropathien wurden inzwischen auch direkte pathogenetische Einflüsse auf das Axon<br />

diskutiert (Spencer <strong>und</strong> Schaumburg 1976). Auch im Falle der ALS gibt es Versuche,<br />

verschiedene Phänomene, wie z. B. die Akkumulation von Neurofilamenten in den<br />

proximalen Axonen, also eine proximale Axonopathie, mit dem dying-back Konzept zu<br />

vereinbaren. So könnte nach Chou (1995) bei ALS primär der l<strong>an</strong>gsame <strong>an</strong>terograde axonale<br />

Tr<strong>an</strong>sport gestört sein, was zu Schwellungen <strong>und</strong> Akkumulationen von Neurofilamenten im<br />

proximalen Axon <strong>und</strong> zu intrazytoplasmatischen Einschlüssen im Motoneuron <strong>und</strong><br />

konsekutivem Zelltod führt. Die dying-back Neuropathie mit sek<strong>und</strong>ärer Demyelinisierung<br />

wäre d<strong>an</strong>n eine Folge dieser beiden pathologischen Prozesse.<br />

Das Problem, Kr<strong>an</strong>kheiten des Perikaryons nach Möglichkeit von peripheren Neuropathien,<br />

oder besser von Axonopathien (Thomas 1991), zu unterscheiden, ist nach Rowl<strong>an</strong>d (1991)<br />

keine alleinige Debatte unter Theoretikern mehr, seit es verschiedene Therapie<strong>an</strong>sätze<br />

involviert. Damit ist vor allem die Abgrenzung zu der immunologisch bedingten MMN<br />

gemeint. Weiterhin gibt Rowl<strong>an</strong>d (1991) jedoch zu bedenken, ob das Auffinden von<br />

Abnormalitäten in Nervus <strong>suralis</strong> Biopsien bei Patienten mit ALS dazu berechtigt,<br />

automatisch von einer (Poly-) Neuropathie zu sprechen. Dies würde durch Ungenauigkeiten in<br />

der Definition implizieren, daß es sich bei Fällen mit Affektion des sensiblen Nervensystems<br />

möglicherweise nicht um eine Erkr<strong>an</strong>kung der Perikarien h<strong>an</strong>deln könnte. Gerade die<br />

Untersuchungen von Abnormalitäten in Nervus <strong>suralis</strong>-Biopsien könnten jedoch interess<strong>an</strong>t<br />

sein, um allgemeingültige pathogenetische Prinzipien bei ALS im Frühstadium der<br />

Erkr<strong>an</strong>kung zu betrachten (Kawamura et al. 1981, Di Trap<strong>an</strong>i et al. 1986).<br />

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